Institut für Praktische Philosophie / Ethik

Praktische Philosophie befasst sich mit dem Handeln des Menschen. Sie fragt nach den Voraussetzungen und Prinzipien guten Handelns und prüft deren systematische Begründung. Die Gebiete der praktischen Philosophie sind daher so vielfältig, wie die Dimensionen des Handelns. Zu den Gebieten der praktischen Philosophie zählen neben der Ethik etwa die Technikphilosophie, die Rechtsphilosophie, die Wirtschaftsphilosophie, die Politische Philosophie und die Geschichtsphilosophie. Mit der Bezeichnung der Professur "Praktische Philosophie/Ethik" wird die Ethik besonders hervorgehoben, da ihr sowohl in der Forschung als auch im Lehrangebot ein besonderes Gewicht zukommt.

Dass die Ethik Konjunktur hat – nicht nur in Oberösterreich, sondern weltweit – hängt damit zusammen, dass Ethik auf Krisen reagiert. Als philosophische Reflexion wird sie nötig, wo Selbstverständlichkeiten des Handelns und der moralischen Überzeugungen nicht gegeben sind. Das gilt zum Beispiel in den Wissenschaften und in der Entwicklung und Anwendung von Technologien. Neue Handlungsmöglichkeiten – man denke etwa an gentechnisch erzeugte Lebensmittel, die Herstellung von Samen- und Eizellen aus Stammzellen, Mensch-Maschine-Schnittstellen – haben zu neuen Fragen und Problemen geführt. Weitere schwierige Herausforderungen sind durch die Stichworte Umweltschutz, globale Sicherheit und Armutsbekämpfung benannt. All das erfordert philosophische Reflexion.

Diese beschränkt sich nicht nur auf die Frage nach den möglichen Konsequenzen dieser Handlungsmöglichkeiten, ob wir diese wollen können oder nicht. Aufgabe der Ethik ist vielmehr stets auch eine methodische Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen dieser Handlungsmöglichkeiten, die Verdeutlichung sowie Prüfung zugrundeliegender, leitender Prinzipien und Argumentationsformen.

So ist heute unbestritten, dass Praktische Philosophie bzw. Ethik ein Recht auf eine eigene Stimme im Konzert der Wissenschaften haben. Philosophie kann hier ein Gespräch zwischen den akademischen Disziplinen anstoßen und moderieren, um Orientierungswissen zu ermöglichen und normative Beurteilungsinstrumente zu schaffen. Sie sucht den Dialog mit der Zivilgesellschaft und bietet die Möglichkeit zur Selbstverständigung der Gesellschaft in ihrem Tun. So versteht sich die Professur als Schnittstelle zu anderen universitären Einrichtungen in Linz, Österreich und darüber hinaus sowie als Ort für ein Forum des BürgerInnengesprächs.