Ranking vergleicht LGBTIQ+-inklusive und wertschätzende Campuskulturen.

Das Berliner Jobnetzwerk Proudr hat einen LGBTIQ+ Campus-Index geschaffen, um Angebote für Studierende und Mitarbeiter*innen an Hochschulen und Akademien im deutschsprachigen Raum zu erheben, die lesbian, gay, bi, trans, inter oder queer sind. Im kürzlich veröffentlichten LGBTIQ+-Ranking schneidet die Katholische Privat-Universität Linz als beste Hochschule in Österreich und der Schweiz ab. Insgesamt nahmen 62 der 561 eingeladenen Hochschulen teil, die KU Linz belegt Platz 14.

In den letzten Jahren ist "Diversity" – auf Deutsch "Vielfalt" – zu einem Schlüsselthema des gesellschaftlichen Zusammenlebens geworden. Vielfalt zuzulassen und zu fördern gilt als Zukunftsfrage, von der eine Menge abhängt – auch und gerade für die Universitäten, die prägende Persönlichkeiten der nächsten Generation bilden und Themen gesellschaftlicher Debatten mitbestimmen.

Ein mitunter hoch umstrittener Teilbereich der Diversity betrifft die Vielfalt sexueller Orientierung und Identität. Weil diese in den Kirchen ähnlich wie in anderen Gruppen der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, sieht sich die KU Linz als akademische Einrichtung verpflichtet, in ihrem Forschen und Lehren sowie im praktischen Miteinander an der Universität vorurteilsfrei und offen mit dieser Vielfalt umzugehen und die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse bestmöglich zu berücksichtigen. Das hat sie zuletzt bei dem von Prof. Dr. Ewald Volgger initiierten Symposion zur Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und dessen Dokumentation in einer eigenen Publikation eindrucksvoll bewiesen.

Wo aber steht die KU Linz insgesamt in puncto Umgang mit sexueller Vielfalt? Wie diskriminierungsfrei geht sie mit Menschen in ihrem Wirkungsbereich tatsächlich um? Um hierzu eine objektive Einschätzung zu bekommen, hat die KU Linz am ersten LGBTIQ+ Campus Audit teilgenommen, zu dem alle 561 staatlich anerkannten Hochschulen und Akademien in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen waren. 62 von ihnen haben teilgenommen – 47 in Deutschland, 11 in der Schweiz und 4 in Österreich. Die KU Linz erreichte dabei mit mehr als 60% der möglichen Punkte Platz 14 und platzierte sich im obersten Viertel aller teilnehmenden Einrichtungen. Dieses erfreuliche Ergebnis gewinnt zusätzliches Gewicht, wenn man berücksichtigt, dass große Einrichtungen mit mehr als 1.500 Studierenden signifikant mehr Punkte (durchschnittlich 49,3%) erreichten als Hochschulen mit weniger als 1.500 Studierenden (im Schnitt 37,7%).

45 Fragen in fünf Kategorien

Basis des Index ist ein umfangreicher Online-Fragebogen bestehend aus 45 Fragen in fünf Kategorien: In der Kategorie 1 "Kommunikation und Bekenntnis zu LGBTIQ+" wurde geprüft, ob über die Webseite und weitere Kommunikationswege klar ersichtlich ist, dass sich die Einrichtung in Wort und Tat für LGBTIQ+ Diversität einsetzt. Hier lag die KU Linz mit 75,8% weit über dem Durchschnitt aller Teilnehmerorganisationen von 55,7%.

Die Kategorie 2 "Expertise, Förderung und Beratung" befasste sich mit der Schulung und Sensibilisierung des Personals (an einer kleinen Universität eher schwierig), der Verankerung des Themas LGBTIQ+ Diversität in den Curricula der Studiengänge (bei uns in verschiedenen Fächern gegeben) und der gezielten Förderung der LGBTIQ+ Studierenden (z.B. durch das Angebot, die Räume der Universität für Netzwerktreffen zu nutzen – an der KU Linz noch kaum nachgefragt). Verglichen mit den Durchschnittswerten in den übrigen Kategorien haben hier alle teilnehmenden Hochschulen am schlechtesten abgeschnitten (durchschnittlich 30,4%). Das gilt auch für die KU Linz, die 37,5% erreichte.

Die Kategorie 3 "Diskriminierungsschutz von LGBTIQ+" prüfte den Schutz vor Diskriminierung, den die Einrichtungen Studierenden und Beschäftigten bieten. Dieser Schutz ist an der KU Linz in vielen Regelungen festgelegt. Mit dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AfG), der im Statut der Universität verankert ist und eine eigene Rechtsstruktur besitzt, hat die KU Linz hierfür ein wichtiges Instrument. Die Nutzung der universitären Ombudsperson und der nationalen Ombudsstelle für Studierende sowie der diözesanen Ombudsstelle im Falle sexueller Gewalt sind weitere Strukturen, die die Nichtdiskriminierung zu gewährleisten bemüht sind. Es verwundert daher nicht, dass die KU Linz in diesem Bereich 94,3% der möglichen Punkte erreichen konnte. Damit lag sie weit über dem Durchschnitt von 62,2%, wenngleich die teilnehmenden Einrichtungen in dieser Kategorie allgemein am besten abschnitten.

In der Kategorie 4 "Strukturen und LGBTIQ+ Diversity Management" wurde nach spezifisch für dieses Thema angestelltem Personal und dessen Position im Organigramm gefragt, aber auch nach finanziellen, technischen und räumlichen Ressourcen für Diversity Management. Hochschulen mit über 1.500 Studierenden konnten in dieser Kategorie klarerweise deutlich mehr punkten (41,4%) als solche mit weniger als 1.500 Studierenden (27,3%). Die KU Linz, die auf Grund ihrer Kleinheit kein eigenes Personal und erst recht keine eigene Abteilung hat, lag mit 40,3% dennoch leicht über dem Durchschnitt aller von 36,6% und verfehlte den Durchschnitt der größeren Universitäten nur knapp.

In Kategorie 5 "Initiativen, Engagement und weitere Angebote" wurden die Hochschulen gefragt, ob sich LGBTIQ+ Studierende und Beschäftigte untereinander vernetzen können, ihre Interessen gegenüber der Hochschulleitung und Dritten vertreten werden und die Einrichtungen ihnen in diesem Zug die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Bemerkenswert ist, dass die vier österreichischen Teilnehmenden in dieser Kategorie besonders gut abschnitten und durchschnittlich 65,3% der Punkte erreichten. Die KU Linz, an der in diesem Bereich vieles nach Bedarf entschieden wird, lag mit 60% knapp darunter, aber weit über dem Gesamtschnitt von 40%.

Durch den Index wurde LGBTIQ+ Diversity im Hochschulbereich in den vergangenen Monaten prominent und teils kontrovers diskutiert und thematisiert. Die geringe Teilnahme – lediglich 11 % der eingeladenen staatlich anerkannten Hochschulen und Akademien in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich an der Umfrage beteiligt – wurde oft mit mangelnden finanziellen oder personellen Ressourcen begründet. Für die KU Linz hat der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AfG), den Prof. Michael Rosenberger leitet, das Audit durchgeführt.

Proudr-LGBTIQ-Campus-Index_June-2021

17.06.2021/MR/HE