Freiheit – Moral – Religion


Kants Religionsphilosophie – Angebot und Herausforderung für die Gegenwart

Eine internationale Tagung an der Katholischen Privat-Universität Linz
zu Ehren von
Maximilian Forschner & Rudolf Langthaler


Organisation und Veranstaltung:
Institut für Theoretische Philosophie, KU Linz
Michael Hofer, Christian Rößner, Jakub Sirovátka

Wird die Gretchenfrage, wie man es denn mit der Religion halte, an Immanuel Kant gerichtet, so erhält man vom Philosophen der Autonomie eine ambivalente Antwort, deren Differenziertheit nach wie vor zu denken gibt. Während Kant nämlich einerseits auf der begründungslogischen und geltungs­theore­ti­schen Unab­hän­gig­keit der Moral gegenüber jeglicher Religion beharrt, insistiert er andererseits auf einer ihm unvermeidlich scheinenden Ergänzungs­bedürftigkeit unseres Wollens, welche Religion zwar eben nicht zum Grund, aber doch zur not­wen­di­gen Folge von Moral macht. Moralische Freiheit und Religion stehen demnach in einem irreversiblen Impli­ka­ti­onsverhältnis: letztere ist für erstere nicht notwendig, wird aber ihrerseits durch diese unausweichlich.

Für eine unverkürzte Kantdeutung ist daher eine nuancierte Auseinandersetzung mit seiner Religions­philosophie unumgänglich. Unter der titelgebenden Trias „Freiheit – Moral – Re­li­gion“ will die vom Institut für Theoretische Philosophie der KU Linz veranstaltete internationale Fach­tagung Kants Re­li­gions­konzeption kritisch würdigen: als bleibende Herausforderung, aber auch als aktu­elles Angebot. Geehrt werden damit zwei Philosophen, die sich in besonderer Weise um ein meta­physisch adäquates Kant­verständnis verdient gemacht haben: Maximilian Forsch­ner und Rudolf Lang­thaler.

Tagungsprogramm

Folder_Kant-Tagung_KU_Linz.pdf


Mittwoch, 20. September 2023


14:00-14:30 Begrüßung: Rektor Prof. Dr. Christoph Niemand

14:30-15:00 Eröffnung: Magnus Cancellarius Bischof Dr. Manfred Scheuer

15:00-15:15 Pause

15:15-16:15 Prof. Dr. Luca Fonnesu, Pavia:
„Glauben und Religion in Kants Philosophie“

16:15-16:30 Pause

16:30-17:30 Prof. Dr. Dr. Johann Schelkshorn, Wien:
„Die Grenzen der Vernunft und das absurdum morale.
Albert Camus und Immanuel Kant“

17:30-18:00 Pause

18:00-19:30 Prof. Dr. Maximilian Forschner, Erlangen:
„Bürgerreligion oder Tugendgemeinschaft. Rousseau oder Kant?“

 

Donnerstag, 21. September 2023


09:00-10:00 Prof. Dr. Wolfgang Ertl, Tokio:
„Kants Molinismus im Überblick“

10:00-10:15 Pause

10:15-11:15 Prof. Dr. Burkhard Nonnenmacher, Tübingen/Hamburg:
„Was wird aus der Lehre vom testimonium spiritus sancti internum bei Kant?“

11:15-11:30 Pause

11:30-12:30 Prof. Dr. Thomas Hanke, Münster:
„Vom ‚Herzenskündiger‘ zum ‚Absoluten‘?
Zur frühen Rezeption und heutigen Anschlussfähigkeit von Kants Religionsphilosophie“

12:30-14:00 Mittagspause

14:00-15:00 Dr. Ondrej Sikora, Pardubice:
„Vernunftglaube zwischen Jaspers und Kant“

15:00-15:15 Pause

15:15-16:15 Dr. Claudia Serban, Toulouse:
„Die Auseinandersetzung mit Kants Religionsphilosophie in Jean Herings
Phénoménologie et Philosophie religieuse (1926)“

16:15-16:30 Pause

16:30-17:30 Prof. Dr. Herta Nagl-Docekal, Wien:
„‚Wie ein Schauspiel, das gar keinen Ausgang hat‘.
Eine erneute Lektüre von Kants Ausführungen über die Vorsehung“

17:30-18:00 Pause

18:00-19:30 Prof. Dr. Dr. Rudolf Langthaler, Wien:
„Aufklärung und Religion in Kants ‚Weltbegriff der Philosophie‘“



Freitag, 22. September 2023


09:00-10:00 Prof. Dr. Jochen Bojanowski, Chicago:
„Moralische Motivation und symbolische Erkenntnis“

10:00-10:15 Pause

10:15-11:15 Dr. Michael Kühnlein, Frankfurt:
„Religion und Digression bei Kant“

11:15-11:30 Pause

11:30-12:30 Prof. Dr. Magnus Striet, Freiburg:
„‚Was beweiset … am Ende die allervollständigste Teleologie?‘
Prolegomena zu einer Schöpfungstheologie“

12:30-13:00 Abschluß und Verabschiedung

 

Maximilian Forschner,
geb. 1943 in Reichling (Oberbayern), studierte Katholische Theologie sowie Philosophie, Pädagogik und Fundamentaltheologie in Dillingen und München; 1972 wurde er bei Helmut Kuhn an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit zu Kants Autonomie-Begriff promoviert, 1980 erfolgte die Habilitation für Philosophie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit einer Arbeit zur stoischen Ethik; nach Lehrstuhlvertretungen in Heidelberg und Erlangen war er von 1982 bis 1985 Ordinarius für Philosophie an der Universität Osnabrück/Abteilung Vechta und von 1985 bis 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie an der FAU Erlangen-Nürnberg; Schwerpunkte seiner Forschung liegen in der Philosophie der Antike (Stoa), der Scholastik (Thomas Aquinas) und der Aufklärung (Kant, Rousseau, Mill); Forschner ist Verfasser vielbeachteter Standardwerke, jüngst erschienen: Die Philosophie der Stoa. Logik, Physik und Ethik (2018) und nicht zuletzt Praktische Philosophie bei Kant. Metaphysik und moralisches Selbstverständnis (2022, jeweils in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft).

Schriftenverzeichnis_Maximilian_Forschner.PDF


Rudolf Langthaler,
geb. 1953 in Amstetten (Niederösterreich), studierte Philosophie, Katholische Theologie und Germanistik an der Universität Wien, wo 1978 die Promotion zum Dr. phil. erfolgte; von 1984 bis 1991 lehrte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese St. Pölten und habilitierte sich 1988 im Fachbereich Philosophie an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien; von 1991 bis 1999 war Langthaler Philosophieprofessor an der damaligen Katholisch-Theologischen Hochschule – der heutigen KU – Linz, anschließend bis 2018 Ordinarius für Christliche Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien; zusammen mit Michael Hofer gab er seit 2008 das Wiener Jahrbuch für Philosophie heraus; Langthaler wurde 2017 mit dem Ehrendoktorat der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ausgezeichnet. 2014 erschien in zwei Bänden bei De Gruyter Geschichte, Ethik und Religion im Anschluss an Kant, 2018 bei Karl Alber Kant über den Glauben und die „Selbsterhaltung der Vernunft“, 2020 bei De Gruyter Kant – ein Kritiker Lessings?, 2021 bei Alber Führt Moral unumgänglich zur Religion? Zur Kritik der Kantischen Religionsphilosophie bei Jürgen Habermas – eine Entgegnung und 2023 bei Velbrück Aufklärung und Religion. Perspektiven der kantischen Religionsphilosophie.

Schriftenverzeichnis_Rudolf_Langthaler.PDF

Tagungsort

Katholische Privat-Universität Linz
Bethlehemstraße 20
A-4020 Linz

Die Vorträge der Tagung können kostenfrei besucht werden:
Anmeldung bitte bis 15. September 2023.

Kontakt für Anmeldungen und Rückfragen:
Ass.-Prof. Dr. Lic. Christian Rößner
E-Mail: c.roessner[at]ku-linz.at

Die Veranstaltung wird unterstützt vom Bischöflichen Fonds zur Förderung der Katholischen Privat-Universität Linz und von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft.