Institut für Kirchengeschichte und Patrologie
Moderne Kirchengeschichte – kulturgeschichtlich unter Einbeziehung einer historischen Anthropologie mit sozialgeschichtlichen Implikationen verstanden – ist personenorientiert. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen konkrete Subjekte mit der gesamten Fülle ihrer Existenz: die herausragenden Figuren ebenso wie die unscheinbaren, die Eliten genauso wie die breite Masse der Gläubigen. Mittels moderner Quellenkritik werden Akteure und Akteursgruppen ausgemacht, Wissensvorräte profaner und religiöser Provenienz erschlossen, Diskurse offengelegt und Kommunikationsprozesse analysiert. Immer steht der Mensch mit all seinen Erfahrungen und Optionen, mit seinen Möglichkeiten, aber auch mit seinen Kontingenzen und den entsprechenden Bewältigungsmechanismen im Fokus dieser Überlegungen.
Ziel der Kirchengeschichte ist zu verstehen, wie Menschen innerhalb ihres Rahmens gesellschaftlicher Möglichkeiten ihr Christsein begriffen und gelebt haben, wie sie an Gott geglaubt haben und wie dieser Glaube in Institutionen, Formen und Verfahren konkrete soziale Gestalt angenommen hat. Insofern beschäftigt sich Kirchengeschichte mit der Rekonstruktion des Handelns und Wollens, des Wissens und Glaubens von Menschen vergangener Zeiten und betrachtet vergleichend die Entwicklungsprozesse bis heute.