"Mit Freude und Hirnschmalz - für alles, was ist." Impulse benediktinischer Spiritualität für nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsstile
Seit im Jahr 1987 eine kleine Kommission der Vereinten Nationen unter Vorsitz der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland ihren Bericht „Our common future“ vorlegte, ist die Idee der nachhaltigen Entwicklung zur Leitidee politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handelns geworden. Nachhaltige Entwicklung wird dabei als globale und intergenerationale Gerechtigkeit verstanden, die die drei „Säulen“ Ökonomie, Ökologie und Soziales umfasst. Mit ihr sollen die großen ökologischen und sozialen Herausforderungen des 21. Jh. bewältigt werden.
Auch wenn der Urimpuls zur Nachhaltigkeit schon 30 Jahre alt ist, hat sich letztlich wenig getan. Im Gegenteil: Die Treibhausgasemissionen haben ebenso weiter zugenommen wie die Ressourcenverbräuche und die Auslöschung von Biodiversität, und auch die Schere zwischen Arm und Reich ist sowohl auf Ebene der Staaten als auch auf Ebene der Einzelpersonen weiter auseinandergegangen. Nicht einmal im Ansatz haben die Staaten der Welt, die sich 1992 in Rio de Janeiro feierlich verpflichteten, den richtigen Pfad eingeschlagen. Im Wesentlichen lassen sich dafür zwei Ursachen benennen: Erstens fehlen weiterhin allgemein verbindliche Regeln zur Begrenzung von Umweltverbräuchen und zur fairen Behandlung ärmerer Menschen. Und zweitens sind zu wenige Modelle sichtbar, die alternative Lebens- und Wirtschaftsweisen ganzheitlich sichtbar und erlebbar machen.
Die vorgelegte Arbeit von Georg Winkler beschäftigt sich mit dem zweiten dieser beiden Aspekte. Sie untersucht sechs ausgewählte Benediktinerklöster darauf hin, inwieweit diese auf Grund ihrer Spiritualität ein anderes Denken und Handeln in puncto Nachhaltigkeit aufweisen. Dabei geht es nicht darum, diese als leuchtende Musterbeispiele nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens darzustellen, sondern als Modelle, von deren Mühen man ebenso lernen kann wie von ihren Erfolgen, von ihrem Scheitern ebenso wie von ihrem Gelingen. Insofern muss gar nicht das Idealkloster gefunden werden, das als Change Agent in die Mitte gestellt wird, sondern aus den Prozessen der Klöster sollen der Nachhaltigkeit förderliche Faktoren herausgearbeitet werden, die dann auch in anderen Zusammenhängen nutzbar sind.
Dissertation von Mag. Georg Winkler, 2016