Diskurs und Naturrecht. Die diskursive Vermittlung von Person und Natur im Hinblick auf die sittlich-moralische Normenbegründung

Auf Grund der Neuorientierung der katholischen Moraltheologie nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde die bis dahin geltende Theorie der Normbegründung massiv in Frage gestellt. Diese neuscholastische Theorie ging davon aus, dass sich ethische Normen allein aus der sachgemäßen Interpretation der Dynamismen der menschlichen Natur ableiten ließen. Die Individualität der menschlichen Person hingegen, so die damalige Überzeugung, spiele keinerlei Rolle für die Normbegründung. Das entsprach ganz der klassischen Essenzontologie, die dem Allgemeinen („Wesen“) einen prinzipiellen Vorrang vor dem Besonderen gab.

Nach dem Konzil konnte dieser Grundsatz nicht mehr ungebrochen festgehalten werden. Die Frage war also, wie man in einer zeitgemäßen Moraltheologie das Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem für die Normbegründung neu austarieren könne. Hierzu wurden in den 1970er bis 1990er Jahren eine Reihe von Ansätzen entwickelt, brachten aber kein abschließendes Modell zustande, das alle aufgeworfenen Probleme befriedigend gelöst hätte. Der Diskurs darf daher als unabgeschlossen und das Ergebnis als offen betrachtet werden.

Genau hier setzt die Dissertation an.

Dissertation von Ing. Mag. Markus Luger, 2016