Tag der Geschlechterforschung: Gender Studies sichtbar machen!

Am 1. März 2022 veranstaltet das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung erstmals einen "Tag der Geschlechterforschung". Damit soll die gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz von Fragen der Gender Studies sichtbarer werden. Auch die Katholische Privat-Universität Linz beteiligt sich an dieser Initiative und stellt einige Projekte aus Forschung und Lehre vor, in denen Themen der Gender Studies aus theologischer, philosophischer und kunstwissenschaftlicher Perspektive reflektiert und bearbeitet werden.

In Anlehnung an Konzepte der Europäischen Kommission geht es beim Tag der Geschlechterforschung um einen anwendungsorientierten Beitrag zur Umsetzung einer inklusiven Gleichstellungspolitik in Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ziel ist es, institutionelle wie individuelle Leistungen auf dem Gebiet der Geschlechterforschung sichtbar zu machen und vor den Vorhang zu holen.

Verliehen wird am 1. März zudem der vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung vergebene "Gabriele Possanner Preis" für wissenschaftliche Leistungen, die der Geschlechterforschung in Österreich förderlich sind. Die Verleihungsfeier kann ab 17:00 Uhr als Live Stream auf der Facebook-Seite des BMBWF verfolgt werden. Ebenfalls gestreamt wird die Verleihung der "possanner@school-Preise" ab 11:00 Uhr.

Institutionelles Selbstverständnis der KU Linz. An der Katholischen Privat-Universität Linz ist ein Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AfG) eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, auf jegliche Diskriminierung durch Organe der KU Linz aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Alter, Beeinträchtigung oder sexueller Orientierung hinzuweisen bzw. die Institution in dieser Hinsicht kontinuierlich kritisch zu prüfen. Weiters ist er damit beauftragt, Angehörige und Organe der KU Linz in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit in Sprache und Bild, der Gleichstellung von Frauen und Männern sowie der Frauenförderung zu beraten und zu unterstützen.

Dass der KU Linz im Jahr 2021 im Rahmen eines Audits von Universitäten im deutschsprachigen Raum überdies eine überdurchschnittlich hohe Sensibilität im Hinblick auf sexuelle Orientierung und Identität attestiert wurde, unterstreicht das Selbstverständnis der Universität, in Forschen und Lehren sowie im praktischen Miteinander vorurteilsfrei und offen mit Vielfalt umzugehen, wissenschaftliche Erkenntnisse aufzunehmen und sich aktuellen Diskussionen zu stellen.

Genderfragen in Forschung und Lehre. Die Untersuchung von Geschlechterverhältnissen in Geschichte und Gegenwart, die Vermittlung von differenziertem Geschlechterwissen und Genderkompetenz sowie die Sensibilisierung für Genderfragen in allen gesellschaftlichen Kontexten spielen – mit unterschiedlicher Gewichtung und unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen – an der KU Linz in vielen Projekten in Forschung und Lehre eine Rolle. Dabei werden immer wieder auch inter- und transdisziplinäre Zugänge gesucht, wie sie zwischen den Fachbereichen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft an der KU Linz etabliert sind, die aber auch im Zusammenwirken mit anderen Disziplinen laufend diskutiert und vertieft werden.

Im Folgenden werden einige der jüngsten Projekte bzw. eine Auswahl von Lehrveranstaltungen näher vorgestellt, in denen Genderfragen thematisiert werden.

Publikation/Talk

  • Monika Leisch-Kiesl
    Die Dame Vernunft und das Schreiben von Geschichte. Christine de Pizan’s "Livré de la cité des dames" / Lady Reason and the Writing of History. Christine de Pizan‘s "Livré de la cité des dames"
    Dt./Engl., Heidelberg 2021

    Werk und Wirken einer Autorin des 15. Jahrhunderts, Wege der Rezeption schreibender Frauen vom Mittelalter bis heute und die Frage „Warum wissen wir von all dem nichts?“ – Buchpräsentation und Talk zwischen Univ.-Prof.in DDr.in Monika Leisch-Kiesl (Autorin, Institut für Geschichte und Theorie der Kunst) und Raphaela Hemetsberger MA (Absolventin der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft).

    Einen Bericht und den Link zum Video der Veranstaltung am 7. Dezember 2021 finden Sie hier

Projekt/Publikation

  • Frauenbilder im Mariendom. Heilige, fromme Frauen und Weiblichkeitskonzepte

    Ausgehend von einem interdisziplinären Seminar unter der Leitung von Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta (Architekturgeschichte) und Univ.-Ass.in Mag.a Martina Resch (Institut für Fundamentaltheologie und Dogmatik) beschäftigen sich Studierende der KU Linz seit dem Wintersemester 2019/20 mit Darstellungen von Frauenbildern im Linzer Mariendom. Als ein erstes Ergebnis wurden die dabei erarbeiteten Fallstudien im März 2021 in Form der Broschüre "Licht.Schatten.Dasein. Frauenbilder im Linzer Mariendom" veröffentlicht und im Rahmen einer Präsentation mit Impulsreferat und Diskussion vorgestellt. Das Projekt wird im Sommersemester 2022 fortgesetzt!

    Einen Bericht, den Link zum Video der Veranstaltung und die Publikation finden Sie hier.

Publikation

  • kunst und kirche 2/2021 Frauen*Rollen*Bilder – Feministische Positionen

    Kunst reagierte und reagiert vielfältig auf geschlechtertheoretische Auseinandersetzung. "kunst und kirche" stellt unterschiedliche, subjektive und teils irritierende Positionen feministischer Kunst- und Ausstellungspraxis vor. In den Beiträgen fragen die Autor:innen, wo wir heute in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit stehen: Nach dem großen Aufbruch der 1960er/70er Jahren schwand das Interesse an 'Frauenthemen' merklich und antifeministische Tendenzen nahmen zu. Und heute? "#MeToo" offenbart das erschreckende Ausmaß von sexualisierter Gewalt gegen Frauen – und die Corona-Pandemie zeigt in vielem die Beharrlichkeit von überkommenen Rollenbildern.

    Weitere Informationen zu kunst und kirche 2/2021 finden Sie hier.

Vortrag

  • "They are like us." Die Gefangenen in Platons Höhlengleichnis und die Rolle der Philosophin

    Vortrag von Ass.-Prof.in Mag.a Aloisia Moser Ph.D. (Institut für Geschichte der Philosophie) im Rahmen des internationalen Symposiums "Solidarity and Resistance – a Philosophical Approach“ (5./6. November 2021) der Society for Women in Philosophy (SWIP Austria) am 6. November 2021.

Publikation/Tagung

  • Ewald Volgger/Florian Wegscheider (Hg.)
    Benediktion von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften
    (Schriften der Katholischen Privat-Universität Linz Band 8)
    Regensburg 2020

    Die Frage nach den Möglichkeiten für die Benediktion von gleichgeschlechtlichen Paaren wird seit einigen Jahren in der Kirchenöffentlichkeit diskutiert. Aufgrund der Aktualität hat die Katholische Privat-Universität Linz im Mai 2019 eine transdisziplinäre Fachtagung zu dieser Thematik veranstaltet. Hier wurden die ethisch-theologischen Fragestellungen, die kirchliche Tradition und die Bedingungen für eine Benediktion aus unterschiedlichen Fachperspektiven bewertet. Daraus hervorgegangen ist eine Publikation, die neben den Tagungsbeiträgen ein Muster für ein liturgisches Formular enthält, anhand dessen aufgezeigt werden soll, welche Gestalt eine mögliche zukünftige Benediktionsfeier haben könnte.

    Weitere Informationen zur Publikation finden Sie hier.

    Die Stellungnahme von Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger (Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie) vom 18. März 2021 zum Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch die Glaubenskongregation finden Sie hier.

SoSe 2022

  • Seminar
    Männer! Konstruktionen von Männlichkeit in Kunst- und Bildgeschichte
    Univ.-Prof.in Dr.in phil. Ilaria Hoppe
    Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien

    Kurzbeschreibung
    Genauso wie Frauen müssen Männer normative Rollenerwartungen erfüllen. Über Jahrhunderte hinweg wurden diese Ansprüche durch Bilder und Kunstwerke vermittelt oder auch unterlaufen. Das Seminar verfolgt diese Tradition an exemplarischen Beispielen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart und konfrontiert sie mit Positionen der Männlichkeitsforschung (Klaus Theweleit, Pierre Bourdieu, Raewyn Connell, Eve Kosofsky Sedgwick, Jack Halberstam).
  • Seminar
    Identitätspolitik zwischen Rassismus und Emanzipation
    Univ.-Prof. Dr. theol. Christian Spieß / Ass.-Prof.in Dr.in theol. Katja Winkler
    Institut für Christliche Sozialwissenschaften Johann Schasching SJ

    Kurzbeschreibung
    In den vergangenen Jahrzehnten haben sich unterschiedliche Identitätspolitiken mit dem Anspruch besonderer gesellschaftlicher und politischer Anerkennung etabliert. Hierzu gehören auf der einen Seite die antirassistischen Bürgerbewegungen und die Frauenbewegungen mit ihren emanzipatorischen Anliegen, die sich heute unter anderem in der "black lives matter"-Bewegung, in den Gender Studies und in den Postcolonial Studies erneut (und neu) artikulieren. Auf der anderen Seite beanspruchen aber auch Angehörige von Mehrheitsgesellschaften Anerkennung für ihre kulturelle Identität, verweisen auf die Notwendigkeit einer Leitkultur und wenden sich in teilweise islamophober und fremdenfeindlicher Stoßrichtung sowie in Form von Homophobie und Antigenderismus gerade gegen die Anerkennungsansprüche von Minderheiten. Im Seminar werden die unterschiedlichen Facetten dieses identitätspolitischen Diskurses erörtert und diskutiert.
  • Proseminar
    Homosexualität und Kirche
    Ass.-Prof.in Dr.in theol. Sigrid Rettenbacher
    Institut für Moraltheologie

    Kurzbeschreibung
    Homosexualität und Kirche – ein spannungsreiches Thema. Während lehramtliche Aussagen homosexuellen Praktiken und Partnerschaften weiterhin ablehnend gegenüberstehen, bemüht sich die theologische Forschung um einen differenzierten und offenen Umgang mit dem Thema Homosexualität. Das Proseminar geht der Frage homosexueller Lebensformen und Partnerschaften aus moraltheologischer Perspektive nach.

WiSe 2021/22

  • Seminar
    Geschichte, Theorie und Praxis des Kuratierens
    Univ.-Prof.in Dr.in phil. Ilaria Hoppe
    Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien

    Themen der Gender Studies
    In der Lehrveranstaltungseinheit am 1. Dezember 2021 stand das Thema „Kuratieren als feministische Praxis“ im Mittelpunkt; Ausgangspunkt war dabei die gemeinsame Lektüre des Textes "What is Curatorial Activsim?" (2018) von Maura Reilly.
  • Vorlesung
    Kunstgeschichte I: Von den Anfängen bis 1800
    Univ.-Prof.in Dr.in phil. Dr.in theol. Monika Leisch-Kiesl
    Institut für Geschichte und Theorie der Kunst

    Themen der Gender Studies
    In der Lehrveranstaltungseinheit am 6. Dezember 2021 stand das Thema „Körperbilder (in) der Renaissance“ im Mittelpunkt.
  • Vorlesung
    Einführung in die Kunstwissenschaft
    Ass.-Prof.in Dr.in Julia Rüdiger
    Institut für Geschichte und Theorie der Architektur

    Themen der Gender Studies
    In der Lehrveranstaltungseinheit am 7. Dezember 2021 stand die Frage „Wie und zu welchem Zweck analysieren wir Genderkonstruktionen in der Kunstwissenschaft?“ im Mittelpunkt.
  • Vorlesung
    Christliche Sozialwissenschaften III: Ausgewählte Themen – Aktuelle Probleme
    Ass.-Prof.in Dr.in Katja Winkler
    Institut für Christliche Sozialwissenschaften Johann Schasching SJ

    Themen der Gender Studies
    In der Lehrveranstaltungseinheit am 9. Dezember 2021 stand das Thema „Religion und Geschlecht. Der Beitrag der Geschlechterforschung zu Fragen von Religionsfreiheit und Toleranz“ im Mittelpunkt.
  • Seminar
    Religionspädagogische Gegenwartsfragen: Diversität und Inklusion – Religionspädagogik der Vielfalt
    Ass.-Prof. Dr. Bernd Ziegler
    Institut für Katechetik, Religionspädagogik und Pädagogik

    Kurzbeschreibung
    Wie können Differenzen, die durch die Religions- bzw. Konfessionszugehörigkeit, das soziale Milieu, die sexuelle Orientierung, Gender, (Dis-)Ability usw. entstehen, in religiösen Bildungszusammenhängen ohne exkludierende oder diskriminierende Effekte aufgegriffen werden? Welche didaktischen Impulse kann eine solche Religionspädagogik der Vielfalt für das praktische Handeln von Religionspädagog:innen geben? Und inwiefern liefert sie auch Denkanreize für eine zukunftsfähige Organisation religiöser Bildung im öffentlichen Raum? Diesen Fragen geht das Seminar aus einer theoretischen und praktischen Perspektive nach.
  • Proseminar
    Frauen, Krieg und Politik. Kirchengeschichte unter der Lupe
    Univ.-Ass.in Mag.a Nina Kogler
    Institut für Kirchengeschichte und Patrologie

    Kurzbeschreibung
    Welche Position nahm die Frau in der Alten Kirche in der Gesellschaft ein? Warum wurden Menschen im Mittelalter als Hexen verbrannt? Wie stellte sich die Zusammenarbeit von Kirche und Staat im 19. Jahrhundert dar? Diese und weitere Fragen bilden die inhaltliche Basis des Proseminars, in dem mittels abwechslungsreicher Methoden historische Problemstellungen präsentiert und diskutiert werden.

 

28.2.2022/rk