Abgeschlossene Diplom- und Doktorarbeiten aus dem Gebiet der Moraltheologie
Ob das Luxusauto, das Markenkostüm, das Festtagsmenü oder die Architektur eines öffentlichen Gebäudes: Überall werden gesellschaftliche Wertvorstellungen über Symbole kommuniziert. Aus diesem Grund dürfte es schwierig sein, den Wandel und die Vermittlung von Werten rein über abstrakte, rationale Argumente zu gestalten. Emotionale Symbolsetzungen wie die Greenpeace-Besetzung einer Ölplattform, der Bau eines Minaretts oder auch die sinnenfällige Gestaltung der christlichen Sakramente bewirken viel mehr. Die Diplom- oder Doktorarbeit könnte sich in verschiedenen Sektoren des gesellschaftlichen und privaten Lebens auf die Suche von Wertsymbolen begeben und diese auf ihre Gehalte analysieren. Sie sollte aber auch grundsätzlich nach der anthropologischen Bedeutung solcher Symbolwerte fragen und daraus Konsequenzen für das Handeln der Kirche ziehen.
In den gegenwärtigen Debatten über die Kürzung von Sozialleistungen prallen scheinbar zwei Weltbilder aufeinander: Das „neoliberale“ Weltbild, das für einen minimalen Staat und für maximale unternehmerische Freiheit eintritt, und das „soziale“ Weltbild, das für maximale Erhaltung des bisherigen Fürsorgestaates und minimale Risiken der Einzelpersonen wirbt. Dabei wird aber auch in kirchlichen Kreisen oft vergessen, dass die christliche Soziallehre einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen kennt und vertritt: Das Subsidiaritätsprinzip – so viel Hilfe wie nötig, so viel Eigenverantwortung wie möglich. Hilfe muss also dort geleistet werden, wo jemand eine Herausforderung alleine nicht meistern kann. Sie ist aber dort verfehlt, wo jemand stark genug ist, sich selbst zu helfen.- Was sagen neuere kirchliche Dokumente, insbesondere jene, die die Reformen des europäischen Sozialstaatsmodells im Blick haben, über die Subsidiarität? Wie versuchen sie angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen, dieses Prinzip zu konkretisieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen?
Für eine säkularisierte Gesellschaft tauchen in den gegenwärtigen Debatten über Umwelt- und Klimaschutz einerseits und Atom- und Gentechnologie andererseits erstaunlich viele Hoffnungs- und Schreckensvisionen auf. Theologisch betrachtet sind die öffentlichen Debatten voll von messianischen Heilserwartungen und apokalyptischen Unheilsbefürchtungen. Diese (Un-) Heilserwartungen sind oft verdeckt und werden nicht kritisch hinterfragt. Zugleich aber besitzen sie in jedem Fall ein hohes emotionales und damit handlungsorientierendes und motivierendes Potenzial. Sie entfalten enorme Wirkung. Von ihrer sachgerechten Wahrnehmung und Berücksichtigung hängt daher die ethische Vernünftigkeit des gesellschaftlichen Diskurses über Umwelt und Technologie entscheidend ab. Auf dem Hintergrund des biblischen Umgangs mit eschatologischen Visionen sollen Kriterien dafür gefunden werden, wie Heils- und Unheilsvisionen verantwortet in den gegenwärtigen Gesellschaftsdiskurs eingebracht werden können.
In der angelsächsischen Debatte der letzten Jahrzehnte spielt der sog. Kommunitarismus eine nicht weg zu denkende Rolle. Seine Kernthese: Ethos und Ethik sind gebunden an den Kontext konkreter Gemeinschaften. Sie verkörpern deren Selbstverständnis und spiegeln deren Identität. Ethische Ansprüche dienen letztlich dem Erhalt der Gemeinschaft. Damit steht die Frage im Raum, wie weit ethische Urteile überhaupt universal einsichtig gemacht werden können. Gibt es nicht doch einen „harten Kern“ unveränderlicher Grundanschauungen, die sich als Grundlage jeder vernünftigen Ethik herausschälen lassen?
Der Pluralismus der Religionen bedeutet unter anderem, dass unterschiedliche ethische Werte, Urteile und Forderungen parallel gelten. Diese werden vor allem dann wahrgenommen, wenn sie in Spannung geraten mit dem jeweiligen Werthorizont einer Gesellschaft (Stichwort Kopftuch, Klassenzimmer-Kruzifix, religiös motivierte Anschläge usw.). Was bedeutet also Toleranz gegenüber anderen Religionen? Ist dies ein tauglicher Begriff für die Pluralismus-Debatte? Gibt es religiöse/ ethische Werte, die aus moralischer Sicht nicht tolerierbar und nicht akzeptierbar sind (Toleranzgrenzen)?
In vielen Diskussionen erscheint das Gelingen des Lebens als ethische Urteilskategorie. Dahinter steht die Annahme und das Urteil, dass das eigene Leben (und das der anderen) gelingen kann, darf und soll. Die Plausibilität, die dieser Begriff besitzt, ist allerdings zu überprüfen. Wie zeigt sich „gelungenes“ Leben, wodurch wird es möglich (Kriterien)? Was bedeutet eine solche Rede für das Scheitern von Menschen? Kann ein Leben in absoluter Armut gelingen? Und vor allem: Welche Konsequenzen folgen etwa für den Schutz Ungeborener mit mangelnden Chancen (Behinderungen, Krankheiten, soziale Verhältnisse usw.), für unheilbar Kranke, für die Sterbehilfe- und Suiziddebatte etc.?
Noch die Katechismen der 90er Jahre des 20. Jh. strukturieren die spezielle Moraltheologie ausschließlich entlang der Zehn Gebote. Sie versuchen, auch völlig neue Probleme wie Gentechnik, Medien, Sozialsysteme usw. komplett unter eines dieser Gebote zu subsumieren. Ist das moraltheologisch und exegetisch sinnvoll? Könnte nicht die Bedeutung des Dekalogs für eine moderne Moraltheologie auf einer ganz anderen (nämlich formalen) Ebene liegen? Zur Beantwortung dieser Frage müssen neuere Erkenntnisse der Exegese ebenso wie systematisch-theologische Überlegungen berücksichtigt werden.
Im Jahr 1990 legte der Theologe Hans Küng seine programmatische Schrift „Projekt Weltethos“ vor. 1993 verabschiedete das Parlament der Weltreligionen in Chicago hierzu eine Erklärung und einigte sich auf vier ethische Grundsätze. Ziel des Projekts ist es, nach ethischen Überzeugungen zu suchen, die allen großen Religionen gemeinsam sind, und so vereint die Stimme für mehr Menschlichkeit in der Welt zu erheben. Aber geht das so einfach? Kann man die Jahrtausende alten religiösen Traditionen unmittelbar miteinander harmonisieren? Anders gefragt: Wie könnte ein interreligiöser und interkultureller Dialog aussehen, der auch die Verschiedenheit der Religionen ernst nimmt und als Chance begreift?
Immer stärker geraten die Gesundheitssysteme der westlichen Industrieländer unter ökonomischen Druck. Die Ursachen dafür liegen nicht nur im gewaltigen Fortschritt der Medizin. Sie sind weit vielschichtiger und komplexer. Auf der anderen Seite ist klar, dass in einer Gesellschaft mit immer mehr alten und immer weniger jungen Menschen die Grenzen der finanziellen Möglichkeiten bald erreicht sein werden. „Allen das Beste zu geben“ – dieses Motto ist der Traum vom Schlaraffenland, aber nicht die Wirklichkeit einer endlichen Welt. Wie aber kann eine Begrenzung medizinischer Leistungen ethisch gerecht strukturiert werden? Wie lässt sich verhindern, dass die Reichen alles und die Armen nichts bekommen? Und was kann die Theologie zur Lösung dieser Probleme beitragen?