Frauenbilder im Mariendom

Heilige, fromme Frauen und Weiblichkeitskonzepte. Ein Projekt in Entwicklung

Ausgehend von einem interdisziplinären Seminar unter der Leitung von Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta (Architekturgeschichte) und Univ.-Ass.in Mag.a Martina Resch (Theologie) beschäftigen sich Studierende der KU Linz seit dem Wintersemester 2019/20 mit Darstellungen von Frauenbildern im Linzer Mariendom.

Als ein erstes Ergebnis wurden die dabei erarbeiteten Fallstudien im März 2021 in Form der Broschüre Licht.Schatten.Dasein. Frauenbilder im Linzer Mariendom veröffentlicht. Daran knüpften sich eine Präsentation mit Impulsreferat und Diskussion sowie Themenführungen im Linzer Mariendom. Einen Bericht zum Projekt sowie Verlinkungen zu weiteren Medienberichten finden Sie hier

"Frauenbilder im Mariendom" wurde im Sommersemester 2022 mit dem Projekt DIE BETRACHTERIN│DIE DARSTELLERIN fortgesetzt und bildet den Ausgangspunkt für die Reihe DonnaStage. Familien.Bilder.Mariendom im Jahr 2024 anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Mariendom".   

Zum Linzer Mariendom
Der Bau des Linzer Mariä-Empfängnis-Doms in Linz wurde 1854 durch Bischof Franz Joseph Rudigier veranlasst. Am 1. Mai 1862 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach 62 Jahren Bauzeit wurde der Mariendom am 29. April 1924 von Bischof Johannes Maria Gföllner geweiht. Fertiggestellt wurde der neugotische Kirchenbau jedoch erst 1935. Im Jahr 2024 wird mit einer Reihe von Veranstaltungen das 100jährige Weihejubiläum des Mariendoms begangen.



DonnaStage. Familien.Bilder.Mariendom

Als dritte Phase im Rahmen des Projekts Frauenbilder im Mariendom setzen Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta (Kunstwissenschaft) und Univ.-Ass.in Mag.a Martina Resch (Theologie) ihre feministischen Interventionen im Dom anlässlich des Weihejubiläums "100 Jahre Mariendom" im Jahr 2024 mit der Veranstaltungsreihe DonnaStage. Familien.Bilder.Mariendom fort. Dabei wird der Linzer Mariendom zu einem ästhetisch-kritischen Aushandlungsort für zeitgenössische Fragen nach Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit.

Zusammen mit einem Organisationsteam bestehend aus Martina Gelsinger (Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz), Veronika Kitzmüller (kfb oö), Eva-Maria Kienast (Haus der Frau) und Karin Imlinger-Bauer (Projektkoordination "100 Jahre Mariendom") entwickelten Anna Minta und Martina Resch ein vielfältiges Programm mit Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen und einer Schreibwerkstatt, an dem zahlreiche Kolleginnen der Fachbereiche Kunstwissenschaft und Theologie der Katholischen Privat-Universität Linz sowie Kolleginnen aus dem Lentos Kunstmuseum Linz, dem Nordico Stadtmuseum Linz, dem Salzburg Museum, der Kunstuniversität Linz, der Universität Wien, aus der Stadtkulturarbeit und aus dem Landestheater Linz beteiligt sind.

Bestandteil des Programms sind "Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie", die im Jubiläumsjahr 2024 im Kunstraum Turmkapelle West zu sehen sind. Vor dem Hintergrund des geschlechterstereotypen Bildprogramms im historischen Dom reflektieren Künstlerinnen  - ausgehend von ihrer künstlerischen Praxis - kritisch über Frauen und (die Heilige) Familie und eröffnen neue Bedeutungsebenen für Betrachterinnen und Betrachter.

Das Team der DonnaStage verurteilt den misogynen Angriff auf das Kunstwerk "crowning" von Esther Strauß auf das Schärfste: Lesen Sie hier eine umfangreiche Stellungnahme in Form von "Frequently Asked Questions" zu den Ereignissen. 

Alle Termine von DonnaStage (runterscrollen)

Programmbroschüre DonnaStage

 


Medien
Interview mit Anna Minta und Martina Resch auf radio klassik Stephansdom, 26. April 2024 [Nachhören]

Eine Kooperation von
Diözese Linz / Fachbereich Kunst und Kultur, Diözesankunstverein Linz, Haus der Frau, Katholische Frauenbewegung Oberösterreich, Katholische Privat-Universität Linz



/DIE BETRACHTERIN/ /DIE DARSTELLERIN/

Zwei Künstlerinnen widmen sich künstlerisch-forschend den Frauenbildern* und Rollendarstel­lungen* im Linzer Mariendom.  Über biografische Erzählungen, historische Kontextualisierungen und künstlerische Interpretationen zu ausgewählten Frauenportraits sollen kreative Denkräume eröffnet und ein zeitgenössischer Diskurs über die Geschlechterkonstruktionen des katholischen 19. Jahr­hunderts angeregt werden. Das Kunstprojekt baut auf die Broschüre "Licht.Schatten.Dasein" (siehe unten) auf, in der Studierende der KU Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Anna Minta und Mag. Martina Resch nach Weiblichkeitskonzepten im Bildprogramm des Doms fragen. DIE BETRACHTERIN│DIE DARSTELLERIN will für Frauenbilder und Frauenleben in Geschichte und Gegenwart sensibilisieren.

"Wo bist du, Frau?" folgt dem biblischen Motiv der Suche Gottes nach dem Menschen/Adam im Rahmen seiner ersten Grenzüberschreitung und führt über dieses hinaus.  Wenn auch Adam sich beschämt unsichtbar zu machen meinte, so stellt heute die Beschämung das strukturelle Unsichtbar-machen von Frauen in den verschiedenen Zusammenhängen menschlichen Daseins dar.  "Frau, wo bist du?" verlangt nach einer Zeigegeste und einer selbstbewussten Antwort: "Hier bin ich!"

/DIE BETRACHTERIN/ von Margit Greinöcker nimmt mit wechselndem Blickpunkt einzelne Frauen­darstellungen im Mariendom in den Fokus ­– mit künstlerischem und wissenschaftlichem Interesse und mit optischem Gerät.

Auf Anregung des zur Bauzeit tätigen Bischofs sollten in den Glasfenstern neben biblischen Darstel­lungen unter anderem Land und Leute dargestellt und Szenen aus der Region vermittelt werden. Wer durfte eine Rolle einnehmen in dem prächtigen Mariä-Empfängnis-Dom? Welche Rollen wurden den Frauen zugeschrieben?

Aus diesem sehr dichten Geflecht an Erzählungen und Geschichte, die das Gesamtkunstwerk Marien­dom bilden, löst Margit Greinöcker mit Hilfe von Fernrohren einzelne Frauenbilder aus ihrem Gefüge und bringt sie aus der unerreichbaren Distanz nah an die Betrachter*innen heran. Parallel dazu involviert sie Expert*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen, die ihre aktuellen Recherchen und Inhalte einbringen und so das zeitgenössische Bild der Frauen im Dom zu schärfen helfen.

Präsentation /DIE BETRACHTERIN/
im Rahmen einer Wortgottesfeier unter der Leitung von Stefanie Hinterleitner
mit anschließender Eröffnung
Donnerstag, 7. April 2022, 18.15 Uhr
Mariendom Linz

RUNDE 1 – AB APRIL 2022
Mosaik zum Thema Grundsteinlegung; Attersee-Maria Puchheim-Fenster; St.-Florian-Fenster
Texte

RUNDE 2 – AB SEPTEMBER 2022
Ave-Maria-Fenster; Linz-Fenster; Salome (Mosaik)
Texte

RUNDE 3 – AB DEZEMBER 2022
Fenster Baumgartenberg, Säbnich-Waldhausen, Windhaag bei Perg, Münzbach;
Wernstein-Fenster; Die klugen und die törichten Jungfrauen (Mosaikblendfenster)
Texte

Zoe Goldstein übersetzt mit /DIE DARSTELLERIN/ fotografisch und in Form eines Modells die histori­sche Glasfenster-Darstellung "Pilgerfahrt II" in die Gegenwart mit neu verteilten Rollen und inszeniert eine objektbezogene inhaltliche Metamorphose von Sichtweisen.

Durch das Vertauschen der Geschlechterrollen und durch die Art der Präsentation möchte die Künst­lerin darauf hinweisen, Rollenzuweisungen in Gesellschaft und Kirche genauer zu betrachten. Da das Fenster aufgrund der Dimension und räumlichen Wirkung niemals detailliert gesehen werden kann, wird ein genaues Betrachten und ein analysierendes Verweilen des Blickes der Betrachter*innen ermöglicht, die zur Wandlung von Betrachtungs- und Sichtweisen führen.

Die männliche Dominanz in den Bildern wird durch den Rollentausch der Geschlechter in eine weib­lich dominierende Bildsprache übersetzt werden; Bedeutung sowie die Stellung der Frauen und jene der Männer können sichtbar und damit besprechbar werden. Die Szenerie des Originals wird, neben der zeitgemäßen Fotografie, als begehbare Kulisse aufgestellt und dient als "Selfie-Point", als Objekt, in dessen Boote sich jede und jeder begeben kann, um in einem sicheren Hafen anzukommen.

Präsentation /DIE DARSTELLERIN/
im Rahmen der Langen Nacht Bühnen
Samstag, 11. Juni 2022, 20.00-22.00 Uhr 
Mariendom Linz

Einladung

Begleitet wurde die Präsentation am 11. Juni von szenisch inszenierten Texten, Musik und einem Talk zum Thema Freiheit des Aufbruchs und Zwang zur Flucht.

Ein rund 90-minütiges Video der Präsentation ist bei DORFTV verfügbar.

Konzept/Dramaturgie: Zoe Goldstein
Musikalische Leitung: Elena Pierini
Komposition: Elena Pierini
Gesang: Antoaneta Mineva, Jovana Rogulja, Mary Osborne, Willemyn Spierenburg
Text: Maynat Kurbanova

Kulisse und Bild konnten bereits während der Langen Nacht der Kirchen am 10. Juni 2022 im Dom besichtigt werden. 

Kurzbeschreibung

Wissenschaftliche Leitung
Anna Minta (Kunstwissenschaft) und Martina Resch (Theologie)
Katholische Privat-Universität Linz, Diözese Linz – Pastorale Berufe

DIE BETRACHTERIN │ DIE DARSTELLERIN wird gefördert von
Margarete Schütte-Lihotzky Stipendium (Bundeskanzleramt Wien)
LINZimPULS
Domkapitel Linz
Katholische Privat-Universität Linz
Pro Mariendom
Diözese Linz

Das Projekt ist unter dem Titel The God of Men (Frauen im Mariendom) auch Teil des Art Electronica Festivals 2022 (7.- 11.9.2022).

Medien
News, Homepage KU Linz, 12.4.2022 LINK

Lauber-Gansterer, Agathe, Erkundungen im Mariendom. Die weibliche Seite der Domkirche, in: Der SONNTAG (Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien), 12.5.2022, 16 PDF

Steinbacher, Silvana, Frauenbilder im Mariendom, in: Die Referentin, 9.6.2022 LINK

Riedler-Bittermann, Claudia, Die Frauen im Fenster, in: Welt der Frauen 12/2022, 49-51 PDF

Interview mit den Projektbeteiligten, Radio Klassik Stephansdom, 29.3.2023 LINK


 

Präsentation "Licht.Schatten.Dasein"

Die Publikation "Licht.Schatten.Dasein" wurde am Internationalen Frauentag, dem 8. März 2021, im Rahmen einer im Hybrid-Modus im Hörsaal 1 der KU Linz abgehaltenen Präsentation vorgestellt.

Ausgehend von einem Impulsbeitrag der Historikerin Univ.-Prof.in Dr.in Gabriella Hauch (Universität Wien) zum Thema Frauenforschungen mit dem Fokus Linz stellten Projektteilnehmer ausgewählte Beispiele vor und diskutierten diese mit Teilnehmer*innen. 

Ein Videomitschnitt der Präsentation kann am YouTube-Kanal der KU Linz abgerufen werden. 

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit Pro Mariendom statt.


 

Broschüre "Licht.Schatten.Dasein"

Der Linzer Mariendom, der 2024 sein 100-jähriges Weihejubiläum feiern wird, ist ein herausragendes Zeugnis neogotischer Sakralbaukunst. Das Bildprogramm der bis 1924 weitgehend fertig gestellten Glasfenster und Skulpturen dokumentiert religionspolitische Entwicklungen und das Glaubens- und Frömmigkeitsverständnis seiner Zeit.

In den Beiträgen werden Frauenbilder im Linzer Mariendom auf ihre geschlechterspezifischen Aussagen hin befragt: Welche spezifisch weiblichen Eigenschaften und Aufgabenbereiche werden Frauen und Müttern zugewiesen, welche Bedeutung erhalten sie in den christlich geprägten Bildprogrammen? Wie verbinden sich religiöse Dogmen und Heiligengeschichten mit Frauenbildern und Weiblichkeitskonzepten in der Gesellschaft des 19./20. Jahrhunderts?

Zusammen mit Begleittexten "Der Dombau und die Frauen" (Anna Minta), "Um Mariens Willen" (Martina Resch), "Fromme Frauen – Apostelinnen Christi" (Ines Weber), "Soziale Mütterlichkeit – Frauenleben um 1900" (Anna Minta) und "Frauen-Darstellungen in den Fenstern des Doms" (Christina Wais-Wolf) haben Studierende der KU Linz Fallstudien erarbeitet und Texte über "Vollendung mit Haut und Haaren" (Katharina Bigus), "Der Bischof und die fromme Frau" (Heidemarie Böhm), "Idealisierung von Familie und Handwerk" (Gabriele Kiesenhofer), "Die klugen und die törichten Jungfrauen" (Doris Kanzler), "Heilige und ihre Schutzfunktion" (Werner Neubauer) und "Profane Frauen im Dienste des politischen Katholizismus" (Wolfgang Sagmüller) verfasst.

Die Diözese Linz / Bischof Rudigier Stiftung hat Produktion und Drucklegung der Broschüre großzügig unterstützt.

Die Publikation "Licht.Schatten.Dasein" liegt kostenlos im Linzer Mariendom auf, ist im Domshop sowie an der KU Linz erhältlich und kann als PDF heruntergeladen werden.

Medien
Edlinger, Anneliese, Auf der Suche nach der weiblichen Seite des Doms, in: Oberösterreichische Nachrichten, 2.3.2021, 26 PDF

News, Homepage KU Linz, 3.3.2021 LINK