Vortragsreihe "Zeit zu Denken"

Aktuelles Programm und Audioarchiv.

„Zeit zu Denken“ will, abseits der auf uns einstürmenden schnellen Antworten und Handlungsanweisungen, dem Denken Raum geben. Erst über diesen Umweg wird es möglich, unsere Zeit „in Gedanken zu erfassen“ (G.W.F. Hegel).

Organisation:
DDr. Max Gottschlich
Institut für Praktische Philosophie / Ethik
Katholische Privat-Universität
Bethlehemstr. 20, 4020 Linz
m.gottschlich@ku-linz.at


Bisherige Vorträge (z.T. als Podcasts)

SoSe 24

Glaube, Liebe und Verzeihung in Hegels Philosophie der Religion (29.5.)

Prof. Dr. Stephen Houlgate

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Handout zum Vortrag

Die Religion ist noch für Millionen von Menschen das Wichtigste in ihrem Leben. Doch wird sie ständig im Namen der Aufklärung oder, wie bei Richard Dawkins in seinem Buch "The God Delusion", im Namen der Naturwissenschaft angegriffen. Für Viele sind also Vernunft und Religion schlechthin unvereinbar. Hegel jedoch hat auf die vernünftige Grundlage der Religion, insbesondere des Christentums, hingewiesen. Der Vortrag legt dar,  in welchem Sinne Hegel Vernunft in der christlichen Religion erblickt. Dabei wird sich vor allem zeigen, dass die Vernünftigkeit des Christentums nach Hegel in der Liebe und Verzeihung liegt.

 

Der Tod beim späten Martin Heidegger (25.4.)

Johannes Niederhauser, PhD

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In Martin Heideggers Spätphilosophie nimmt der Tod eine zentrale Rolle ein, vor allem im Hinblick auf das Wesen der Technik als Gestell. Während das Gestell eine Verstellung der Welt bedeutet, sieht Heidegger die Möglichkeit des Gevierts, wenn der Mensch sich wesentlich als Sterblicher zu begreifen lernt. Gerade vor dem Hintergrund der diversen Ersatzreligionen des Transhumanismus, die vom Chip im Gehirn über digitale Unsterblichkeit bis hin zur Verschmelzung von Mensch und KI reicht, eröffnet Heideggers Denken des Gevierts eine Welterfahrung, die in ihrer Erhabenheit und Tiefe dem technischen Machbarkeitswahn sich gänzlich entzieht. 

 

Vorstellungsinhalte und Wirklichkeitserfassung: Descartes´ revolutionärer Ansatz (20.3. 2024)

Prof. Dr. Héctor Ferreiro

Descartes zufolge widerlegt das Träumen die sinnliche Wahrnehmung als Kriterium für die geistesunabhängige Wirklichkeit der Wahrnehmungsinhalte, d.h. es überwindet den empirischen Intuitionismus. Da es keinen einzelnen Denkakt mehr gibt, dessen Gegenstand allein dadurch ein tatsächlich existierendes Ding ist, dass er der Inhalt dieses besonderen Aktes ist, wirft die nun explizite Idealität der gesamten Erkenntnistätigkeit ein völlig neues Licht auf die Beziehung zwischen Geist und Welt. Der Vortrag wird Descartes´ revolutionären Ansatz zur Lösung des Problems der Wirklichkeitserfassung unserer subjektiven Vorstellungen im Detail analysieren.

 

WiSe 23/24

Die Lyra des Hermes. Zum Begriff des Klanges (22.1.24)

Dr. Werner Schmitt

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In Platons „Symposion“ bringt der Arzt Eryximachos Heraklits Gedanken, „daß das Eins in sich entzweit, sich mit sich einige“ (Symposion 187 a; Heraklit, Fragment 51), kein Verständnis entgegen. Das hat auch Heraklit schon vorausgesehen, weil solche Verhältnisse nicht durch bloßes Verstandesdenken, aber durchaus dialektisch begreifbar sind. In Homers „Hymnos auf Hermes“ wird die Erfindung der Lyra als das Phänomen eines Synholons in Worte gefaßt. Mit ihr kann ein Klang erzeugt werden, der nach Homer schon sprachliche Züge hat. Ein solches Instrument kann man wie eine Freundin zu Symposien mitbringen, um dort durch die Vereinigung von Klang, Stimme und Wort die Menschen zu erfreuen. - Nach Hegel ist der Klang als eine „sinnliche Idealität“ (Enzyklopädie § 300 – 307) gefaßt. Um diese Wortzusammenstellung zu begreifen, bedarf es der Einsicht in das Wesen von sprachlich erfahrenen Dingen, die an ihnen die Fähigkeit der Selbsterhaltung haben. So etwas können sie nur auf dem Weg zweier Negationen unter Beweis stellen. Im Vortrag geht es um die begriffliche Aufklärung dieser Verhältnisse.

 

Bedrohte Freiheit - die Verengung des Diskurses in Wissenschaft und Öffentlichkeit (5.12.23)

Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig

In der Öffentlichkeit wächst der Eindruck, dass immer mehr Dinge nicht mehr gesagt werden dürfen; in der Wissenschaft greift die "cancel culture" um sich, also die Verhinderung der öffentlichen Debatte über Positionen, die von als "umstritten" abqualifizierten Forschern vertreten werden. Der Vortrag widmet sich der Analyse dieser Phänomene und fragt nach ihren Ursachen.

 

Der Deutsche Idealismus als Form des geschichtlichen Selbstbewusstseins (27.11.23)

Prof. Dr. Christopher Yeomans

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Deutsche Philosophen von Kant über Fichte bis Hegel philosophierten politisch in Krisenzeiten, deren Tempo und Ausmaß das, was wir derzeit erleben, in den Schatten stellen. Und vielleicht noch wichtiger: Sie verstanden ihre eigene Zeit im Wesentlichen als eine Zeit des Übergangs, die dazu bestimmt war, Institutionen zu schaffen, die eine neue Zeit der Moderne schaffen würden.

 

SoSe 2023

Odysseus in der Unterwelt (13.6. 2023)

Dr. Werner Schmitt

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Odysseus´ Hadesfahrt ist ein Gang ins Reich der Toten, der Vergangenheit. Nur wer in die Vergangenheit hinabsteigt, kann Gegenwärtiges verstehen und Künftiges vorhersehen. Vergangenheit ist immer gegenwärtig; sie prägt unser Denken und Tun. Aber erst die Sprache zieht diese Wirksamkeit aus der Verborgenheit ans Licht des Bewusstseins. Homers Erzählung vom Gang des Odysseus in die Unterwelt leistet dies: sie holt verborgene Mächte, die das Leben mitbestimmen, ins Bewusstsein. Die Gestalten, denen Odysseus als Schatten in der Unterwelt begegnet, stehen für bedeutsame Situationen, in denen sich der Mensch nicht nur zu damaligen Zeiten befunden hat. Die Weise, wie er diese Situationen handelnd und sprechend beantwortet, deutet auf die Geisteshaltung wie auf die seelische und körperliche Verfassung des Menschen zurück. Es werden archetypische Situationen und die Weise des Verhaltens in ihnen geschildert. Der Vorgang der Umwandlung des Schattendaseins in eine Sprachgestalt soll an den Begegnungen des Odysseus mit Gestalten der Unterwelt begreiflich gemacht werden.

 

WiSe 2022/23

Humboldt - Hegel - Liebrucks (16.1. 2023)

Dr. Werner Schmitt

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Liebrucks hat mit der Sprachlichkeit unseres Weltumgangs Wilhelm v. Humboldts Sprachphilosophie mit Hegels Begriff vom Begriff verbunden. Der Mensch als existierender Begriff stellt das Reflektiertsein von Welt in sprachlichen Formen vor Auge und Ohr. Diese mit Hegel so genannte "zweite übersinnliche Welt" spiegelt sowohl Welt als auch Weltansicht, darüber hinaus die logische Stufe, die das vernehmende Bewusstsein erreicht hat. Nach Hegel ist die Sprache das "Dasein des Geistes". Wer Sprache vernimmt, der blickt auf diesem Umweg auf Eindrücke und Gedanken, die ein anderer Mensch geäußert hat. Der Blick eines Selbstbewusstseins in ein anderes ist nicht direkt möglich, er ist immer durch die stumme Sprache eines physiognomischen Ausdrucks oder durch Sprache selbst vermittelt.

Dr. Werner Schmitt war letzter Assistent von Bruno Liebrucks an der Johann Wolfgang Goethe-Universität/Frankfurt am Main. Er ist mit Arbeiten zum Begriff des Selbstbewusstseins, der Sprache und zur philosophischen Bedeutung des griechischen Mythos hervorgetreten.

 

WiSe 2019/20

Idou. Ho anthropos (Joh. 19, 5). Endlichkeit als die eigentlich philosophische Handlung (9.12. 2019)

Dr. Robert König

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"Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig." (2 Kor. 3,6) - Das Neue Testament ist neben all seinen anderen Aspekten auch der Repräsentant einer alten Tradition der Philosophie, die wir schon bei Platon finden: als Schrift schriftkritisch über die Schriftlichkeit  hinauszugehen. Was nur auf den ersten und oberflächlichen Blick wie ein Selbstwiderspruch erscheinen könnte, legt vielmehr das vieldimensionale Potential der biblischen Texte frei. Denn die sich an jener Stelle des zweiten Korintherbriefes kurz und bündig ausdrückende Selbsttranszendenz des Geistigen tritt im Textcorpus der Bibel in ebenso mannigfacher Weise in Erscheinung. Nicht zuletzt tut sie das in der Bestimmung des Menschen, indem sie ihn wesentlich durch eine zugleich über sich hinausgehende und mit sich zusammengehende Endlichkeit fasst ("Idou. Ho anthropos." - "Siehe. Der Mensch.", lesen wir in der Johannespassion). Die Endlichkeit revolutioniert sich auf diese Weise selbst in ihrer Bedeutung und grenzt eine schlecht verstandene Unendlichkeitsbestrebung durch den Begriff "Anastasis" (Auferstehung) von sich ab. Denn die Auferstehung ist im philosophischen Sinne die zu einer Handlung und zu einem Vermögen revolutionierte Endlichkeit, nicht der Eintritt in eine quantitative gedachte Endlosigkeit, welche eher mit dem Begriff "Hölle" gleichzusetzen wäre. Die Bibel insgesamt zeigt sich damit als eine Rede davon, mit ihren Buchstaben handelnd über diese Buchstaben hinauszugehen, anstatt eine bloße Belehrung von ihr zu erwarten.

Dr. Robert König studierte Philosophie, Theologie, Philologie und Geschichte. Er unterrichtet an der Universität Wien Philosophie. Seine Website finden Sie hier.

 

Freiheit und Entfremdung. Rechtsverständnis und Rechtskritik in liberalen Gesellschaften (8. 11. 2019)

Prof. Dr. Benno Zabel

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Mit der aufgeklärten Moderne verbindet sich nicht nur ein Freiheitsversprechen, sondern auch ein Rechtsprojekt. Recht soll das Gemeinwesen ordnen und dem einzelnen Individuum effektive Rechte garantieren. Recht bedeutet Verwirklichung von legitimer Herrschaft, von Autonomie und Gleichheit. Diesem Legitimationsnarrativ der Moderne ist frühzeitig widersprochen worden, etwa von Karl Marx oder Walter Benjamin. Die gegenwärtige Rechtskritik betont vor allem die Entfremdung der Individuen von selbstbestimmten Interessen und Bedürfnissen, bei gleichzeitigem Verlust der ethischen Perspektive auf das menschliche Zusammenleben. Die durch das Recht verwirklichte Freiheit sei Teil einer liberalen Ideologie, denn die Regierung der Freiheit, so Christoph Menke, bezeichne eine Aporie, sie ermächtigt und unterwirft, emanzipiert und diszipliniert. Damit aber werde eine Kultur der Selbstregierung verhindert. Der Vortrag wird sich kritisch mit dieser Rechtskritik auseinandersetzen; das besondere Augenmerk gilt hierbei dem Verhältnis von Recht und Lebenswelt, Gewalt und Politik.

Benno Zabel ist seit 2015 Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

 

SoSe 2019

Welche philosophische Erkenntnis bietet Homers Mythos an? (17. 6. 2019) 

Dr. Werner Schmitt

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Von Hegel und der Sprachphilosophie von B. Liebrucks ist uns vorbuchstabiert worden, daß der Mensch sich immer über seine Gegenstände begreift. Wenn der Mythos von Göttern spricht, dann hat er nicht einfach Gegenstände vor Augen, die  einer direkten Wahrnehmung zugänglich sind, sondern solche, die erst durch das Denken des Menschen eine Existenz erlangen, also haptisch nicht zu fassen sind. Das entspricht den heutigen  allgemeinen Gegenständen, die als  Institutionen Gebilde wie Staat und Verfassung sind, die nach Hegel dem objektiven Geist angehören, oder auch Existenzen, die selbst das Denken als Reflexion auf seine Formen des Weltumgangs repräsentieren wie die Sprache, Werke der Kunst, Formen der Religion, aber auch die Wissenschaften.

Im Mythos sind nun göttliche Gestalten solche  Gegenstände, über die sich der Mensch selbst als denkendes Wesen zu begreifen beginnt. Er betrachtet in ihnen Gestalten, die durch Bewußtsein und Selbstbewußtsein ausgezeichnet sind, und versucht, deren nur dialektisch zu begreifende reflexive Existenzweise in Form von Bildern und  Erzählungen zu erfassen. Weil er in anschaulichen Bildern einen reflexiven und damit in sich widersprüchlichen Vorgang, wie das Denken einer ist, umschreibt, bekommen seine Erzählungen einen phantastischen Zug. Gerade aber in dieser das sogenannte objektive Denken überschreitende Ringen um das Begreifen reflexiver Verhältnisse ist der Mythos auf der Höhe des Begreifens dessen, was den Menschen als denkendes Wesen ausmacht.

Die These lautet: In der Betrachtung göttlicher Gestalten und der Erzählung dessen, was sie tun, spricht der Mythos dem ihn vernehmenden Menschen vor, daß er nicht ein bloß handelndes, sondern in seinen Handlungen sich noch reflektierendes Wesen ist. Damit wird Denken als Refexion über den je erreichten Weltumgang zur Erkenntnis. In der Theogonie umspricht Hesiod das reflexive Verhältnis innerhalb der Wahrnehmung in Bezug auf die göttliche Gestalt des Helios. Im Rückgriff auf Hegel wird diese Stelle besprochen. Auch Aphrodite ist nicht nur eine Liebesmacht über andere, sondern wird ihr eigenes Opfer. Und Zeus errichtet  eine Neue Ordnung, die über einen verordneten Zwang hinausgeht. Das gelingt nur, indem er den Grund dieser Ordnung in die Einsicht der dazu aufgerufenen Mitstreiter setzt.

Homer spricht von der Kette des Zeus. Auch diese Stelle soll näher auf ihren hinter der Metapher verborgenen Gedanken hin untersucht werden  Die Theomachia selbst kann als ein großer Entwurf eines Bildes betrachtet werden, in dem der Gang über das einander Bekämpfen zum Dialog miteinander beschritten wird. - Der Mythos regt nicht nur zum Denken an, sondern arbeitet sich am Begreifen dialektischer Verhältnisse des Denkens selbst ab.

Dr. Werner Schmitt war letzter Assistent von Bruno Liebrucks an der Johann Wolfgang Goethe-Universität/Frankfurt am Main. Er ist mit Arbeiten zum Begriff des Selbstbewusstseins, der Sprache und zur philosophischen Bedeutung des griechischen Mythos hervorgetreten.

 

Freiheit als Ursprung des Rechts und der Sinn des Begriffs 'Liberalismus' (27. 5. 2019)

Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann

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Zu den – oftmals undurchschauten, zumindest unausgesprochenen – Voraussetzungen im Streit um das Recht gehört ein grundlegender Dissens in der Frage, ob das Recht Freiheit durch die Gewährung von Freiheitsrechten „distribuiert“ oder aber seine wesentliche Aufgabe die einer Koordination von Freiheit ist, deren Wirklichkeit als unabhängig von ihm bereits gegeben vorausgesetzt ist. Die Auffassung, daß das Recht Freiheit(en) distribuiert etabliert dabei notwendig eine Asymmetrie zwischen denjenigen, die Freiheit „gewähren“, und denen, die sie „empfangen“; die Legitimation des Rechts erfolgt dann entsprechend nicht aus der Normativität der Freiheit, sondern z.B. aus der Idee der (Verteilungs-)Gerechtigkeit. Dagegen findet die Auffassung vom Recht als einer äußeren Ordnung zum Zwecke der Koordination des Freiheitsgebrauchs die Legitimation des Rechts in der Freiheit selbst, die sie seit Kant als Rechtsursprung zu denken vermag; was Recht ist, ergibt sich aus einer Ordnung wechselseitiger Anerkennung der Freien, und das Kriterium „richtigen Rechts“ ist jetzt die maximale Freiheitserhaltung im Freiheitsgebrauch, d.h. bei der individuellen Wahl der Mittel in der Realisierung des Freiheitszwecks. Der Vortrag zeigt, inwiefern das durch Kant grundgelegte Verständnis von Recht als einer Koordinationsordnung der Freiheit diese zugleich als Ursprung des Rechts ausspricht, das auf diese Weise seinen Sitz im freiheitlichen Selbstbewußtsein menschlicher Praxis erhält und nicht mehr aus nicht-freiheitlichen (letztlich immer auf äußere Macht verweisenden) Instanzen abgeleitet werden kann. Vor diesem Hintergrund sollen auch bestimmte Ambivalenzen im Begriff des „Liberalismus“ geklärt werden, die inzwischen immer wieder die Frage entstehen lassen, wie brauchbar er zur Identifizierung des Rechts der Freiheit (noch) ist.

Thomas Sören Hoffmann ist Professor für Praktische Philosophie an der FernUniversität in Hagen.

 

Ekstatische Zeit und technische Zeit (29. 4. 2019)

Johannes Niederhauser, PhD

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Unsere Zeit sei von einem technischen Verständnis von Zeit geprägt: der Zeit als einem vorhandenen Ablauf von Ereignissen, in den man beschleunigend oder verlangsamend eingreifen könne. Dies sei eine Auffassung der Zeit, die an der eigentlichen Bedeutung von Zeit – nämlich der Zeit als "ekstatischer Zeit" – vorbeigehe. So lautete die Grundthese des Vortrages von Johannes Niederhauser, der das Generalthema der Vortragsreihe damit direkt aufgriff und diesen Gedanken im Anschluss an Martin Heidegger entwickelte. An einer Reihe von Beispielen im Zusammenhang mit dem Internet und dem Transhumanismus zeigte er auf, wie greifbar und wirksam die technische Vorstellung der Zeit gegenwärtig bereits geworden ist. Sofern es gelingt, dies ins Bewusstsein zu heben, kann auch der Absprung zu einem reicheren Bewusstsein von Zeit gelingen, das Heidegger in "Sein und Zeit" zum Grundthema seiner Fundamentalontologie machte.

Johannes Niederhauser lehrt Philosophie am Birkbeck College, London.

 

WiSe 2018/19

Wege und Irrwege der Tierschutzethik (22. 10. 2018)

Dr. Maria Woschnak

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Die Hauptfrage, der sich der Vortrag widmete, lautet: Wie kann Tierschutz in haltbarer Weise allgemeinverbindlich begründet werden?Dazu wies die Vortragende zunächst darauf hin, dass Schwierigkeiten in den theoretischen Grundlagen der Tierschutzethik nie bloße Gedankenfehler seien, sondern mit praktischen Konsequenzen einhergehen. Ob ein Ansatz haltbar ist oder nicht, zeige eine Prüfung anhand zweier Minimalkriterien: a) Der Imperativ muss ausführbar sein und b) die Begründung muss universalisierbar sein. Vor diesem Hintergrund präsentierte Maria Woschnak vier Begründungsansätze: jene von Albert Schweitzer, Peter Singer, Ursula Wolf und von Carl Cohen, die als Repräsentanten unterschiedlicher Ethik-Ansätze ausgewählt wurden (Lebensphilosophie, Utilitarismus, Mitleidsethik und Kantische Pflichtenethik). Die Positionen wurden auf ihre Voraussetzungen hin befragt und an diesen mit Blick auf die beiden Kriterien gemessen. Diese Prüfung führte zu dem Resultat, dass nur die Position Cohens haltbar vertreten werden könne.

Dr. Maria Woschnak lehrt am Institut für Philosophie der Universität Wien und an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

 

SoSe 2018 - MARX-SCHWERPUNKT (200. Geburtstag)

Der Begriff der Gleichheit bei Marx (6. 6. 2018)

Prof. Dr. David James

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David James untersuchte in seinem Vortrag die Bedeutung des Begriffs der Gleichheit bei Marx. Entgegen einer verbreiteten Vorannahme, dass die von Marx anvisierte kommunistische Gesellschaftsform eine vom Prinzip der Gleichheit bestimmte sei, zeigte James auf, dass das Prinzip der Gleichheit für Marx zwar ein rechtlich-politisches Befreiungspotential entfalten konnte, jedoch die enge Verbundenheit des Gleichheitsprinzips mit der Herrschaft des Tauschwerts im Geldverkehr dieses als Leitgedanken für eine kommunistische Gesellschaft desavouiert hat.

David James ist Prof. für Philosophie an der University of Warwick/UK.

 

Methodologische Probleme der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie (16. 5. 2018)

Prof. Dr. Theodoros Penolidis

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Prof. Penolidis bietet einen Einblick in die denkerischen Voraussetzungen von Karl Marx und zeigt, wie diese in den bekannten Bestimmungen wie Produktion, Arbeit und Kapital ihren Niederschlag finden. Dabei werden auch Nähe und Abstand zum „Lehrer“ Marxens, G.W.F. Hegel, deutlich.

Prof. Dr. Theodoros Penolidis ist Lehrstuhlinhaber für Philosophie (Ontologie und Erkenntnistheorie) an der Aristoteles-Universität in Thessaloniki (Griechenland)

Anlässlich des Vortrages war Herr Penolidis zu Gast bei der Ö1-Sendereihe "Punkt 1".

 

WiSe 2017/18

Rational Choice und menschliche Freiheit. Zur Aktualität Kants und Hegels(8. 11. 2017)

Prof. Dr. Christian Krijnen

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Das "rational choice"-Modell von Rationalität – das Abheben auf Nutzenoptimierung bei gleichzeitiger methodischer Ausklammerung der Zweckreflexion – ist Kernstück des neoliberalen Selbstverständnisses des Wirtschaftens. Christian Krijnen zeigte auf, welche Potentiale die Philosophie im Anschluss an Kant und an Hegel bietet, wenn es darum geht, die heute geläufige Verabsolutierung dieser Rationalitätsauffassung zur Universaltheorie menschlichen Verhaltens einer grundlegenden Kritik zu unterziehen. 

Prof. Dr. Christian Krijnen studierte Philosophie und Wirtschaftswissenschaften und ist Associate Professor für Philosophie an der VU Amsterdam. 

 

SoSe 2017

Das Geld als Bastard der Sprache. Überlegungen zu Liebrucks´ Bestimmung des logischen Orts des Geldes (21. 6. 2017)

Dr. Werner Schmitt

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Der Blick auf das Wesen des Geldes hilft, unsere Situation zu begreifen: Was passiert, wenn der Mensch sich nicht mehr mit Hilfe der Sprache mit den Menschen und der Welt vermittelt, sondern zwischen sich und die Dinge das Geld als realen Vermittler schiebt? Das Geld als "Bastard der Sprache " (Liebrucks) hat die Tendenz, nicht nur den technisch-praktischen Weltumgang des Menschen zu dirigieren, sondern über diese Umgangsform kulturelle Institutionen auszuhöhlen. Der Vortrag geht den gedanklichen Wurzeln dessen nach.

Dr. Werner Schmitt war letzter Assistent von Bruno Liebrucks an der Johann Wolfgang Goethe-Universität/Frankfurt am Main. Er ist mit Arbeiten zum Begriff des Selbstbewusstseins, der Sprache und – aktuell – zur philosophischen Bedeutung des griechischen Mythos hervorgetreten.