Expertenstudie zu Genome Editing: Interdisziplinäre Technikfolgenabschätzung
Das Institut für Praktische Philosophie / Ethik ist Kooperationspartner an einem internationalen und interdisziplinären Drittmittelprojekt, welches sich mit den sozialen, ethischen und rechtlichen Fragen beschäftigt, die durch neue technologische Verfahren zur Veränderung des Genoms aufgeworfen werden.
Neue Verfahren der Genchirurgie, vor allem die CRISPR/Cas Technologie, die sogenannte „Gen-Schere“, stellen ein schnelleres, einfacheres, präziseres und kostengünstigeres Verfahren dar, in das Erbgut einzugreifen. In der Humanmedizin werden dabei Fortschritte in der somatischen Gentherapie erwartet. Eingriffe in die Keimbahn, die lange nicht machbar erschienen, kommen neu in den Bereich der Möglichkeiten. Damit verbunden sind ethische, rechtliche und soziale Fragen, die zum Teil schon seit langer Zeit im Kontext der genetischen Manipulation diskutiert werden, aber unter dem Eindruck des technologischen Fortschrittes eine neue Brisanz bekommen.
Die Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung der Schweiz (TA Swiss) hat nun nach einem internationalen Auswahlverfahren eine Studie zu den Entwicklungs- und Einsatzmöglichkeiten des Genome Editing sowie den damit verbundenen Potentialen und Risiken an ein Österreichisch-schweizerisches Konsortium unter Federführung des Wiener Instituts für Höhere Studien (IHS) vergeben. Im Rahmen der Studie ist das Institut für Praktische Philosophie der KU Linz (Michael Fuchs, Lukas Kaelin) für die Bearbeitung der ethischen Fragen zuständig. Weitere Kooperationspartner sind das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) in Graz und die Universität Luzern.
Das ethische Teilprojekt untersucht dabei den ethischen und regulatorischen Diskurs in Bezug auf die medizinischen Anwendungen. Dafür werden die verfügbaren ethischen Stellungnahmen zu Genome Editing gesammelt und untersucht, welche Argumente vorgebracht werden, wie diese gewichtet werden, und inwiefern an frühere Debatten angeschlossen wird. Zentrale Begriffe und Unterscheidungen werden untersucht und unter systematischen Gesichtspunkten analysiert. Besonderes Augenmerk gilt der Frage, ob Moratorien als moralisch adäquate Lösung betrachtet werden können.