Praktische Philosophie / Ethik: Lehrveranstaltungen

Univ.-Prof. Dr. phil. Fuchs

SE: "Research ethics"

Ethical questions arise when habits of action become disputable, because moral imperatives are neither obvious nor uncontroversial. Ethical reflection is also needed if such habits do not exist yet and action enters new territory. Science and research are fields of actions which aim at creating new territory: they are groundbreaking. Therefore, many ethical questions arise with scientific and technological innovations. Whether and how to apply new energy systems, how to deal with the worldwide data network or whether animal organs are to be implanted in humans, all these are ethical challenges which derive from research. Research ethics in the narrow sense shall, however, be understood as a field of ethical reflection which refers to the research itself, its methods, means and objectives. Three different dimensions constitute a reasonable classification of research ethics: Firstly, the internal rules of science and research as science, secondly, the rules of research as a process that intervenes with the world, for example in the sense of an experiment or a field study and thirdly, the question concerning the objective of research as a question of the moral assessment of possible applications.

DDr. phil. Max Gottschlich

SE: "Descartes: Meditationes de prima philosophia"

René Descartes‘ „Meditationes de prima philosophia“ (1641) ist eines der bedeutendsten und wirkmächtigsten Werke. Die Frage, die hier behandelt wird, ist jene nach der Begründung eines zusammenhängenden Systems von Wissen, eines nicht bloß leeren, sondern eines wirklichkeitshaltigen Denkens. Auf dem Wege des berühmten methodischen Zweifels zeigt sich, dass alles bestimmte Wissen in einem archimedischen Punkt gründet, der bislang weder konsequent methodisch erreicht noch an ihm selbst näher bedacht wurde: dem „cogito“ (Ich denke). Descartes ist mit diesem Werk als der erste Selbstbewusstseinstheoretiker in die Philosophiegeschichte eingegangen. Dies hat Konsequenzen für das Verständnis dessen, was in Wahrheit wirklich ist – des alten Themas der „Ersten Philosophie“. Durchführung: selbständige Lektüre, Interpretation des Textes und Diskussion relevanter Sachfragen in den Sitzungen. Kenntnisse in der lateinischen Sprache sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.

PS: "Lektürekurs Antike Glückslehren"

Gegenstand des Proseminars sind Positionen des Hellenismus (v.a. Epikureismus, Stoizismus) sowie deren Vorläufer in den sokratischen Schulen (Kynismus, Kyrenaismus). Im Mittelpunkt steht die Frage, worin das im Handeln angestrebte Glück besteht. Die Antworten auf diese für die Lebensführung entscheidende Frage werden wir rekonstruieren und auf ihre bleibende Relevanz sowie auf ihre Schwierigkeiten hin erwägen. Wir werden auch sehen, dass Fragen der Ethik mit den Problem anderer „Disziplinen“ der Philosophie verknüpft sind.

VL+L: "Einführung in die Philosophie"

Den Anfang mit dem Philosophieren macht man am Besten, indem man den Anfang der Philosophie im alten Griechenland studiert. Der erste große Systematiker ist Platon. Das bedeutet: Bei ihm werden schon fast alle philosophischen Probleme gestellt: 1) Die Frage nach dem Sein, also dem, was in Wahrheit wirklich ist; 2) die Frage nach der Erkenntnis; und 3) die Frage nach der Freiheit. Platon entwickelt als erster den Begriff der Philosophie, den Unterschied von Philosophie und den Einzelwissenschaften und hat in allen genannten Fragen bleibende Maßstäbe im Denken gesetzt. Mit Platon kann man aber nicht unmittelbar beginnen. Wir werden zunächst zentrale Einsichten der Vorsokratiker und des Sokrates vergegenwärtigen. Dabei wird abwechselnd einmal die theoretische Seite (Problem des Erkennens), einmal die praktische Seite (Problem des Handelns) der Philosophie im Vordergrund stehen. Insgesamt soll klar werden, dass die Philosophie nicht einem außer ihr liegenden Zweck dient. Vielmehr geht es um die Realisierung des höchsten Zwecks, der Selbsterkenntnis der Vernunft, die sich in ihrer natürlichen wie geistig-geschichtlichen Wirklichkeit erfasst. - Die Vorlesungseinheiten werden aufgezeichnet und zum Nachhören verfügbar gemacht.

VL: "Philosophie der Natur"

Die Vorlesung betrachtet die grundlegendsten Weisen des Naturverständnisses. Es wird gezeigt, wie diese begründet sind, welche Reichweite sie haben und welche Relevanz diese für den menschlichen Weltumgang haben – denn in jedem Naturbegriff spiegelt sich ein bestimmtes Selbstverständnis des Menschen. Die Hauptpunkte dabei werden sein: (1) wir werden die Kategorien einer sich zeigenden Natur mit Aristoteles „Physik“ kennenlernen; (2) gilt es, die Möglichkeitsbedingungen des technisch-praktischen Naturverständnisses mit Kants „Kritik der reinen Vernunft“ zu denken; schließlich wollen wir (3) die systematische Entwicklung der Naturkategorien in Hegels Naturphilosophie kennenlernen. Dabei werden sich auch Perspektiven auf aktuelle Debatten zum Umgang des Menschen mit der Natur ergeben.

Univ.-Prof. Dr. phil. Fuchs

VL: "Anthropologie: Probleme"

Die Vorlesung widmet sich anthropologischen Ansätzen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Positionen) und diskutiert Konzepte, die für eine zeitgenössische anthropologische Reflexion relevant werden (Konkretionen). Nach einem Rückblick auf die Einführungsvorlesung werden Ansätze vorgestellt, die teilweise in deutlicher Absetzung von der klassischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Hatte diese klassische Anthropologie vornehmlich im deutschsprachigen Raum stattgefunden (Scheler, Plessner, Gehlen), so will die Vorlesung des aktuellen Sommersemesters Tendenzen aus der französischen Philosophie (Maurice Merleau-Ponty, Michel Foucault) berücksichtigen sowie einschlägige Debatten aus der vorwiegend englischsprachigen analytischen Philosophie, ebenso anthropologie-relevante Überlegungen aus der politischen Philosophie (Hannah Arendt) und der Ethnologie (Claude Lévi-Strauss). Unter dem Stichwort Konkretionen werden Debatten vorgestellt, die Bedingungen des Mensch-Seins in unserer durch Wissenschaft und Technik veränderten Welt thematisieren und die zugleich mit praktisch-normativen Herausforderungen verbunden sind (Kooperation, Gesundheit, Anthropotechnik, Altern, Umwelt).

SE: "Ausgewählte Themen der Philosophie: Welche Natur sollen wir schützen?"

Die Weltkonferenzen zum Klimaschutz und zum Biodiversitätsschutz machen nicht nur die Dringlichkeit unseres Handelns zum Schutz der Natur, sondern auch die Schwierigkeit von Übereinkommen und ihrer weltweiten Durchsetzung sichtbar. Nie schienen die Gefahren dramatischer, die von unserem Umgang mit der Natur ausgehen. Was sind effiziente Mittel, um Katastrophen zu verhindern? Bei genauerer Überlegung sind allerdings auch die Ziele nicht so leicht zu benennen. Was alles gehört zur Natur, die zu schützen ist? Was wäre der wünschenswerte Zustand? Und warum sollen wir was genau schützen? Das Seminar will einerseits philosophische Annäherungen an den Naturbegriff vergleichen und diskutieren; anderseits sollen in Auseinandersetzung mit der neueren ethischen Diskussion Kriterien der Schutzwürdigkeit und Begründungsansätze geprüft werden. Arbeitsgrundlage ist ein Konvolut von Texten (deutsch und englisch), welches für die Veranstaltung zusammengestellt wird.

DDr. phil. Max Gottschlich

SE: "Bereichsethische Fragestellungen: Wirtschaftsphilosophie von der Antike bis zur Moderne"

Das Seminar befasst sich mit der philosophischen Frage nach dem Begriff der Wirtschaft. Jede normative Überlegung in Bezug auf das Handeln wirtschaftlicher Akteur:innen setzt voraus, dass man bereits weiß, was Wirtschaft ist und sein soll. Was ist ihr Ort in der Freiheitswirklichkeit? Was ist ihr Zweck? Worin besteht die Eigenlogik wirtschaftlichen Handelns? Woraus speist sich seine Dynamik? Wie verhält sich das System Wirtschaft zum Staat? Diese und weitere Fragen sollen anhand ausgewählter maßgeblicher Texte der europäischen philosophischen Tradition verfolgt werden.

Forschungsseminar: "Hegels Wissenschaft der Logik: Die Lehre vom Begriff II"

Das achte Forschungsseminar ist das (vorläufig) letzte einer Reihe, die sich der fortlaufenden Interpretation von G.W.F. Hegels "Wissenschaft der Logik" widmete. Dieses Werk ist die bedeutendste philosophische Logik unserer Tradition. In dieser Logik geht es nicht um Formalismen, die auf als gegeben vorausgesetzte Inhalte angewandt werden, sondern darum, den lebendigen Logos zur Darstellung zu bringen. Es ist eine Logik, in welcher die Denkformen an ihnen selbst betrachtet werden. Diese haben einen Inhalt, der aus der Selbstbewegung der logischen Form entspringt. Als inhaltliche Logik ist sie zugleich Darstellung der Totalität der Vernunft, eine Weise von Metaphysik, die nicht nur Darstellung und Kritik der Ontologie, sondern auch des Ansatzes der Transzendentalphilosophie ist. Unser Thema wird weiterhin der dritte und letzte Teil, die "Begriffslogik" sein, mit der wir im vergangenen Semester begonnen haben. Auch Neueinsteiger:innen sind willkommen.

Ass.-Prof. Dr. phil. Lukas Kaelin

VL+L: "Themen der Praktischen Philosophie: Kritische Theorie"

Die Kritische Theorie ist eine philosophische Strömung, die seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kritische Gesellschaftstheorie betreibt. Die Vorlesung widmet sich in der ersten Hälfte den klassisch gewordenen Texten der ersten Generation der Kritischen Theorie um Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse und Erich Fromm. Dabei steht die sprichwörtlich gewordene „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno im Vordergrund, die auf die Ambivalenzen der geschichtlichen Entwicklung der Moderne hinweist. Diskutiert werden sowohl die grundlegenden Überlegungen, die bei der Homerischen Odyssee ihren Ausgangspunkt nehmen, als auch ihre Analyse der Kultur („Kulturindustrie“). In einem zweiten Teil wird der Transformation der Kritischen Theorie nachgegangen und die Frage nach ihrer Aktualität gestellt.

Ass.-Prof.in Dr.in phil. Julia Allerstorfer-Hertel / Ass.-Prof.in PD Dr.in theol. Katja Winkler / Ass.-Prof. Dr. phil. Lukas Kaelin

VL+L: "Postcolonial Studies - Postcolonial Studies interdisziplinär: Theologie – Philosophie – Kunstwissenschaft"

Postcolonial Studies untersuchen Prozesse der Kolonialisierung, die noch nicht abgeschlossenen Prozesse der Dekolonisierung, Neokolonialismus und Rekolonisierungstendenzen: Hierbei werden nicht nur die militärische Besetzung und ökonomische Ausplünderung geografischer Territorien analysiert; gleichermaßen stehen auch die komplexen Verknüpfungen von Wissensproduktion, Macht und die Ausübung von epistemischer Gewalt im Fokus. Die interdisziplinäre, von Lukas Kaelin, Katja Winkler und Julia Allerstorfer-Hertel konzipierte Vorlesung nimmt postkoloniale Ansätze und Theorienbildungen in den Disziplinen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft in den Blick. Neben Einführungs-, Lektüre- und Diskussionseinheiten finden 5 Vorträge und eine Podiumsdiskussion statt, die fundierte Einblicke in unterschiedliche Themengebiete und die jeweiligen fachspezifischen Diskurse geben.

Dominik Harrer BA M.phil.

UE: "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten"

Die Übung vermittelt grundlegende (handwerkliche) Fertigkeiten wissenschaftlichen Arbeitens (Literaturrecherche, Bildrecherche, Dokumentation von Literatur) und führt in den Umgang mit (wissenschaftlichen) Texten sowie das Verfassen schriftlicher Arbeiten ein. Im Zusammenhang damit werden auch Fragen gestellt nach Wissen(schaft)skulturen, nach Verständnis und Selbstverständnis von Wissenschaft sowie nach Haltungen und Herangehensweisen von Wissenschaftler:innen. Ein wichtiger Hinweis: Die Übung ist laut Studienplan BA KW/Phil Teilnahmevoraussetzung für fachspezifische Proseminare (auch für den Lektürekurs Philosophie) und laut Studienplan BA KUWI eine in der Studieneingangsphase verpflichtende Lehrveranstaltung (hier wird sie als Proseminar geführt).

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs

VL: "Anthropologie: Grundlagen"

Auch wenn die Anthropologie als Disziplin ein junges Produkt der Philosophiegeschichte ist, so ist ihre Thematik alt. In einem weiten Sinn kann in allen Äußerungen des Menschen (Mythologie, Religion, Dichtung), in denen er sein Menschsein zum Thema macht, von Anthropologie gesprochen werden. Was die Anthropologie, die im Kontext der im 7. Jahr-hundert v.Chr. beginnenden Philosophie auftritt, von allen Formen früherer Anthropologie unterscheidet, ist der spezifisch “philosophische“ Charakter, den sie mit der neuen Denk-bewegung teilt, als deren Teil sie nun begegnet. Der Mensch tritt hier als ein Objekt in den Blick, der als gleichzeitiges Subjekt der Betrachtung gegenüber allen anderen Ob-jekten hervorgehoben ist und dennoch mit diesen zusammen ein Ganzes bildet.

Die Vorlesung zur Anthropologie wird im Sommersemester fortgesetzt. Themen des WS (Anthropologie 1) und des SS (Anthropologie 2) ergeben sich aus der Disposition.

SE: "Staatstheorien der Gegenwart"

Der neuzeitliche und moderne Staat als Rechts- und Verfassungsstaat ist eine geschicht-liche Erscheinung. In der gegenwärtigen philosophischen Diskussion treten neben die Frage nach der Rechtfertigung von Herrschaft, nach den staatlichen Aufgaben und der Teilung der Gewalten weitere Fragen hinzu. Die Erfahrung der Mitte des 20. Jahrhunderts führt zur Auseinandersetzung mit dem Totalitarismus; supranationale Strukturen und glo-bale Institutionen werfen die Frage nach dem Verhältnis zwischen den Nationalstaaten und suprastaatlichen und internationalen Institutionen auf.
Das Seminar setzt die Seminare zur Staatstheorie der Neuzeit und der Moderne fort, ohne diese vorauszusetzen. Es werden wichtige philosophische Texte aus unterschiedli-chen Schulkontexten bearbeitet: Cassirer, Nozick, Walzer, Foucault, Habermas.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich

VL+L: "Kant: Kritik der praktischen Vernunft"

Kants Vernunftkritiken stellen eine "Revolution der Denkart" dar, an der man im systema-tisch ernsthaften Philosophieren nicht vorbeigehen kann. Die „Kritik der praktischen Ver-nunft“ (1788), Kants fundamentales Hauptwerk im Bereich der Ethik, entwickelt die Bedingungen der Möglichkeit a priori einer moralischen Handlung. Die Vorlesung soll einen Überblick über die komplexen Argumente und Lehren dieses Werks verschaffen.

Hegel: Wissenschaft der Logik VII

Das Forschungsseminar widmet sich der Interpretation von G.W.F. Hegels „Wissenschaft der Logik“. Diese ist die bedeutendste philosophische Logik unserer Tradition. In dieser Logik geht es nicht um leere Formalismen, die auf als gegeben vorausgesetzte Inhalte angewandt werden, sondern darum, den lebendigen Logos zur Darstellung zu bringen. Es ist eine Logik, die Inhalt hat, einen Inhalt, der aus der Selbstbewegung der logischen Form entspringt. Als inhaltliche Logik ist sie zugleich Darstellung der Totalität der Vernunft – eine Weise von Metaphysik, die nicht nur Darstellung und Kritik der Ontologie, sondern auch des Ansatzes der Transzendentalphilosophie ist. Das Seminar schließt an eine Reihe vorangegangener Logik-Seminare an. Es behandelt zunächst das Ende der We-senslogik und widmet sich dann näher der Begriffslogik. Der Hegelsche Begriff ist der "menschliche Begriff" (B. Liebrucks). Mit ihm erreichen wir innerlogisch Leben, Freiheit und Individualität. - Neueinsteiger in Hegel sind ebenfalls willkommen.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin

VL+L: "Ethik"

Was sollen wir tun? Was ist das richtige Handeln, und wie kann es begründet werden? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Ethik. In der abendländischen Philosophiege-schichte wurden nicht nur unterschiedliche Antworten auf diese Fragen gegeben, sondern selbst die Frage unterschiedlich gestellt. Diese Vorlesung führt in die wichtigsten Frage-stellungen der Ethik und die bedeutendsten ethischen Theorien anhand von Fallbeispie-len und -geschichten ein.

Die Vorlesung besteht aus drei Teilen: In einem ersten Teil wird erörtert, mit welcher Art Fragen und Antworten wir es in der Ethik zu tun haben. Der zweite Teil widmet sich den ethischen Theorien der Tugendethik (Aristoteles), deontologischen Ethik (Immanuel Kant) und dem Utilitarismus (John Stuart Mill). Diese werden dargestellt und kritisch ge-würdigt. Der dritte Teil schließlich reflektiert (mit Friedrich Nietzsche, Theodor W. Adorno und Bernard Williams) die Aussagekraft und Paradoxien ethischer Theorien und Ent-scheidungssituationen.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin / Dominik Harrer BA M.phil

SE: "Politische Philosophie: Anthropologische Fragen"

Das Seminar geht von der These aus, dass jedwede Legitimation politischer Ideen sowie daran anknüpfende Kritik auf anthropologischen Hintergrundannahmen beruht. Anders gesagt: Wie Menschsein bzw. der Begriff des Menschen gedacht wird, wirkt sich unwei-gerlich auf die jeweilige politische Theorie aus.

Vor dem Hintergrund dieser These wollen wir uns einer Auswahl von Denker*innen der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts im Blick auf deren anthropologische Über-legungen zuwenden. Dabei soll uns u.a. die folgende Frage leiten: „Kann über den Men-schen als solchen, noch diesseits seiner vielen kulturell-gesellschaftlichen Ausprägungen in Zeit und Raum, etwas gesagt werden, was die deskriptive und normative politische Theorie bereichern könnte?“ (Jörke/Ladwig 2009: 9)
Die Textauswahl orientiert sich an der Philosophischen Anthropologie als wirkmächtige Denkströmung, die in den 1920er Jahren im deutschsprachigen Raum aufgekommen ist und bis heute kontrovers diskutiert wird.

Die Studierenden übernehmen die ‚Pat:innenschaft‘ für einen Text und verfassen einen knappen ‚Weekly Post‘ im dafür eingerichteten Forum auf Moodle zum jeweils zu lesen-den Text. In den Seminarsitzungen werden die grundlegenden Begriffe der diskutierten Texte geklärt und miteinander ins Verhältnis gesetzt.

Dr. David James (externer Lehrauftrag)

PS: "Lektürekurs Philosophie"

Hobbes and Rousseau – fundamental topics in political philosophy
Lehrveranstaltung in englischer Sprache!

What is the relationship between human nature (assuming that there is such a thing) and political obligation? Do we have a right to resist the existing sovereign political power under certain conditions? Such fundamental questions in political philosophy were posed and addressed in different ways by Thomas Hobbes and Jean-Jacques Rousseau, both of whom have had a profound influence on the questions asked by later political philo-sophers and how they have sought to answer them. An understanding of Hobbes’s and Rousseau’s key ideas and arguments is therefore essential not only from a historical per-spective but also for understanding contemporary debates concerning such matters as the basis of legitimate political authority, the demand for equality and the dangers that it poses, and the extent to which individual liberty can be justifiably curtailed for the sake of social order. This module aims to set out and critically assess the central ideas and argu-ments developed in Hobbes’s and Rousseau’s best-known writings, including Hobbes’s Leviathan and Rousseau’s Discourse on the Origin and Foundations of Inequality among Men and Of The Social Contract.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL+L: „Philosophie der Gegenwart“

Die Philosophie des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart ist reich an Themen, an Wechseln der Perspektiven und an bedeutenden Philosophinnen und Philosophen. Eine Vorlesung kann dies nur sehr ausschnitthaft umreißen. Hier wird der Weg gewählt, ausgehend von drei Begriffen, die unterschiedliche Prozesse bezeichnen, wichtige Ausschnitte zu skizzieren, in denen Fragen der theoretischen und der praktischen Philosophie vermittelt werden.

Der erste Begriff, „Leben“, bietet Einblick in Strömungen der Naturphilosophie, der Philosophie der Biologie, aber auch der Anthropologie und Ontologie sowie der Bioethik als spezieller Ethik. Der zweite Begriff, „Sprechen“, verbindet anthropologische Fragen mit Themen der Sprachphilosophie und der Handlungstheorie. Dabei wird ein Bogen von der Frage nach dem Ursprung der Sprache bis zur philosophischen Gendertheorie geschlagen. Der dritte Begriff, „Teilen“, bezieht sich vor allem auf die Ethik und die politische Philosophie und rückt zeitgenössische Debatten um die Gerechtigkeit ins Zentrum.

Die Studierenden erhalten überblicksartige Kenntnisse wichtiger neuerer und neuester Tendenzen in den verschiedenen Grundbereichen der Philosophie. Sie sind in der Lage, die akademischen philosophischen Debatten und Theorieansätze auf praktische Herausforderungen der Gegenwart zu beziehen. Als Abschlussleistung ist eine mündliche Prüfung vorgesehen.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Hans Blumenbergs anthropologische Schriften“

„Der Mensch ist das Wesen, das alles selber machen will, aber, um dies zu können, soviel wie möglich delegieren muß.“ (Blumenberg, Beschreibung des Menschen, Frankfurt/M. 2006, 508) Mit seinem Nachlass hat Blumenberg (1920-1996) ein Konvolut mit ca. 900 Textseiten zur philosophischen Anthropologie hinterlassen. Seither gibt es Zuordnungen seiner Anthropologie zur Kulturphilosophie (Birgit Recki) oder zur phänomenologischen Anthropologie (Oliver Müller).

Im Seminar sollen die einschlägigen Texte durchforscht und analysiert werden. Ziel ist es einerseits, Blumenbergs Position historisch-systematisch einzuordnen. Darüber hinaus soll geprüft werden, inwiefern Blumenberg Deutungen und Ansätze liefert, mit deren Hilfe aktuelle Anfragen an die Anthropologie, etwa im Zuge der Diskussionen um Enhancement, Digitalisierung, KI oder Transhumanismus, bearbeitet werden können.

Als Abschluss des Seminars ist eine schriftliche Hausarbeit vorgesehen.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Bioethik“

Die sich ausweitende Forschung in der Medizin und der Biologie hat normative Fragestellungen komplexer Art entstehen lassen, deren Behandlung jenen Teil der Ethik ausmacht, den man seit einigen Jahrzehnten „Bioethik“ nennt. War die Bioethik zunächst damit befasst, Antworten für konkrete Handlungsentscheidungen zur Forschung und ihrer Anwendung zu geben oder vorzubereiten, so hat sich eine philosophische Methodenreflexion zunehmend als notwendig erwiesen.

Das Seminar wendet sich sowohl der Methodenreflexion wie aktuellen inhaltlichen Themenstellungen zu. In einem ersten Block sollen verschiedene Ansätze wie principlism, Kasuistik oder ethics of care vorgestellt und einer philosophischen Prüfung unterzogen werden. Arbeitsgrundlage hierfür ist ein Konvolut von Texten, welches für die Veranstaltung zusammengestellt wird.

In einem zweiten Block sollen Themen wie Telemedizin, Verteilung von Gesundheitsressourcen, der ontologische und moralische Status von Gehirnorganoiden und anderes erörtert werden. Unterlagen hierzu sollen auch durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesammelt und zusammengestellt werden.

Das Seminar wird durch eine schriftliche Hausarbeit abgeschlossen.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
PS: „Tugendethik: Aristoteles“

Aristoteles begründet die Ethik als relativ eigenständige philosophische Disziplin. Sein ethisches Hauptwerk, die „Nikomachische Ethik“, ist ein Werk ersten Ranges, das bleibende Maßstäbe für das Bedenken des menschlichen Handelns gesetzt hat. Grundbegriffe wie Handlung, Freiwilligkeit, Glückseligkeit und Tugend werden hier entwickelt. Wir werden uns in den Sitzungen intensiv mit der Interpretation des Textes auseinandersetzen. Nebenbei wird es auch um Fragen gehen wie: Was gilt es bei der Interpretation philosophischer Texte zu beachten? Welche Hilfsmittel kann ich heranziehen? Griechisch-Kenntnisse sind nicht vorausgesetzt.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
Forschungsseminar: „Hegel: Wissenschaft der Logik VI“

Das Forschungsseminar widmet sich der Interpretation von G.W.F. Hegels „Wissenschaft der Logik“. Diese ist die bedeutendste philosophische Logik unserer Tradition und das organisierende Zentrum des Hegelschen Systems. In dieser Logik geht es nicht um leere Formalismen, die auf als gegeben vorausgesetzte Inhalte angewandt werden, sondern darum, den lebendigen Logos zur Darstellung zu bringen. Es ist eine Logik, die Inhalt hat, einen Inhalt, der aus der Selbstbewegung der logischen Form entspringt. Als inhaltliche Logik ist sie zugleich Darstellung der Totalität der Vernunft – eine Weise von Metaphysik, die nicht nur Darstellung und Kritik der Ontologie, sondern auch des Ansatzes der Transzendentalphilosophie ist.

Das Seminar gibt einen Überblick über die Wesenslogik. Es geht hier darum, die logische Form als Form der Reflexion, als Form der Vermittlung selbst zu denken. Dabei werden die formallogischen Grundsätze wie auch Kategorien, die uns aus dem einzelwissenschaftlichen Erklären, der Metaphysik und der Transzendentalphilosophie geläufig sind, an ihnen selbst in ihrem jeweiligen Gehalt und Zusammenhang betrachtet. Der Abschluss zur Begriffslogik ist für das Studienjahr 22/23 geplant.

Alle, die am Denken des Denkens interessiert sind, sind hier richtig. Neueinsteiger sind willkommen. Das Seminar ist als Wahlfach (3 CP) anrechenbar.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: „Philosophie und Psychoanalyse“

Das Seminar widmet sich ausgewählten Aspekten des vielschichtigen Verhältnisses von Psychoanalyse und Philosophie. In einem ersten Teil werden ausgewählte Schriften Sigmund Freuds zu den Themenbereichen Moral und Kultur diskutiert und auf ihre Relevanz für die Moral- und Kulturphilosophie befragt. Den Anfang machen dabei Freuds Überlegungen zu den sogenannten „Fehlleistungen“, die an die Psychoanalyse heranführen und die zentrale Konzeption des Unbewussten illustrieren. Freuds Theorien zur frühkindlichen Entstehung von Über-Ich, Moral und Gewissen stellen Anfragen an die Moralphilosophie; seine berühmte Untersuchung „Das Unbehagen an der Kultur“ an die Kulturphilosophie.

In einem zweiten Teil kommen unterschiedliche von der Psychoanalyse inspirierte Theoretikerinnen und Theoretiker zu Wort: Erich Fromm, Klaus Theweleit, Judith Butler, Sybille Krämer und Didier Eribon, die jeweils auf ihre eigene Weise die Psychoanalyse auf unterschiedlichen Feldern – Politik, Geschlecht, Medien –kritisch diskutieren und produktiv fruchtbar machen. Dabei ist stets auch nach dem Verhältnis von Philosophie und Psychoanalyse zu fragen.

Das Seminar führt in das Denken Sigmund Freuds ein, diskutiert seine theoretischen Ansätze kritisch, rezipiert ausgewählte Weiterentwicklungen bzw. Anwendungen der Psychoanalyse und fragt nach dem Verhältnis zur Philosophie. Die Studierenden sollten am Ende des Semesters mit grundlegenden Annahmen psychoanalytischer Theorie vertraut sein und Kenntnisse über das Verhältnis zu philosophischen Theorieansätzen haben.

Dominik Harrer BA M.phil
PS: Bildungstheorien

Die Ausgangs- und Leitfrage des Proseminars „Bildungstheorien“ lautet klassisch philosophisch: „Was ist ‚Bildung‘?“ Die gemeinsame Arbeit an der Beantwortung dieser Frage wird primär mittels eingehender Lektüre von ausgewählten Texten erfolgen, die (überwiegend) der abendländischen Philosophiegeschichte entstammen. So gibt es von Platon und Aristoteles über Meister Eckhart und Pico della Mirandola bis zu Kant, Humboldt und später Adorno oder Rancière recht unterschiedliche Zugänge zum Begriff der Bildung, der mit Meister Eckharts Imago-Dei-Lehre ins Deutsche eingewandert ist und sich im Zeitalter der Aufklärung zum kulturellen Grundbegriff entwickelte, in der Sache aber schon in der griechischen Antike reflektiert wurde (vgl. das altgriechische paideia, das den Wortstamm der modernen Pädagogik bildet). Mit einer Auswahl kanonischer Texte, die von kritischen Bezugnahmen jüngeren Datums flankiert werden sollen, nehmen wir im Proseminar den Faden der Frage nach der Bildung auf – und sehen uns dadurch unvermittelt mit Fragen zu unserem eigenen Geworden-sein konfrontiert.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL+L: „Ethik“

In der Ethik geht es um die methodisch geleitete Reflexion auf unser Handeln, insofern dieses sich als moralisch oder unmoralisch bezeichnen lässt. In der Geschichte der Philosophie wurde sowohl die Frage bearbeitet, welchen Status die in der Lebenswelt begegnenden Einordnungen als moralisch oder unmoralisch haben: Handelt es sich um Erkenntnisse, Willensentschlüsse oder um Gefühle? Reflektiert wurde aber auch in verschiedenen Ansätzen, wie sich moralische Forderungen oder Ideale begründen lassen. Zudem hat sich die Philosophie konkreten Handlungszusammenhängen zugewandt und die hier begegnenden moralischen Kriterien, Haltungen und Gründe analysiert.

Die Vorlesung beginnt mit der Erörterung einiger grundlegender Begriffe wie Gewissen und Diskurs, Ethos, Gewohnheit und Recht, Moral und Ethik. In einem zweiten Schritt wird die metaethische Debatte um den Status moralischer Sätze und Einstellungen umrissen. Normative ethische Ansätze werden sodann am Beispiel von John Stuart Mill, Immanuel Kant und Aristoteles vorgeführt und verglichen. Ein vierter Teil widmet sich Untersuchungsfeldern der konkreten Ethik anhand von Beispielen aus der Bioethik und der Wissenschaftsethik.

Die Vorlesung wird von zwei Tutorien begleitet. Sie dienen vor allem der gemeinsamen Einübung der Lektüre philosophischer Primärtexte, insbesondere der einschlägigen Werke von Aristoteles, Kant und Mill.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Staatstheorien der Moderne“

Stand am Beginn der Neuzeit unter der Erfahrung der Religionskriege die staatliche Souveränität im Zentrum des staatstheoretischen Diskurses, so ringen die Denker und Denkerinnen der Moderne um die Aufgaben, welche dem Staat zuzuordnen sind. Geht es vornehmlich um Sicherheit und Ordnungspolitik oder hat der Staat auch Aufgaben der Fürsorge und der Verteilung von Gütern?

Das Seminar verfolgt ausgehend von klassischen Textausschnitten Positionen von Kant, Fichte, Wilhelm von Humboldt, Hegel, Marx, Mill und Tocqueville. Zugrunde gelegt werden die Textauswahl und die Textgestalt in dem Sammelband von Rudolf Weber-Fas. Den Einstieg bietet ein Auszug aus Robert Nozicks staatstheoretischem Werk.

Für den Abschluss des Seminars sind die regelmäßige aktive Teilnahme und die Erstellung einer schriftlichen Hausarbeit gefordert.

Basistexte aus:

Weber-Fas, Rudolf: Staatsdenker der Moderne. Klassikertexte von Machiavelli bis Max Weber, Tübingen 2003 (Mohr Siebeck, UTB 2380)

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: „Philosophie der Natur“

Was macht ein natürlich Seiendes überhaupt zu einem solchen? Die Antwort auf diese Frage hängt vom Begriff der Natur ab. Im Unterschied zur einzelwissenschaftlichen Naturbetrachtung fragt die Philosophie nach dem Begriff der Natur. Dabei ist es ihre Aufgabe, sowohl die spezifischen Differenzen zwischen den Naturbegriffen als auch den systematischen Zusammenhang, der zwischen diesen Naturbegriffen besteht, aufzuzeigen. Mit welchem Recht sprechen wir, angesichts einer Pluralität von Naturbegriffen, überhaupt von „der Natur“ im Singular?

Die Vorlesung macht mit den grundlegendsten Weisen des Naturverständnisses vertraut. Sie zeigt, wie diese begründet sind, welche gedankliche Reichweite sie haben und welche Relevanz diese für den menschlichen Weltumgang haben – denn in jedem Naturbegriff spricht sich immer auch ein bestimmtes Selbstverständnis des Menschen aus. Leitend wird dabei v.a. der Gegensatz zwischen zwei Naturbegriffen sein:

Natur, die in eine modellierte Welt von Erscheinungsgegenständlichkeiten (Kant) verwandelt wird – Natur, sofern sie als Objekt exakter Wissenschaftlichkeit und als logisch transparentes Mittel für unsere Zwecke (Technik, Naturbeherrschung) zu fungieren vermag;

Natur als „natürliche Natur“, "sich zeigende" Natur, als „anderes Selbst“, das in unserem Weltumgang in einem relativen Eigenrecht anzuerkennen wäre. Doch wie ist Natur als ein sich zeigendes anderes Selbst überhaupt zur Sprache zu bringen?

Begleitend zur Vorlesung findet ein Tutorium mit Kollegin Ružica Romić statt.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
Forschungsseminar: „Hegel: Wissenschaft der Logik V“

Das Forschungsseminar widmet sich der Interpretation von G.W.F. Hegels „Wissenschaft der Logik“. In dieser Logik geht es nicht um leere Formalismen, die auf als gegeben vorausgesetzte Inhalte angewandt werden, sondern darum, den lebendigen Logos, der nirgends nicht wirklich ist, zur Darstellung zu bringen. Es ist eine Logik, die Inhalt hat, einen Inhalt, der aus der Selbstbewegung der logischen Form entspringt. Als inhaltliche Logik ist sie zugleich Darstellung der Totalität der Vernunft – eine Weise von Metaphysik, die nicht nur Darstellung und Kritik der Ontologie, sondern auch des Ansatzes der Transzendentalphilosophie ist. Das Forschungsseminar ist ein „work in progress“: In unserem Durchgang sind wir zuletzt beim schwierigsten Teil, der Logik des Wesens angelangt. Das Vorhaben dieses Semester ist es, die logische Entwicklung der Wesenslogik in einer Mischung aus Überblicksdarstellung und punktueller Textinterpretation so weit wie möglich voranzutreiben. Dabei wird es darum gehen, die formallogischen Grundsätze, die scheinbar obersten, nicht weiter hinterfragbaren Aufhänger alles Denkens, wie auch Kategorien, die uns aus allem einzelwissenschaftlichen Erklären, der Metaphysik und der Transzendentalphilosophie geläufig sind, an ihnen selbst in ihrem jeweiligen Gehalt und Zusammenhang zu betrachten. Alle, die am Denken des Denkens interessiert sind, sind hier richtig. Neueinsteiger sind willkommen. Das Seminar ist als Wahlfach (3 CP) anrechenbar.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
PS: „Public Sphere Theory“

A realm, where people can meet, discuss and form their opinions on matters of general interest, is an integral part of modern democracy. This is the public sphere. Without such a meeting ground, modern democracy would be void of its very essence. The public sphere is a precarious realm in danger of being colonized by powerful state or economic interest. In modern mass democracies, the forms of public discussion, public opinion and the entire infrastructure of the public sphere become increasingly complex.

The public sphere is dependent on a range of social, political, economic, and media conditions. That is why philosophers from John Dewey to Jürgen Habermas and Chantal Mouffe among others have conceived the public sphere in terms of its continuous transformation. In the last decades, we have witnessed rapid media developments and changes in the communicative infrastructure. Mobile technology, the internet and especially the social media have enabled new ways of political communication and yet again transformed the public sphere.

This course aims to reflect about the public sphere in view of recent media transformation. For this purpose, three main public sphere theories will be discussed: A pragmatic one (Dewey), one based on communicative rationality (Habermas), and one from a socialist perspective (Mouffe). These theories are confronted with challenges posed to public deliberation by the media transformation as discussed by contemporary media theorists.

The objectives of this course are (1) to understand the function of the public sphere for contemporary democracy (theory), (2) to get to know the different public sphere theories in 20th century philosophy, and (3) to reflect on the contemporary media changes and their impact on the public sphere.

Literature:

  • Dewey, John: The Public and Its Problems, Swallow Press, 1954.
  • Habermas, Jürgen: The Structural Transformation of the Public Sphere, MIT Press, 1991.
  • Habermas, Jürgen: Between Norms and Facts, Polity Press, 1997.
  • Herman, Edward and Chomsky, Noam: Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media, New York: Random House (Pantheon) 2002.
  • Lippmann, Walter: Public Opinion, BN Publishing, 2010.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin  / Dominik Harrer BA M.phil.
SE: „Politische Philosophie des 19. Jahrhunderts“

Im langen 19. Jahrhundert ausgehend von der Französischen Revolution entstehen die wichtigsten noch heute wirkmächtigen politischen Strömungen: Konservatismus, Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus. Im Seminar werden entscheidende Texte der jeweiligen politischen Strömungen diskutiert. Dabei bildet die Französische Revolution sowohl den zeitlichen Beginn als auch den inhaltlichen Referenzpunkt in den unterschiedlichen Texten. Zu Wort kommen unter anderem Edmund Burke, John Stuart Mill, Alexis de Tocqueville, Karl Marx. Das Seminar fragt dabei nach den historischen Ursprüngen der bis heute wirkmächtigen politischen Strömungen.

Diese Fragestellung wird durch Lektüre der Klassiker der politischen Philosophie des 19. Jahrhunderts bearbeitet. Studierende übernehmen dabei die „Pat*innenschaft“ für einen Text und verfassen einen „Weekly Post“ im dafür eingerichteten Forum auf Moodle zum jeweils zu lesenden Text. In den Seminarsitzungen werden die grundlegenden Begriffe der diskutierten Texte geklärt und miteinander ins Verhältnis gesetzt.

Ziel des Seminars ist die philosophischen Ursprünge der unterschiedlichen politischen Strömungen kennen zu lernen und kritisch zu diskutieren. Dabei sollen die unterschiedlichen Ansätze auch miteinander in Beziehung gesetzt werden und nach der Relevanz für heute gefragt werden.

Dr. Robert König
PS: „Grundlagen der Ethik: Platon“ (externer Lehrauftrag)

„Das Gute ragt an Würde und Kraft gar über das Sein hinaus“, so Platon in seinem berühmten Sonnengleichnis. Unser Seminar untersucht die Frage, inwieweit seine Philosophie das Ethische dem Theoretischen nicht nur vorordnet, sondern alle Lehre vom Sein, Wissen und der Wahrheit als ursprünglich moralisch begreift. Denn unser Weltbezug ist bei Platon nie durch bloß formale Theoriegebilde einlösbar, sondern hat stets seine eigene ethische Dimension mitzutragen, die ihrerseits vielmehr den Grund und Boden bildet, auf dem so etwas wie „Theorie“ überhaupt stattfinden kann.

Wir untersuchen daher die tiefe praktische Fundierung des Denkens und spüren Platons Überlegungen sowohl in die Richtung seiner Prinzipien als auch seiner Folgerungen nach. Dabei setzen wir uns ebenso mit seinen weiter provokanten Lehrsätzen, beispielsweise „Es ist besser, Unrecht zu leiden, als es zu tun.“ oder „Niemand tut mit Absicht das Schlechte.“ auseinander, wie mit seiner Ablehnung von sophistischen Pseudo-Ethiken, die vom Recht des Stärkeren oder von rhetorischer Manipulation und Diskursherrschaft ausgehen.

Fundiert wird dies in einer zugleich stattfindenden Lektüre ausgewählter Passagen aus seiner Erkenntnislehre, in denen wir lesen werden, dass gutes Handeln stets mit dem Streben nach Wissen und der Erkenntnis der Wahrheit verbunden bleibt. So stellen wir mit Platon letztlich auch die Frage, inwieweit das Gute eine Angelegenheit des frei und verantwortungsvoll handelnden Individuums bleiben muss.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Spezielle Probleme und aktuelle Herausforderungen der philosophischen Anthropologie“

Die Vorlesung widmet sich anthropologischen Ansätzen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Positionen) und diskutiert Konzepte, die für eine zeitgenössische anthropologische Reflexion relevant werden (Konkretionen). Nach einem Rückblick auf die Einführungsvorlesung werden Ansätze vorgestellt, die teilweise in deutlicher Absetzung von der klassischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Hatte diese klassische Anthropologie vornehmlich im deutschsprachigen Raum stattgefunden (Scheler, Plessner, Gehlen), so will die Vorlesung des aktuellen Sommersemesters Tendenzen aus der französischen Philosophie (Maurice Merleau-Ponty, Michel Foucault) berücksichtigen sowie einschlägige Debatten aus der vorwiegend englischsprachigen analytischen Philosophie, ebenso anthropologie-relevante Überlegungen aus der politischen Philosophie (Hannah Arendt) und der Ethnologie (Claude Lévi-Strauss). Unter dem Stichwort Konkretionen werden Debatten vorgestellt, die Bedingungen des Mensch-Seins in unserer durch Wissenschaft und Technik veränderten Welt thematisieren und die zugleich mit praktisch-normativen Herausforderungen verbunden sind (Kooperation, Gesundheit, Anthropotechnik, Altern, Umwelt).

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Ethik und ethische Fallbesprechung“

Nicht erst seit der Corona-Pandemie gelten Kliniken als Ort existentieller Herausforderungen moralischer Art. Diese Herausforderungen können nicht allein im Dialog zwischen behandelndem Arzt/behandelnder Ärztin und dem Patienten/der Patientin angegangen werden. Kliniken weltweit haben Formate entwickelt und Zuständigkeiten erörtert. Vor allem die „ethische Fallbesprechung“ gilt als adäquates Element der Problembewältigung.

Das Seminar soll die „ethische Fallbesprechung“ in das System der Ethik und in die gesellschaftliche Entwicklung der Medizin- und Gesundheitsethik einordnen. Es sollen zudem Fälle aus der klinischen Praxis diskutiert und analysiert werden.

Das Seminar richtet sich an Studierende der KU, die besonderes Interesse am Praxisfeld der Klinik und ihrer ethischen Dimension haben. Zudem richtet es sich an Praktiker und Praktikerinnen aus dem Bereich der Krankenhausseelsorge, die für die Tätigkeit in Ethikbeiräten und Ethikgremien im Klinikbereich Fundierung aus der philosophischen Ethik und der angewandten Ethik benötigen.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Gesundheit“

Gesundheit ist stets ein wichtiges Ziel individuellen und kollektiven Verhaltens. Zumindest scheint ein gewisses Maß an Gesundheit Voraussetzung gelingenden menschlichen Lebens zu sein. Verschiedene Wissenschaften fragen, wie man sie erreichen kann und was man dafür aufwenden soll. Für die Philosophie scheint die Frage, was Gesundheit denn sei, große Bedeutung zu haben.

Das Seminar will sich mit dieser Frage befassen, indem es unterschiedliche Antwortansätze betrachtet. Ausschlaggebend für die Auswahl der Texte war das Streben nach Pluriperspektivität und ein Bemühen unterschiedliche Kontexte der Philosophiekultur zu berücksichtigen. Die Basistexte stammen von Hans Georg Gadamer, Georges Canguilhem und Lennart Nordenfelt.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: „Freiheit und ihre Wirklichkeit: Hegels praktische Philosophie im Überblick“

Die Vorlesung gibt einen Überblick über ein Hauptwerk der praktischen Philosophie, G.W.F. Hegels „Grundlinien zur Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse“ (1820). Dieses Werk nimmt bereits aufgrund seines gewaltigen Anspruchs und seiner dialektischen Methode der Darstellung eine Sonderstellung in der Geschichte der praktischen Philosophie ein, umfasst es doch deren Gesamtgebiet. Dieses zerfällt bei Hegel nicht in separate Disziplinen der Rechtsphilosophie, Individualethik, Sozialphilosophie, Wirtschaftsphilosophie, politischen Philosophie und Geschichtsphilosophie, sondern all diese Bereiche werden als genetische Momente in der Verwirklichung von Freiheit aufgewiesen. Im Ausgang von einer Betrachtung des Begriffs der Freiheit, der bei Hegel in der „Wissenschaft der Logik“ fundamentalphilosophisch grundgelegt ist, wird gezeigt, wie sich die Freiheit in Recht, Moralität, und dem, was Hegel Sittlichkeit nennt (Familie, Gesellschaft, Staat) bis hin zur Weltgeschichte entfaltet. Dabei werden die gewaltigen Ansätze Kants und des Aristoteles eingeholt sowie der Ort des Utilitätsdenkens in praktischen Belangen aufgezeigt.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
Forschungsseminar: „Hegel: Wissenschaft der Logik IV“

Das Forschungsseminar widmet sich der Interpretation von G.W.F. Hegels „Wissenschaft der Logik“. Diese ist die bedeutendste philosophische Logik unserer Tradition und das organisierende Zentrum des Hegelschen Systems. In dieser Logik geht es nicht um leere Formalismen, die auf als gegeben vorausgesetzte Inhalte angewandt werden, sondern darum, den lebendigen Logos, der nirgends nicht wirklich ist, zur Darstellung zu bringen. Es ist eine Logik, die Inhalt hat, einen Inhalt, der aus der Selbstbewegung der logischen Form entspringt. Als inhaltliche Logik ist sie zugleich Darstellung der Totalität der Vernunft – eine Weise von Metaphysik, die nicht nur Darstellung und Kritik der Ontologie, sondern auch des Ansatzes der Transzendentalphilosophie ist. Das Forschungsseminar ist ein „work in progress“: In den vergangenen drei Semestern haben wir uns mit den einleitenden Texten und dem ersten Teil der Logik, der Logik des Seins befasst. Dieses Semester werden wir betrachten, wie der Anspruch der Seinslogik (Onto-Logik) scheitert und sich daraus ein neuer Anfang in der logischen Bewegung ergibt: der Anfang mit der Reflexion oder dem Wesen. Mit diesem zweiten und schwierigsten Teil der Logik, der Wesenslogik und der Bewegung der Reflexion, werden wir uns in der Hauptsache befassen. Alle, die am Denken des Denkens ernsthaft interessiert sind, sind hier richtig. Neueinsteiger sind willkommen. Das Seminar ist als Wahlfach (3 CP) anrechenbar.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: „Revolutionstheorien“

Das Seminar beschäftigt sich mit politischen (und digitalen) Revolutionstheorien. Ausgehend sowohl von aktuellen politischen Ereignissen als auch von neueren theoretischen Überlegungen untersucht das Seminar unterschiedliche Theorien von Revolution. Der Hauptteil widmet sich politischen Konzeptionen: Den Anfang macht dabei Michael Walzers "Exodus und Revolution". Walzer zeichnet anhand der biblischen Exoduserzählung die drei Elemente von Revolutionen nach – (1) die Erfahrung der Unterdrückung, Knechtschaft und Sklaverei („Ägypten“), (2) die Herausforderungen der revolutionären Praxis gespannt zwischen der Sehnsucht nach dem Bekannten („Murren in der Wüste“) und der Gründung des Neuen („Bund“) und (3) die Verheißung eines befreiten, glücklichen Lebens („das gelobte Land“). Diese drei Elemente werden im Seminar diskutiert und sollen im weiteren Seminarverlauf einen Anker, eine Struktur bzw. eine Orientierung bilden, auf die bei der Diskussion der unterschiedlichen Revolutionstheorien zurückgekommen werden kann.

Nach den drei Einheiten, die sich dem Text von Walzer widmen, folgen vier Einheiten, in denen mehr oder weniger in der revolutionären Praxis über diese theoretisch reflektiert wird. Am deutlichsten ist das wohl bei den Reden und Schriften von Saint-Just und Robespierre, die als Revolutionäre die Französische Revolution gegen ihre Gegner zu verteidigen suchten. Der Text von Karl Marx „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ beschäftigt sich mit der gescheiterten Revolution von 1848 und der ihr folgenden Konterrevolution und verknüpft dabei Geschichtsphilosophie, Gesellschafts- und Verfassungstheorie. Im Rückblick werden damit die Bedingungen der Revolution und ihr Scheitern untersucht. Mit Lenin folgt ein Text eines Berufsrevolutionärs während bzw. kurz vor der Oktoberrevolution von 1917 („Staat und Revolution“).

Mit Hannah Arendts Text „Über die Revolution“ (Kapitel 6, III-V) wird aus historischer Perspektive auf den Unterschied zwischen politischen und sozialen Revolutionen anhand der amerikanischen und der französischen Revolution reflektiert. Arendts Text bildet somit den Abschluss der Einheiten, die sich der Theorie der politischen (und nicht der digitalen) Revolution widmen.

Die letzten zwei bis drei Einheiten widmen sich der Revolution der politischen Öffentlichkeit durch die medialen Veränderungen. Dafür werden zwei zeitgenössische Autoren diskutiert: Lawrence Lessig (Verfassungsrechtler) und Ethan Zuckerman (Medienwissenschaftler), die sich beide mit den Strukturen des Internets und den daraus folgenden Veränderungen für die öffentliche und politische Kommunikation beschäftigen.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Anthropologie: Grundlagen“

Auch wenn die Anthropologie als Disziplin ein relativ junges Produkt der Philosophiegeschichte ist, so ist ihre Thematik alt. In einem weiten Sinn kann in allen Äußerungen des Menschen (Mythologie, Religion, Dichtung), in denen er sein Menschsein zum Thema macht, von Anthropologie gesprochen werden. Was die Anthropologie, die im Kontext der im 7. Jahrhundert v.Chr. beginnenden Philosophie auftritt, von allen Formen früherer Anthropologie unterscheidet, ist der spezifisch „philosophische“ Charakter, den sie mit der neuen Denkbewegung teilt, als deren Teil sie nun begegnet. Der Mensch tritt hier als ein Objekt in den Blick, der als gleichzeitiges Subjekt der Betrachtung gegenüber allen anderen Objekten hervorgehoben ist und dennoch mit diesen zusammen ein Ganzes bildet.

Die Vorlesung zur Anthropologie wird im Sommersemester fortgesetzt.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Staatskonzeptionen der Neuzeit“

Die Erfahrung der Religionskriege, von Gewalt und Willkür, Ausbeutung und Unterdrückung steht im Hintergrund der Reflexion über die Berechtigung und die angemessene Verfasstheit gesellschaftlicher Ordnungen in der frühen Neuzeit. Wie in der klassischen Antike erfolgt diese Reflexion vor allem in der Philosophie. Sehr unterschiedlich sind die Vorschläge, wie Herrschaft begründet, kontrolliert und gegebenenfalls beschränkt werden soll.

Das Seminar verfolgt ausgehend von klassischen Textausschnitten die Kontroverse zwischen Jean Bodin, Thomas Hobbes, John Locke, Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau. Zugrunde gelegt wird die Textauswahl und die Textgestalt in dem Sammelband von Rudolf Weber-Fas.

Basistexte aus: Weber-Fas, Rudolf: Staatsdenker der Moderne. Klassikertexte von Machiavelli bis Max Weber, Tübingen 2003 (Mohr Siebeck, UTB 2380).

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Menschenrechte“

Als Forderung und als kodifizierte Ansprüche weisen die Menschenrechte auf Erfahrungen von Gewalt und Unterdrückung, den Wunsch, diese Zustände zu beseitigen, und die Überzeugung, dass diese Zustände unrecht seien. In der Philosophie ist neben der Frage nach ihrer Genese und ihrer Reichweite vor allem die Frage nach dem Grund ihrer Geltung zentral.

Das Seminar verfolgt als Blockseminar sowohl die ideen- und rechtsgeschichtliche Genese als auch die Formulierung der Begründungen. In den einleitenden Sitzungen werden frühe Konzepte der Menschenwürde, des subjektiven Rechts und des Naturrechts kultur- und epochenvergleichend vorgestellt und diskutiert. Gemeinsam erarbeitet werden jüngere Texte von Hans Joas, Hannah Arendt, Martha Nussbaum, Ernst Tugendhat und Onora O’Neill. Diese Basistexte werden bereitgestellt.

Thematisiert werden zudem derzeit diskutierte Spezifikationen der Menschenrechte (z.B. Behindertenkonvention, Menschenrechtskonvention zur Biomedizin) und Verstöße gegen die Menschenrechte im 20. (z.B. Hartheim, Mauthausen) und im 21. Jahrhundert.

Gegenstände der schriftlichen Hausarbeit können sowohl die jüngeren philosophischen Debatten wie auch eine Analyse der Unrechtserfahrungen des 20. und 21. Jahrhunderts sein.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: „Legalität und Moralität“ 

Sowohl im Recht als auch in dem, was wir Moralität nennen, geht es um Normen für das Handeln, und zwar nicht um technisch-praktische Normen (wie man etwas machen soll, damit es funktioniert), sondern um Sollensordnungen, die sich auf Recht und Unrecht sowie auf Gut und Böse beziehen. Was aber unterscheidet Normen des Rechts von denen der Moralität? Worauf soll uns das Recht verpflichten können und worauf nicht? Was muss das Recht vielleicht der „Moralität“ überlassen? Und: Setzen Recht und Moralität nicht eine sie verbindende, gemeinsame Wurzel voraus? Diesen Fragen wird die Vorlesung nachgehen. Dabei werden wir (1) das langsame Hervortreten des Gegensatzes von Legalität und Moralität in der Antike und im Mittelalter überblickshaft verfolgen (Naturrecht-positives Recht, Gerechtigkeit, römisches Recht). Mit Kant (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Metaphysik der Sitten) werden wir (2) die maßstabsetzende strenge Unterscheidung von Legalität und Moralität genauer rekonstruieren. Von da her werden wir schließlich (3) den Absprung in die systematische Betrachtung dieser Bestimmungen im Rahmen der Entwicklung des Begriffs der Freiheit, wie sie in Hegels Rechtsphilosophie zur Darstellung gelangt, unternehmen. Hegel zeigt dort, dass das Recht und die moralische Selbstbestimmung nicht selbständig sind, sondern nur Momente an dem, was er „Sittlichkeit“ nennt.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
Forschungsseminar: „Hegel: Wissenschaft der Logik III“

Das Forschungsseminar widmet sich der Interpretation der wohl bedeutendsten Logik. Zudem bietet es eine sonst im gegenwärtigen Studienbetrieb nicht mehr mögliche längerfristige und gründliche Auseinandersetzung mit einem höchst anspruchsvollen Primärtext. In den letzten beiden Semestern interpretierten wir relativ detailliert die Vorreden, die Einleitung, den Abschnitt „Womit muss der Anfang in der Wissenschaft gemacht werden?“ sowie den Anfang der Seinslogik. Wir halten nun im zweiten Kapitel des ersten Abschnittes (Endlichkeit). Der Plan für dieses Semester ist es, die Gangart etwas zu beschleunigen und die Seinslogik abzuschließen, sodass im Sommersemester mit dem zweiten und schwierigsten Teil der Logik, der Wesenslogik begonnen werden kann. - Neueinsteiger sind willkommen; es kann allerdings nur eine kurze Einführung in der ersten Sitzung gegeben werden. Eine Kenntnis zumindest der Philosophien Platons, Aristoteles‘ sowie vor allem der Kritiken Kants ist für das Hegelverständnis vorausgesetzt. Hervorragend als Einführung zu Hegel eignet sich das gediegene Buch von Thomas S. Hoffmann, G.W.F. Hegel. Eine Propädeutik (Marix-Verlag).

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
VL: „Ethik“

Was sollen wir tun? Was ist das richtige Handeln, und wie kann es begründet werden? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Ethik. In der abendländischen Philosophiegeschichte wurden nicht nur unterschiedliche Antworten auf diese Fragen gegeben, sondern selbst die Frage unterschiedlich gestellt. Diese Vorlesung führt in die wichtigsten Fragestellungen der Ethik und die bedeutendsten ethischen Theorien anhand von Fallbeispielen und -geschichten ein.

Die Vorlesung besteht aus drei Teilen: In einem ersten Teil wird erörtert, mit welcher Art Fragen und Antworten wir es in der Ethik zu tun haben. In diesem Zusammenhang wird auch die Fundamentalkritik, die die Möglichkeit Ethik zu betreiben radikal in Zweifel zieht, erläutert wie sie beispielsweise von Friedrich Nietzsche und Ludwig Wittgenstein vorgetragen wird. Der zweite Teil widmet sich den ethischen Theorien der Tugendethik (Aristoteles), der deontologischen Ethik (Immanuel Kant) und dem Utilitarismus (John Stuart Mill). Diese werden dargestellt und kritisch gewürdigt. Der dritte Teil schließlich reflektiert (mit Friedrich Nietzsche, Theodor W. Adorno und Bernard Williams) die Aussagekraft und Paradoxien ethischer Theorien und Entscheidungssituationen.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: „Staatskonzeptionen der Neuzeit“ (gemeinsam mit Dominik Harrer)

Der Staat als primäre Form der Organisation eines Gemeinwesens ist ein Grundbegriff der politischen Philosophie. Wie der Staat und die Staatstheorie konkret gedacht werden, hat sich mit dem Beginn der Neuzeit stark verändert. Während in antiken und mittelalterlichen Positionen nach einem theoretisch erfassbaren, vorgegebenen politischen Ordnungsbild nach Maßgabe von Gott oder Natur gefragt wurde, so drehte sich der Diskurs ab der Frühen Neuzeit um die normative Frage, wie sich politische Macht als solche rechtfertigen lasse. Im Seminar sollen einige der wichtigsten staatstheoretischen Entwürfe der Neuzeit diskutiert werden. Den Anfang machen Thomas Morus („Utopia“, 1516 verfasst) und Niccolò Machiavelli („Der Fürst“, 1513 verfasst), die am Beginn der Neuzeit zwei gegensätzliche Zugänge zum Nachdenken über den Staat präsentieren: einerseits ein ‚utopisches‘ und andererseits ein ‚realistisches‘ Staatsverständnis. Zwischen Thomas Hobbes‘ Staatsabsolutismus, den er in seinem „Leviathan“ entwirft, und Immanuel Kants Gedanken über die Rechtsordnung als denknotwendige Bedingung allgemeiner Freiheit und Gleichheit, sollen außerdem wichtige Beiträge zu Gewaltenteilung und demokratischem Staatsdenken von John Locke, Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau diskutiert werden. Am Ende dieses Blocks stehen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx mit ihren methodisch verwandten und doch gegensätzlichen Konzeptionen des Staates. Das Seminar wird in der vorletzten Sitzung durch anarcho-feministische und postkoloniale Stimmen mit kritischen Befragungen des hegemonialen Staatsdiskurses (Stichworte: Patriarchat und White Supremacy) und einer letzten Sitzung, in der die unterschiedlichen Staatstheorien verglichen werden, abgeschlossen.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
PS: „Ernst Cassirer: Versuch über den Menschen“

Im Rahmen seiner Untersuchung der Ausdrucksformen und Gestalten des menschlichen Geistes erhob Cassirer den negativen Befund, dass wir auf allen Ebenen unseres Weltverstehens nur mittelbar von der Wirklichkeit wissen, zum positiven Charakteristikum des Menschen. Cassirers "Philosophie der symbolischen Formen", so der Titel seines Hauptwerks, gipfelt in der These, dass der Mensch als animal symbolicum zu begreifen sei.

Da ein dickes Buch - wie Cassirer im Anschluss an Lessing sagt - ein großes Übel ist, unternimmt es Cassirer in seinem „Essay on Man“, die Quintessenz seiner Philosophie der symbolischen Formen dem Leser in knapper und leicht verständlicher Form darzubieten. Mit Hilfe des Schlüsselbegriffs Symbol versucht er eine Antwort auf die Leitfrage der philosophischen Anthropologie: Was ist der Mensch?

Im Proseminar soll der erste Teil des Essays („Was ist der Mensch?“) gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Dabei soll der Zusammenhang zwischen Anthropologie und Kulturphilosophie geklärt werden.

Neben der aktiven Teilnahme wird eine kleine praktische Übung zum wissenschaftlichen Arbeiten in der Philosophie, die Übernahme eines Kurzreferats und eine kurze schriftliche Hausarbeit erwartet.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Ethik mit und ohne Anthropologie“

Obschon von grundlegender Bedeutung für die Ethik ist das Verhältnis von philosophischer Anthropologie und philosophischer Ethik höchst umstritten. Während einerseits auf die notwendige Lösung der Ethik von bestimmten Welt- und Menschenbildern gedrängt wird und die Reinheit der Moralbegründung von allen empirischen Voraussetzungen eingefordert wird, wird andererseits die Unvermeidlichkeit der Bezugnahme auf anthropologische Grundannahmen betont.

Strittig ist bereits die philosophiehistorische Frage, ob sich die Ethik in der Moderne eher auf die Anthropologie zu oder von ihr wegbewegt habe.

Das Seminar wird der Verhältnisbestimmung in einem Dreischritt nachgehen:

  1. Es werden verschiedene jüngere Stellungnahmen zu der philosophiehistorischen Einschätzung gelesen und geprüft.
  2. Es wird mit Blick auf die Klassiker Aristoteles und Kant gefragt, ob hier eine eindeutige Antwort vorliegt.
  3. Es werden einige neuere Positionen verhandelt, die der Frage mit Blick auf die zeitgenössischen ethischen Herausforderungen nachgehen.

Die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer sollen im Laufe des Semesters einen der ausgewählten Texte kurz vorstellen. Die abschließende Qualifikation erfolgt durch eine schriftliche Hausarbeit.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
Forschungsseminar: „Hegel: Wissenschaft der Logik II“

Das Seminar gibt die Gelegenheit der intensiven Auseinandersetzung mit einem der bedeutendsten und anspruchsvollsten Texte der philosophischen Tradition, der das Logische in seiner Selbstbewegung entfaltet und darstellt. Nachdem im WS 19/29 die Vorreden und die Einleitung betrachtet wurden, beginnen wir mit dem Anfang des Haupttextes: der Logik des Seins. Kenntnisse der philosophischen Tradition (Platon, Aristoteles, Kant) sind vorausgesetzt. Daher ist das Seminar für fortgeschrittene Studierende gedacht. Der Einstieg für Neueinsteiger ist möglich.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
SE: Hegel: Philosophie des Geistes

Hegel ist der letzte große Systematiker in der Philosophie. Das Hegelsche System - dargestellt in der "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse" (zuletzt 1830) - gliedert sich in drei Teile: die Logik als Wissenschaft der logischen Idee (Totalität der Vernunft), die Naturphilosophie als die Darstellung der Idee in ihrer Anderssein und die Philosophie des Geistes, welche das sukzessive Sich-Erfassen der Idee in ihrer Rückkehr aus der Natur zum Gegenstand hat. - Die Philosophie des Geistes wiederum gliedert sich in die Philosophie des subjektiven Geistes, die Philosophie des objektiven Geistes und die Philosophie des absoluten Geistes. Die Lehre vom subjektiven Geist stellt die Entwicklung des Geistes aus seiner natürlichen Unmittelbarkeit als Seele bis hin zu dem Punkt dar, an welchem der Geist sich als das Freie begreift. An diesem Punkt muss der Geist ans Handeln gehen, eine sittliche Welt aus sich hervorbringen. Darin wird er objektiver (sich als Freiheit objektivierender) Geist (in Recht, Moralität, Sittlichkeit). Absoluter Geist schließlich ist er dort, wo er in die Voraussetzungen, in den Grund des objektiven Geistes zurückgeht: dies ist die Freiheit bzw. die Idee, die sich selbst denkt, sich selbst interpretiert. Dies geschieht in Kunst, Religion und der Philosophie.

Das Seminar befasst sich zunächst mit den einleitenden Passagen zum Begriff des Geistes (§ 377-385), denn an diesen wird programmatisch der genuin dialektische Begriff des Geistes deutlich, der nicht nur über die vorkantische Tradition im Sinne des Auseinanderfallens von rationaler Psychologie und empirischer Psychologie, sondern auch über Kants und Fichtes transzendentallogische Reflexion des Ich hinausgeht. Der Hauptteil wird sich mit dem ersten Drittel der Lehre vom subjektiven Geist, der „Anthropologie“ (§§ 387-342), befassen. Hegel entwickelt hier die allerelementarsten Stufen in der Ichwerdung des Ich, Instanzen eines unmittelbaren Selbstseins oder Wissens, die der Geist als Seele bzw. „Naturseele“ durchlaufen haben muss, bevor er sich ausdrücklich zum Bewusstsein zu erheben vermag: von der Empfindung bis hin zum Selbstgefühl. Der Geist findet sich zunächst in natürlichen Bestimmtheiten, an denen er ein erstes, unmittelbares Selbstverhältnis aufbauen kann. Dabei werden u.a. Themen wie: Rassenunterschiede, Volksgeister, Charakter und Temperamente, Lebensalter, das Geschlechtsverhältnis, die Sinne und Affekte, das Träumen, Magie, der animalische Magnetismus (Hypnose), Hellsehen, Krankheit und Verrücktheit zur Sprache kommen.

Zum Text: Hegel veröffentlichte die Enzyklopädie der phil. Wissenschaften als Grundlage für seine Lehrtätigkeit. Der Text ist deshalb konzentriert und knapp (Haupttext plus Anmerkungen). Hilfreich für das Verständnis sind die von späteren Herausgebern hinzugefügten Zusätze, d.h. redigierte Notizen aus Vorlesungsmitschriften von Hegelschülern. Es empfiehlt sich daher die Anschaffung eines Textes, der auch diese Zusätze gibt, wie etwa der Band im Suhrkamp-Verlag: G.W.F. Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften III, Werke Bd. 10, Frankfurt 1986 (stw 610). Der online verfügbare Text (zB zeno.org) bietet die Zusätze nicht.

Ausgezeichnet als Vorbereitung eignet sich die Lektüre von: Thomas S. Hoffmann, G.W.F. Hegel – Eine Propädeutik, 3., durchgesehene und aktualisierte Aufl., Wiesbaden 2015.

Erfordernisse: regelmäßige Präsenz, Mitarbeit, Verfassen einer Seminararbeit.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: „Kommunitarismus“

Der Kommunitarismus ist eine wirkmächtige Strömung innerhalb der politische Philosophie, die die Einbettung des Individuums in seinem sozialen Kontext betont. Seit den 1980er Jahren bildet er eine wichtige Gegenströmung gegen den Liberalismus in der Nachfolge von John Rawls. Das Seminar wird grundlegende Texte der Kommunitarismus-Liberalismus-Debatte diskutieren. 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Ethik“

In der Ethik geht es um die methodisch geleitete Reflexion auf unser Handeln, insofern dieses sich als moralisch oder unmoralisch bezeichnen lässt. In der Geschichte der Philosophie wurde sowohl die Frage bearbeitet, welchen Status die in der Lebenswelt begegnenden Einordnungen als moralisch oder unmoralisch haben: Handelt es sich um Erkenntnisse, Willensentschlüsse oder um Gefühle? Reflektiert wurde aber auch in verschiedenen Ansätzen, wie sich moralische Forderungen oder Ideale begründen lassen. Zudem hat sich die Philosophie konkreten Handlungszusammenhängen zugewandt und die hier begegnenden moralischen Kriterien, Haltungen und Gründe analysiert.

Die Vorlesung beginnt mit der Erörterung einiger grundlegender Begriffe wie Gewissen und Diskurs, Ethos, Gewohnheit und Recht, Moral und Ethik. In einem zweiten Schritt wird die metaethische Debatte um den Status moralischer Sätze und Einstellungen umrissen. Normative ethische Ansätze werden sodann am Beispiel von John Stuart Mill, Immanuel Kant und Aristoteles vorgeführt und verglichen. Ein vierter Teil widmet sich Untersuchungsfeldern der konkreten Ethik anhand von Beispielen aus der Bioethik und der Wissenschaftsethik.

Die Vorlesung wird von einem Tutorium begleitet: Tutor Dominik Harrer MA.

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Technikphilosophie”

Moderne Technik greift immer mehr in das menschliche Leben und Zusammenleben ein. Technik ist um uns, über uns, zwischen uns und in uns. Die philosophische Befassung der vergangenen 50 Jahre hat darin vor allem eine Herausforderung für die Ethik gesehen, die Chancen und Gefahren richtig zu beurteilen. Technik in einem weiten Sinne hat aber schon immer die menschliche Kultur geprägt, uns Handlungsmöglichkeiten eröffnet und Anstrengungen erspart. Dies hat schon die Reflexion der klassischen Philosophen beschäftigt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es eine systematische Befassung, die man als Technikphilosophie bezeichnet. Hier wird gefragt, was das Wesen der Technik ist und was dies mit dem Wesen des Menschen zu tun hat. Das Seminar verfolgt genau diese Denkentwicklung von Ernst Kapp und Karl Marx über Ernst Cassirer und Martin Heidegger bis zu Hans Jonas. Die Texte sollen gemeinsam analysiert und auch daraufhin befragt werden, inwiefern diese Ansätze geeignet sind, auch jüngste Einwicklungen in der Informationstechnologie, der Robotik oder der Bio- und Medizintechnologie angemessen einzuordnen und uns einen angemessenen Umgang mit diesen zu erleichtern.

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL: „Einführung in die Philosophie“

Aufgabe der Vorlesung ist es, eine erste tragfähige systematische Orientierung über die grundlegenden Fragen und Probleme der Philosophie zu geben. Philosophieren lernen heißt: Denken lernen. Das kann man nicht aus dem Stand, sondern nur im langsamen und gründlichen Durchgang durch die philosophische Tradition, also in der Aneignung des Problembewusstseins und Reflexionshorizonts. So werden wir uns mit dem Anfang des Denkens selbst bei den Griechen - insbesondere bei Platon und Aristoteles - befassen. Es gibt eigentlich keine Frage und kein philosophisches Problem, das nicht schon bei Platon in grundlegender Weise bedacht worden wäre. An dem berühmten Spruch, dass die Philosophie eigentlich nur in Fußnoten zu Platon bestünde (A.N. Whitehead), ist also durchaus etwas dran - wenngleich die Fußnoten durchaus gewichtig und vielleicht sogar den Denkduktus revolutionierend sein werden. Nach einem Blick auf den methodischen Unterschied zwischen der Philosophie und den Einzelwissenschaften wird sich die Vorlesung inhaltlich in drei aufeinander aufbauende und ineinandergreifende Themenkreisen gliedern: 1) Die Frage nach dem wahrhaften Sein: Hier geht es um den ersten Schritt im Denken, dem Schritt vom wahrnehmenden Bewusstsein, das noch ganz in seine Gegenstände versenkt ist, zum Verstand – dem Denken des Denkens selbst. Da werden wir die berühmte Ideenlehre Platons betrachten. 2) Die Frage nach dem lebendigen Sein: Was macht ein Lebendiges zu einem solchen? Da wird es um den philosophischen Begriff der Seele als Lebensprinzip gehen. Dabei werden wir grundlegende Einsichten des Aristoteles kennenlernen. 3) Frage nach dem sich wissenden Sein: Was heißt es, Ich zu sein, selbstbewusste Seele? Wir werden hier auf den philosophischen Begriff des Selbstbewusstseins und den Begriff der Freiheit eingehen. Unhintergehbare Einsichten dazu finden sich ebenfalls bereits bei Platon und Aristoteles. Insgesamt werden wir im Durchgang durch diese drei Themen eine Reihe von Fragen, Probleme und Themenkreise berühren, die dann in den einzelnen „Disziplinen“ der Philosophie (Erkenntnistheorie, Logik, Ethik, Naturphilosophie usw.) ihre nähere Behandlung erfahren.
Zur Vorlesung wird begleitend ein Tutorium angeboten. Tutor ist Martin Zillner, BA.

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
PS: “Freedom of will. Recent positions and debates”

Two main problems have been discussed in philosophical ethics throughout the millennia, namely the problem of freedom of will on the one hand and the question as to the principle according to which freedom has to qualify itself in a rational way, the “moral law” on the other hand. The first problem will be the subject of this course. It is, as can easily be seen, of paramount importance - for if freedom is merely a delusion, we can neither legitimately speak of action nor of responsibility, nor of good and evil. Is there anything like freedom of choice at all or must we conclude that our conduct has to be described as a series of events determined by natural causality? How is freedom to be understood in relation to the necessity of nature at all? Is freedom “compatible” with natural causality? Can we conceive of freedom in the same way as we describe and recognize empirical objects? We will be dealing with these questions with regard to recent positions and debates on this issue in the English-speaking world. We will get familiar with the main arguments of positions such as “libertarianism,” “determinism” and “compatibilism.” In addition, we will examine the significance of freedom of will for law (e.g. in criminal law) and we will ask to what extent freedom can be proven or denied by (natural) science. Finally, we will consider the treatment of the problem of freedom in Kant's "Critique of Pure Reason".

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
Forschungsseminar: „Hegel, Wissenschaft der Logik“

Lektüre und Interpretation der Vorreden, Einleitung und des Anfanges der "Wissenschaft der Logik". Eine Fortsetzung ist geplant. 

 

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: “Ethics and Society”

Ethics is embedded in society in several ways. Different societies identify different ethical issues as important; even the very question of ethics varies in different societies. The answers given to these questions, finally, differ among diverse societies. This seminar explores the relation between ethical theories and questions and the social context. In the first part of this seminar, the two ethical theories of Aristotle and Theodor W. Adorno will be discussed focusing on the interplay of ethical norms and society. They will be contrasted with Friedrich Nietzsche’s critique of morality. The second part of this seminar in dedicated to three particular ethical issues, which will be discussed in the context of the American television series Breaking Bad: On lying, medical ethics, and social attitude to drugs.

The objective of this course is to explore the relation between different ethical theories and their relation to society. Students will learn the different ways of approaching ethical questions and how they relate to social conditions. They also will be able to critically evaluate the ethical theories in question and be able to identify their strengths and weaknesses with regard to society.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Spezielle Probleme und aktuelle Herausforderungen der philosophischen Anthropologie“

Die Vorlesung widmet sich anthropologischen Ansätzen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Positionen) und diskutiert Konzepte, die für eine zeitgenössische anthropologische Reflexion relevant werden (Konkretionen). Nach einem Rückblick auf die Einführungsvorlesung werden Ansätze vorgestellt, die teilweise in deutlicher Absetzung von der klassischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Hatte diese klassische Anthropologie vornehmlich im deutschsprachigen Raum stattgefunden (Scheler, Plessner, Gehlen), so will die Vorlesung des aktuellen Sommersemesters Tendenzen aus der französischen Philosophie (Maurice Merleau-Ponty, Michel Foucault) berücksichtigen sowie einschlägige Debatten aus der vorwiegend englischsprachigen analytischen Philosophie, ebenso anthropologie-relevante Überlegungen aus der politischen Philosophie (Hannah Arendt) und der Ethnologie (Claude Lévi-Strauss). Unter dem Stichwort Konkretionen werden Debatten vorgestellt, die Bedingungen des Mensch-Seins in unserer durch Wissenschaft und Technik veränderten Welt thematisieren und die zugleich mit praktisch-normativen Herausforderungen verbunden sind (Kooperation, Gesundheit, Anthropotechnik, Altern, Umwelt).

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Philosophinnen im 20. Jahrhundert“

Einleitung: Orte des Philosophierens in Geschichte und Gegenwart – Susanne K. Langer – Hedwig Conrad-Martius –  Edith Stein –  Hannah Arendt –  Simone de Beauvoir –  Elisabeth Anscombe –  Philippa Foot – Onora O’Neill – Martha Nussbaum – Julia Kristeva – Anne Fagot-Largeault – Ausblick: Philosophinnen des 21. Jahrhunderts.

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE:  „Michel Foucault“

Wie kaum ein anderer philosophischer Denker des 20. Jahrhunderts wird Michel Foucaults Forschen und Schreiben in einer Vielzahl von Humanwissenschaften aufgegriffen bis hin zu Forschungsrichtungen wie den Govermentalitätsstudien, die sich primär seiner Anregung verpflichtet wissen. Seine Themen selbst sind vielfältig. Oft geht es ihm um Strukturen der Macht, der Ausgrenzung oder der Disziplinierung, oft aber auch um konstruktiv-konstitutive Prozesse wie die Herausbildung des Subjekts oder die Kultur des Selbst. Im Seminar sollen Texte insbesondere aus den großen Monographien aus allen Phasen seines Schaffens gemeinsam gelesen werden. Dabei soll zum einen versucht werden, Struktur und Programm seines Arbeitens zu verstehen wie auch seine Bezugnahme zur Philosophie. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars sollen die ausgewählten Texte sowie eine der Monographien lesen. Ziel ist eine gemeinsame philosophische Auseinandersetzung mit Foucaults Werk und Theorieansätzen.

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Robotik“

Robotik ist eine wissenschaftlich-technologische Disziplin, die sich mit der Entwicklung von Robotern beschäftigt. Roboter sind elektromechanische Maschinen, die über Sensoren und Aktoren verfügen, um die Umwelt wahrzunehmen und auf sie einzuwirken. Sie können so konstruiert sein, dass sie gestalthafte Ähnlichkeit mit dem Menschen haben und über künstliche Intelligenz verfügen. Ihr Einsatz zum Ersatz menschlicher Arbeitskraft wirft einige sozialethische Fragen auf. Zudem ergeben sich aus dem Einsatz im Bereich der Pflege, der Medizin oder im Bereich des Individualverkehrs grundsätzliche Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine. Robotik stellt damit nicht nur für die Ethik eine neue Herausforderung dar, sondern auch für die philosophische Anthropologie. Als Thema der Philosophie ist die Robotik ein junges Thema. Im Seminar sollen Texte aus der Frühzeit der philosophisch-wissenschaftstheoretischen Aufarbeitung (Alan Turing, John Searle) ebenso behandelt werden wie Texte aus den letzten Jahren und Monaten, die die Grundlegung einer Maschinen- und Roboterethik verfolgen. Thema und Diskussionsstand machen eine eigene Orientierung nötig. Diese zu gewinnen soll im Seminar versucht werden.

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
SE: „Kant: Kritik der praktischen Vernunft“

Kants „Kritik der praktischen Vernunft“ (1788) ist ein Hauptwerk der Ethik. Es widmet sich dem Grundproblem der Ethik, dem Freiheitsproblem. Dieses hat zwei Seiten: zum einen die Frage nach der Möglichkeit von Freiheit überhaupt im Sinne der sog. Willensfreiheit angesichts der vorauszusetzenden Naturnotwendigkeit im Sinne des kausalen Determinismus; zum anderen die Frage nach dem Prinzip der vernunftgemäßen Qualifizierung der Freiheit („Sittengesetz“). In der Beantwortung dieser Fragen hat Kant bleibende Maßstäbe gesetzt. Im Zentrum des Seminars stehen die Lektüre und die Interpretation des Textes. Teil des Seminars ist ein Workshop mit dem Kantspezialisten Prof. Dr. Christian Krijnen (Amsterdam), der am 15.5., 9-13 Uhr stattfinden wird.

 

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
VL: „Medienphilosophie“

Die Vorlesung gibt eine Einführung in die Medienphilosophie. Die Medienphilosophie ist eine relativ junge philosophische Disziplin, die sich im deutschen Sprachraum vor etwa 20 Jahren herausgebildet hat. Dabei ist umstritten, ob die Medienphilosophie vor allem als Reaktion auf sogenannte "neue Medien" zu verstehen ist, eine philosophische Grundlage für die Medienwissenschaft bilden will, den Begriff des Medium bestimmen möchte oder - am anspruchsvollsten - in einer Erweiterung des "linguistic turns" zu einem "medial turn" die ganze Philosophie paradigmatisch transformieren soll. Unterschiedliche Ansätze und zentrale Fragen der Medienphilosophie werden in dieser Vorlesung vorgestellt.

Praktische Philosophie / Ethik: Lehrveranstaltungen WS 18/19

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Anthropologie I: Grundlagen“

Auch wenn die Anthropologie als Disziplin ein relativ junges Produkt der Philosophiegeschichte ist, so ist ihre Thematik alt. In einem weiten Sinn kann in allen Äußerungen des Menschen (Mythologie, Religion, Dichtung), in denen er sein Menschsein zum Thema macht, von einer impliziten Anthropologie gesprochen werden. Was die Anthropologie, die im Kontext der im 7. Jahrhundert v.Chr. beginnenden Philosophie auftritt, von allen Formen früherer impliziter Anthropologie unterscheidet, ist der spezifisch “philosophische“ Charakter, den sie mit der neuen Denkbewegung teilt, als deren Teil sie nun begegnet. Der Mensch tritt hier als ein Objekt in den Blick, der als gleichzeitiges Subjekt der Betrachtung gegenüber allen anderen Objekten hervorgehoben ist und dennoch mit diesen zusammen ein Ganzes bildet.

Die Vorlesung vermittelt maßgebende anthropologische Positionen in der abendländischen Geschichte der Philosophie, die hinsichtlich ihrer systematischen Bedeutsamkeit, ihrer Wirkungsgeschichte und gegenwärtigen Präsenz bzw. Absenz reflektiert werden.

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Politische Philosophie: Theorien der Macht SE“ 

„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“ Diese Definition, die Max Weber in „Wirtschaft und Gesellschaft“ gegeben hat, scheint sehr gut den Gehalt dessen wiederzugeben, was wir meinen, wenn wir von Macht sprechen. Indes ist nicht sehr klar, was „Chance“ genau meint und warum sich nicht näher eingrenzen lässt, worauf diese Chance beruht. Weber zieht es auch vor, nicht diesen soziologisch amorphen Begriff, sondern vielmehr den der Herrschaft als politischen und soziologischen Grundbegriff starkzumachen. In den jüngeren soziologischen und philosophischen Debatten ist es vor allem Michel Foucault, der Machtszenarien vorführt und analysiert. Eine exakte Verhältnisbestimmung zwischen Macht und Gewalt, Macht und Herrschaft, Macht und Gesellschaft bietet er indes bewusst nicht. Im Seminar soll der Blick auf solche Verhältnisbestimmungen gelenkt werden. Dabei wird, ausgehend von Foucaults Werk ein ideengeschichtlicher Rückblick versucht. Gemeinsam werden einschlägige Texte von Platon, Niccolò Machiavelli, Thomas Hobbes, Helmuth Plessner, Hannah Arendt, Niklas Luhmann und Michel Foucault gelesen und diskutiert.

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL: „Ethik“

Die Vorlesung behandelt grundlegende und wirkmächtige Ansätze der philosophischen Ethik von der Antike bis zur Moderne. Inhaltliche Schwerpunkte bilden dabei Aristoteles (Tugendethik) und Kant (Deontologie).

 

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
VL: „Politische Theorie und Öffentlichkeit“

Die Vorlesung setzt sich mit der politischen Theorie und der Öffentlichkeit auseinander. Dabei steht eine Verhältnisbestimmung zwischen unterschiedlichen Ansätzen der Politik und des Politischen und verschiedenen Konzepten der Öffentlichkeit im Zentrum des Interesses. Inwiefern und in welcher Form ist Öffentlichkeit in unterschiedlichen Theorien der Politik relevant? Ziel der Vorlesung ist einen Überblick über unterschiedliche Konzepte der Politik im Verhältnis zur Öffentlichkeit zu gewinnen und sich kritisch damit auseinander zu setzen.

Praktische Philosophie / Ethik: Lehrveranstaltungen SS 2018

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: Aktuelle Fragen der Medizinethik 

Nun schon seit einigen Jahrzehnten stellt die Medizin unsere Gesellschaft vor immer neue Herausforderungen. Die damit zusammenhängenden moralischen Fragen werden in der Medizin, in der interdisziplinär angelegten medizinischen Ethik und in der Öffentlichkeit teils heftig diskutiert: Stammzelltherapien, Humangenetik, Fortpflanzungsmedizin, Transplantationsmedizin, Umgang mit Demenz sind in diesem Zusammenhang nur einige der Themen und Stichworte.

Im Seminar soll ausgehend von einer gemeinsamen Reflexion auf besonders drängende aktuelle Herausforderungen ein Themenspektrum festgelegt und dann unter Nutzung der einschlägigen Literatur gemeinsam diskutiert werden.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: Texte und Themen der Praktischen Philosophie / Ethik: Vorschläge zur Vermittlung zwischen Teleologie und Deontologie

Erst seit dem 20. Jahrhundert sind deontologische Ethiken und teleologische Ethiken gegenübergestellt worden. Ob man bei der moralischen Beurteilung von Handlungen von Pflichten bzw. Regeln oder von Zwecken bzw. Folgen ausgeht, erscheint so als grundsätzliche Alternative. In den vergangenen Dekaden sind aber viele Versuche unternommen worden Vermittlungen und Verbindungen zu leisten.

Im Seminar sollen besonders die Vermittlungen zwischen kantianischen Ansätzen und aristotelischen Ansätzen untersucht werden, wie sie beispielsweise durch Hans Krämer, Paul Ricoeur, Otfried Höffe oder Onora O’Neill vorgelegt wurden. Entsprechende Ansätze sollen gemeinsam gesucht, ausgewählt und dann analysiert und bewertet werden.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
PS: Lektürekurs Philosophie: Aristoteles: Nikomachische Ethik

Aristoteles ist der Schöpfer der Ethik als einer relativ eigenständigen philosophischen Disziplin. Sein ethisches Hauptwerk, die „Nikomachische Ethik“, ist ein Werk ersten Ranges, das bleibende Maßstäbe für das Bedenken des menschlichen Handelns aufgerichtet hat. Grundbegriffe wie Handlung, Freiwilligkeit, Glückseligkeit und Tugend werden hier entwickelt. Wir werden uns im Proseminar intensiv mit dem Text auseinandersetzen. Nebenbei wird es auch um Fragen gehen wie: Wie arbeite ich mit solchen Texten? Welche Hilfsmittel kann ich heranziehen?
Die Lehrveranstaltung ist für Anfänger. Griechisch-Kenntnisse werden keine vorausgesetzt. In der ersten Einheit werden die Durchführungsmodalitäten besprochen, die Themen für die Seminarsitzungen vergeben und eine inhaltliche Einführung gegeben.

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: Themen und Aspekte der Philosophie in Geschichte und Gegenwart: Philosophie der Vorsokratiker

Vorsokratiker sind die Denker, die vor Sokrates gewirkt haben. Angesichts des fortwährenden Wechsels der Einzeldinge bringen sie den Gedanken der Welteinheit zum Ausdruck, dadurch, dass sie fragen, was das Bleibende im Wechsel sei. Damit bilden sie als das Ziel ihrer Forschung den Begriff der ARCHE, des Urprinzips oder des Weltstoffes, der sich in alle Dinge verwandelt und auf den sich alle Dinge reduzieren lassen. Der Anfang wird in den um 600 v. Chr. blühenden Küstenstädten des ionischen Kleinasiens gemacht. In der Vorlesung sollen die folgenden Vertreter der Vorsokratik vorgestellt und ihre naturphilosophischen Ansätze diskutiert werden:
1. Die milesische Naturphilosophie: Thales, Anaximander, Anaximenes.
2. Der metaphysische Grundgegensatz: Heraklit und die Eleaten.
3. Die Vermittlungsversuche, Empedokles: Anaxagoras, Atomisten, Pythagoreer.

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: Theorie in dunklen Zeiten - politische Philosophie in den 1930er-Jahren

Die 1930er Jahren markieren in weiten Teilen Europas den politischen Übergang von einer fragilen Demokratie zu letztendlich den Weltkrieg auslösenden Faschismus. Diese Zeit des Übergangs und die nahende Katastrophe waren zugleich eine „produktive“ Zeit im Bereich der politischen Philosophie: Unter prekären Bedingungen haben Vertreter der Kritischen Theorie – Walter Benjamin, Max Horkheimer, Erich Fromm – versucht den manifest gewordenen Totalitarismus theoretisch zu verstehen. Antonio Gramsci verfasst als politischer Gefangener unter menschenunwürdigen Umständen seine Gefängnishefte. Politisch auf der Seite der faschistischen Herrschaft stehend formulierten Carl Schmitt und Julius Evola ihre gegenüber Demokratie und Parlamentarismus kritischen Schriften. Das Seminar diskutiert diese unterschiedlichen Ansätze in der politischen Theorie, die zum Teil gegensätzlich sind, die aber neben der gemeinsamen Entstehungszeit einen Skeptizismus gegen die liberale Demokratie und eine Krisendiagnostik teilen.

Praktische Philosophie / Ethik: Lehrveranstaltungen WS 17/18

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: Allgemeine Ethik (FTh) / Ethik (FPhK)

In der Ethik geht es um die methodisch geleitete Reflexion auf unser Handeln, insofern dieses sich als moralisch oder unmoralisch bezeichnen lässt. In der Geschichte der Philosophie wurde sowohl die Frage bearbeitet, welchen Status die in der Lebenswelt begegnenden Einordnungen als moralisch oder unmoralisch haben: Handelt es sich um Erkenntnisse, Willensentschlüsse oder um Gefühle? Reflektiert wurde aber auch in verschiedenen Ansätzen, wie sich moralische Forderungen oder Ideale begründen lassen. Zudem hat sich die Philosophie konkreten Handlungszusammenhängen zugewandt und die hier begegnenden moralischen Kriterien, Haltungen und Gründe analysiert.
Die Vorlesung beginnt mit der Erörterung einiger grundlegender Begriffe wie Gewissen und Diskurs, Ethos, Gewohnheit und Recht, Moral und Ethik. In einem zweiten Schritt wird die metaethische Debatte um den Status moralischer Sätze und Einstellungen umrissen. Normative ethische Ansätze werden sodann am Beispiel von John Stuart Mill, Immanuel Kant und Aristoteles vorgeführt und verglichen. Ein vierter Teil widmet sich Untersuchungsfeldern der konkreten Ethik anhand von Beispielen aus der Bioethik und der Wissenschaftsethik.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: Kants Geschichtsphilosophie

Das Bestreben, aus vielen Geschichten eine Universalgeschichte zu konstruieren, ist oftmals geprägt von der Suche nach einer Tendenz oder einem Sinn der Geschichte. Bei Immanuel Kant richtet sich diese Suche auf Fortschritte hin zu einer verbesserten Moralität der Menschen, zur Erreichung einer allgemein das Recht verwaltenden bürgerlichen Gemeinschaft und zu einer friedlichen Koexistenz der Völker. Die Besonderheit der kantischen Geschichtsphilosophie liegt aber nicht nur in der Fokussierung auf diese Leitbilder, sondern vor allem in der Reflexion auf die praktische Absicht, die den Blick auf die vergangene und zukünftige Geschichte leitet.
Grundlage des Seminars sind die kleinen Schriften „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“, „Der Streit der Fakultäten. Zweiter Abschnitt“ sowie „Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte“. Als Basistext wird der Band "Kant, Schriften zur Geschichtsphilosophie" in Reclams Universalbibliothek zugrunde gelegt.

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: Verbesserung des Menschen? Zur bioethischen Diskussion des Enhancemant

Technische Eingriffe in den Menschen, welche nicht der Heilung von Krankheiten dienen, sondern physische oder mentale Merkmale verbessern wollen, geraten zunehmend in den Blick der Medizin. Unter dem Begriff „Enhancement“ diskutiert die Bioethik seit einigen Jahren kosmetisch-chirurgische Eingriffe in das äußere Erscheinungsbild, die Steigerung der Körpergröße durch Wachstumshormone oder die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten. Auch Doping im Sport kann dem Enhancement zugeordnet werden. Aus medizinethischer, sozialethischer und anthropologischer Perspektive stellen sich weitreichende Fragen: Ist eine Unterscheidung zwischen Therapie und Enhancement überhaupt möglich? Welche normative Relevanz hat sie z.B. im Hinblick auf die Ziele von Medizin oder soziale Gerechtigkeit? Welche Eingriffe sind der Autonomie und dem guten Leben der Person zuträglich? Als was will sich der Mensch, der sich biotechnologisch modifiziert, zukünftig verstehen?

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: Philosophie der Natur - geschichtliche und systematische Perspektiven

Im Unterschied zur einzelwissenschaftlichen Naturbetrachtung fragt die Philosophie zunächst und zuallererst nach dem Begriff der Natur. Dabei ist es ihre Aufgabe, sowohl die spezifischen Differenzen zwischen den Naturbegriffen als auch den systematischen Zusammenhang, der zwischen diesen Naturbegriffen besteht, aufzuzeigen. Mit welchem Recht sprechen wir, angesichts einer Pluralität von Naturbegriffen, überhaupt von „der Natur“ im Singular? 

Die Vorlesung macht mit den grundlegendsten Weisen des Naturverständnisses vertraut. Sie zeigt, wie diese begründet sind, welche gedankliche Reichweite sie haben und welche Relevanz diese für den menschlichen Weltumgang haben – denn in jedem Naturbegriff spricht sich immer auch ein bestimmtes Selbstverständnis des Menschen aus. Leitend wird dabei v.a. ein Gegensatz zwischen zwei Naturbegriffen sein:
a) Natur, die in eine modellierte Welt von Erscheinungsgegenständlichkeiten (Kant) verwandelt wird – Natur, sofern sie als Objekt exakter Wissenschaftlichkeit und als logisch transparentes Mittel für unsere Zwecke (Technik, Naturbeherrschung) zu fungieren vermag;
b) Natur als „natürliche Natur“, "sich zeigende" Natur, als „anderes Selbst“, das in unserem Weltumgang in einem relativen Eigenrecht anzuerkennen wäre.
Diese systematische Spannung werden wir, der Geschichte der Philosophie entlanggehend, herausarbeiten. Die Hauptpunkte dabei werden insgesamt sein:
- das Problem einer wissenschaftlichen Rede von Natur überhaupt (Parmenides, Plato)
- Aristoteles‘ Physik: Spitzeneinsichten der Metaphysik in das natürlich Seiende
- der Neuansatz der exakten bzw. mathematischen Naturwissenschaft (der Schritt von der Substanz zur Funktion) und das technisch-praktische Naturverständnis
- Kant: die Begründung der Möglichkeit des wissenschaftlichen/technisch-praktischen Naturverständnisses (Kritik der reinen Vernunft); die Einsicht in die Grenzen dieses Naturbegriffs (Kritik der Urteilskraft)
- Wie ist Natur als ein sich zeigendes anderes Selbst überhaupt zur Sprache zu bringen? (ein Blick in Hegels Naturphilosophie)

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
PS: Lektürekurs Philosophie: Jean-Jacques Rousseau. Ausgewählte Texte

Der Lektürekurs widmet sich dem Werk von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778). Das Augenmerk liegt dabei auf der Verknüpfung seiner Anthropologie und seiner politischen Philosophie. In der Lehrveranstaltung wird für diese Diskussion auf Passagen aus "Diskurs über die Ungleichheit", "Der Gesellschaftsvertrag" und "Emil oder Über die Erziehung" zurückgegriffen.

Praktische Philosophie / Ethik: Lehrveranstaltungen SS 2017

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Spezielle Probleme und aktuelle Herausforderungen der
philosophischen Anthropologie“

Die Vorlesung widmet sich anthropologischen Ansätzen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts
(Positionen)  und diskutiert Konzepte, die für eine zeitgenössische anthropologische Reflexion
relevant werden (Konkretionen).

Nach einem Rückblick auf die Einführungsvorlesung des WS 2016/2017 werden Ansätze
vorgestellt, die teilweise in deutlicher Absetzung von der klassischen Anthropologie des
20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Hatte diese klassische Anthropologie vornehmlich im deutschsprachigen Raum stattgefunden (Scheler, Plessner, Gehlen), so will die Vorlesung des
aktuellen Sommersemesters Tendenzen aus der französischen Philosophie (Maurice Merleau-Ponty, Michel Foucault) ebenso berücksichtigen, wie einschlägige Debatten aus der vorwiegend englischsprachigen analytischen Philosophie, ebenso wie anthropologie-relevante Überlegungen
aus der politischen Philosophie (Hannah Arendt) und der Ethnologie (Claude Lévi-Strauss).

Unter dem Stichwort Konkretionen werden Debatten vorgestellt, die Bedingungen des Mensch-Seins in unserer durch Wissenschaft und Technik veränderten Welt thematisieren und die zugleich mit praktisch-normativen Herausforderungen verbunden sind (Kooperation, Gesundheit, Anthropotechnik, Altern, Umwelt).

Leistungsbeurteilung: mündliche Prüfung

Beginn: Mittwoch, 1. März 2017, 10.00 – 12.00 Uhr, HS 1

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Ausgewählte Themen der Philosophie: Kommunitarismus“

Seit Ende der 1970-er Jahre sind in der politischen Philosophie Nordamerikas Ansätze entwickelt worden, die die Bedeutung von Gemeinschaften für das gelingende Leben der Einzelnen und für die demokratische Gesellschaft als ganze reflektieren und hervorheben. Als „Kommunitarismus“ werden sie dem „Liberalismus“ gegenübergestellt. Michael Sandels Frage nach den Grenzen der Gerechtigkeit, Michael Walzers Rede über Sphären der Gerechtigkeit und Charles Taylors Suche nach den Quellen des Selbst und seine Rede von der negativen Freiheit nutzen unterschiedliche philosophiehistorische Ressourcen und verfolgen mehrere Stoßrichtungen. Gegen eine Verstaatlichung der Solidarität und einen überzogenen Individualismus reflektieren sie die Möglichkeiten, unter den Bedingungen des modernen Pluralismus eine Atomisierung der Gesellschaft in Einzelinteressen und den Verlust sozialer Bindungen zu verhindern.

Das Seminar wird Texte der wichtigsten Autoren des Kommunitarismus eingehend behandeln. Den Abschluss bildet eine vergleichende Auseinandersetzung mit dem Entwurf einer „Ethik des Ethos“, die der Bonner Philosoph Wolfgang Kluxen vorgelegt hat. Ein Konvolut der Basistexte wird zu
Semesterbeginn vorgelegt.

Leistungsbeurteilung: Kurzreferat und schriftliche Hausarbeit

Beginn: Dienstag, 7. März 2017, 14.00 – 16.00 Uhr, SE 2

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: „Hegels Rechtsphilosophie II“

Hegels „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ gehören zu den umfassendsten Darstellungen der praktischen Philosophie. Im Ausgang vom Begriff der Freiheit werden jene Formen entwickelt, in denen Freiheit sich objektiviert – beginnend von der Freiheit, die sich als Person im Eigentums-
verhältnis zunächst über die Sache her versteht („abstrakte Recht“), über die Freiheit, des moralischen Subjekts, das das Recht in die Innerlichkeit aufgenommen hat und sich in den Gegensatz zu einer äußeren Welt („Moralität“) setzt, bis hin zur Gestaltung einer äußeren Welt, in der sich Freiheit selbst entgegenkommt („Sittlichkeit“).

Im WS 16/17 wurden die grundlegende Einleitung sowie der der erste Teil der Rechtsphilosophie, das abstrakte Recht, betrachtet. Im SS 17 werden der zweite und dritte Teil, die Moralität und die Sittlichkeit, behandelt.

Die Vorlesung kann unabhängig von der VL vom WS 16/17 besucht werden, da am Anfang eine überblickshafte Wiederholung gegeben werden wird.

Literatur: Da wir am Text entlanggehen wird die Anschaffung einer Ausgabe des Primärtextes empfohlen, etwa: G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaften im Grundrisse. Mit Hegels eigenhändigen Notizen und den mündlichen Zusätzen, auf der Grundlage der Werke von 1832-45 neu edierte Ausgabe, Redaktion E. Moldenhauer u. K.M. Michel, Werke 7, 14. Aufl., Frankfurt am Main 2015. Sekundärliteratur wird in der VL genannt.

Leistungsbeurteilung: mündliche Prüfung

Beginn: Montag, 6. März 2017, 10.00 – 12.00 Uhr, HS 2

 

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
SE: „Ethik in der Gesellschaft: Theorien, Funktionen, Kritik."

Der Ethik kommt in der gegenwärtigen Gesellschaft wachsende Bedeutung zu. In ganz verschiedenen Teilbereichen der Gesellschaft wird Ethik zum Thema: In moralischem Fehlverhalten in der Politik, in wissenschaftlichen Plagiaten und Forschungsskandalen, in medizinischen Ethikkonzilen, bioethischen Ethikräten und moralischen Selbstver-
pflichtungen (z.B.: „Corporate Social Responsibility“) in der Wirtschaft. Konkrete Beispiele umfassen unter anderem die Empfehlung der Energiewende in Deutschland durch eine Ethik-Kommission, Stellungnahmen von nationalen Bioethikkommissionen zur Regulierung medizinischer Eingriffe und Forschungsentscheidungen durch Ethikkommissionen. Allgemein ist im öffentlichen und politischen Diskurs eine "Moralisierung" festzustellen, und es kann von einer „Ethisierung von Technikkonflikten“ (Bogner) gesprochen werden.

Dieses Seminar diskutiert kritisch die Rolle der Ethik in der Gesellschaft anhand von Texten in den drei Anwendungsfeldern: Politik, Medizin und Öffentlichkeit. Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: Was führt zu diesem erhöhten gesellschaftlichen Bedarf an Ethik? Welche Funktion übernimmt die Ethik in den jeweiligen gesellschaftlichen Teilbereichen? Welche Kritik schließt sich an diese gesteigerte Bedeutung der Ethik in der Gesellschaft an?

Leistungsbeurteilung: Um das Seminar erfolgreich abzuschließen ist neben regelmäßiger Teilnahme die Übernahme eines Referats zu einem der Texte und die Abfassung einer Seminararbeit
notwendig.

Beginn: Montag, 6. März 2017, 14.00 – 16.00 Uhr, HS 4 

Praktische Philosophie / Ethik: Lehrveranstaltungen WS 16/17

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
VL: „Anthropologie: Einführung in Fragen, Themen und Positionen der philosophischen Anthropologie“

Auch wenn die Anthropologie als Disziplin ein relativ junges Produkt der Philosophiegeschichte ist, so ist ihre Thematik alt. In einem weiten Sinn kann in allen Äußerungen des Menschen (Mythologie, Religion, Dichtung), in denen er sein Menschsein zum Thema macht, von einer impliziten Anthropologie gesprochen werden. Was die Anthropologie, die im Kontext der im 7. Jahrhundert v.Chr. beginnenden Philosophie auftritt, von allen Formen früherer impliziter Anthropologie unterscheidet, ist die spezifisch “philosophische“ Charakter, den sie mit der neuen Denkbewegung teilt, als deren Teil sie nun begegnet. Der Mensch tritt hier als ein Objekt in den Blick, der als gleichzeitiges Subjekt der Betrachtung gegenüber allen anderen Objekten hervorgehoben ist und dennoch mit diesen zusammen ein Ganzes bildet.

Die Vorlesung zur Anthropologie wird im Sommersemester fortgesetzt. Themen des WS (Anthropologie 1) und des SS (Anthropologie 2) ergeben sich aus der Disposition.

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs
SE: „Länger leben?“

Forschungen zur Erklärung des Alterns und seiner molekularen und zellulären Bedingungen haben eine starke Konjunktur, zeigen ein breites Spektrum der Erklärungsansätze und sind zunehmend mit Überlegungen zu gezielten Eingriffen in den Alterungsprozess verbunden. Experimentelle Forschungen bei Rundwürmern, Fruchtfliegen und Mäusen haben sehr deutliche Verlängerungen der Lebensdauer und Verlangsamungen der Seneszenz demonstriert. Diesen Forschungen im Bereich der so genannten Biogerontologie stehen einige Überlegungen gegenüber, wie eine entsprechende Verlängerung der Lebensspanne des Menschen zu bewerten wäre. Dabei spielen die Einschätzung des Alterns, Fragen nach der Gerechtigkeit und Fragen nach dem gelingenden Leben eine Rolle.

Nach einer Einführung in die biologisch-theoretischen und tierexperimentellen Hintergründe wird das Seminar kontroverse Ansätze zur Bewertung biogerontologischer Lebensverlängerungsprojekte diskutieren und Fragen nach dem Zusammenhang von Anthropologie und Ethik systematisch untersuchen.

 

Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich
VL+L: „Hegels Rechtsphilosophie I (Recht, Moralität)“

G.W.F. Hegels „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ beinhaltet eine umfassende Darstellung der praktischen Philosophie und ist als solche eine der bedeutendsten Ethiken der philosophischen Tradition. Wir finden in ihr erstaunlich viel dargestellt: eine Rechtsphilosophie im engeren Sinn, eine Moralphilosophie und – das ist eine grundlegende Neuerung, die Hegel in die praktische Philosophie eingeführt hat - eine Lehre von der „Sittlichkeit“, d.h. von den Formen gelebter bzw. institutionalisierter Freiheitswirklichkeit, die nicht nur eine Gesellschafts- und Staatsphilosophie enthält, sondern zuletzt in die Philosophie der Weltgeschichte mündet. In diesem Zusammenhang spricht man von der nachkantischen Wiederentdeckung der historischen Dimension der Praxis, der Institutionen oder des aristotelischen Sittlichkeitsgedankens bei Hegel. Der Anspruch Hegels ist es nämlich, die „Idee“ des Rechts zu erfassen, wobei „Idee“ bedeutet: Einheit von Begriff und der Wirklichkeit des Rechts. Der Ausdruck „Recht“ ist hier nicht bloß im engeren Sinne zu nehmen, sondern Hegel betont damit (gegen Kant, aber auch Fichte): es geht um Freiheit, die nicht bloß ein Sollen ist, sondern die sich in konkreten Gestalten objektiviert, sich Wirklichkeit gibt. „Recht“ ist nach Hegel überhaupt der Gedanke, dass Freiheit sich Dasein gibt. Die Hegelsche Rechtsphilosophie unternimmt es, die Weisen der Verwirklichung von Freiheit in ihrer systematischen Totalität zu entfalten. Von da her wird nicht nur das Recht im engeren Sinne des positiven Rechts gedacht, sondern auch das Recht des Gewissens, weiters das Recht der Familie, des Staates sowie zuletzt das Recht des (berühmt-berüchtigten) „Weltgeistes“ im Zusammenhang mit der Weltgeschichte. Damit wird es möglich, die Sphären des Rechts, der Moralität und der Sittlichkeit in ihrer jeweils irreduziblen Sinnautonomie zu denken. Dies ist sehr gewinnbringend angesichts aktueller Herausforderungen und Krisen - man denke etwa an die Verselbständigung der Wirtschaft als des "Systems der Bedürfnisse" (Hegel) gegenüber der Politik bzw. dem Staat, an die Gefahr der Instrumentalisierung des Rechts durch wirtschaftliche Partikularinteressen bzw. auch durch eine Politik, die sich als bloßes Herstellen versteht, oder aber auch an das Verhältnis von Recht bzw. Staat und Religion.

Die Vorlesung ist auf zwei Semester angelegt. Im WS 16/17 werden wir uns befassen mit:
1) den Grundbestimmungen der Rechtsphilosophie bzw. des Hegelschen Denkens überhaupt, wie sie in der Einleitung dargestellt werden: die Methode der Philosophie nach Hegel (Dialektik), Begriff der Idee, Begriff des Willens, Begriff der Freiheit, Begriff des Rechts; 2) dem ersten Teil, dem „abstrakten Recht“: Differenz von Person und Sache, Eigentum, Vertrag und Unrecht. Diese beiden Punkt werden Schwerpunkte der Vorlesung sein. 3) ist geplant, den Anfang des zweiten Teils (die „Moralität“) zu behandeln. Die Vorlesung wird im SS 17 fortgesetzt, wobei der Rest der Moralität sowie die Sittlichkeit behandelt werden.

 

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
VL: „Allgemeine Ethik“

Was sollen wir tun? Was ist das richtige Handeln, und wie kann es begründet werden? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Ethik. In der abendländischen Philosophiegeschichte wurden nicht nur unterschiedliche Antworten auf diese Fragen gegeben, sondern selbst die Frage unterschiedlich gestellt. Diese Vorlesung führt in die wichtigsten Fragestellungen der Ethik und die bedeutendsten ethischen Theorien anhand von Fallbeispielen und –geschichten ein.

Die Vorlesung besteht aus drei Teilen: In einem ersten Teil wird erörtert, mit welcher Art Fragen und Antworten wir es in der Ethik zu tun haben. In diesem Zusammenhang wird auch die Fundamentalkritik, die die Möglichkeit Ethik zu betreiben radikal in Zweifel zieht, erläutert wie sie beispielsweise von Friedrich Nietzsche und Ludwig Wittgenstein vorgetragen wird. Der zweite Teil widmet sich den ethischen Theorien der Tugendethik (Aristoteles), deontologischen Ethik (Immanuel Kant) und dem Utilitarismus (John Stuart Mill). Diese werden dargestellt und kritisch gewürdigt. Der dritte Teil schließlich reflektiert (mit Theodor W. Adorno und Bernard Williams) die Aussagekraft und Paradoxien ethischer Theorien und Entscheidungssituationen. 

 

Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
VL: „Theorien der Öffentlichkeit“

Der Begriff der Öffentlichkeit spielt in vielen Theorien der politischen Philosophie eine entscheidende Rolle. Was jedoch unter Öffentlichkeit verstanden wird und wie der Begriff historisch und politisch verortet wird, variiert nach Philosophinnen und Philosophen stark. Die Vorlesung gibt eine Einführung in die unterschiedlichen Theorien der Öffentlichkeit unter der Fragerücksicht, welche Rolle die Öffentlichkeit im und für den demokratischen Prozess einnimmt und einnehmen soll. Die Öffentlichkeitstheorien von John Dewey, Hannah Arendt, Jürgen Habermas und anderen sollen sowohl die Funktion des Begriffs innerhalb der politischen Architektonik als auch seine Abhängigkeit von sozialen (ökonomischen und medialen) Annahmen und Voraussetzungen aufzeigen. Gleichzeitig wird dadurch deutlicher, welche Rolle der Begriff in der politischen Theorie spielen kann und spielen soll.