Kunstgespräch zur Mittagszeit mit Architekt Hans Puchhammer.
Architektur, so erklärte Hans Puchhammer seine Auffassung, sei eben nicht nur umbauter Raum mit funktionaler Gestaltung, sondern man müsse immer auch die Gemeinschaft im Blick haben: Raum formt eine soziale Umgebung und gestaltet kommunikative Begegnungen. Wenn Architektur dies in größtmöglicher Vielfalt zulasse, dann könne man von einem gelungenen Entwurf sprechen. Sein Konzept für die Katholische Privat-Universität Linz ist von einer solchen Begegnungsvielfalt gekennzeichnet. Auch nach 30 Jahren bewähren sich die räumlichen Strukturen, die funktionale Gliederung und die architektonische Gestaltung, so dass der Architekt des Hauses mit großer Zufriedenheit auf sein Werk blickt. Es sei, so Puchhammer, ein wichtiger Bau in seinem Oeuvre und er freue sich, das Haus in hervorragendem Zustand vorzufinden: es zeige, dass der Bau als Raum für Wissenschaft und soziale Begegnungen funktioniere.
Das Gespräch fand im Rahmen der Ausstellung "Im Vorbeigehen II/15. Hans Puchhammer. Architekt. Raum für Wissenschaft" statt. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich ArchitektInnen, AkteurInnen in öffentlichen Planungsdebatten und auch Altbischof Maximilian Aichern, der in seiner Amtszeit in den Aufbau der KU Linz eng involviert war. Das Kuratorenteam des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur, Univ.-Prof. Dr. Anna Minta und Dr. Jörg Matthies, hatte zum 30jährigen Jubiläum des Gebäudes der Katholischen Privat-Universität Linz aus dem umfangreichen Archiv des Architekten rund 40 Entwürfe und Skizzen zum Bau der Universität für die Ausstellung ausgewählt.
Aus einem 1984 veranstalteten Wettbewerb zwischen vier geladenen Architekten ging der Entwurf von Hans Puchhammer als Sieger hervor. Begegnung und Kommunikation beschrieb er in der Eröffnungsfestschrift 1988 als wesentliche Gesichtspunkte, die Architektur erfüllen sollte. Das Ziel ist es "ein Angebot von Zwischenräumen und Freiräumen zu schaffen, das vielfältige Kontakte anregt". Eine besonders Herausforderung für den Architekten war es, den denkmalgeschützten Altbau aus dem 18. Jahrhundert mit dem von Sachlichkeit und Moderne geprägten Neubau zu vereinen. Das gelang Puchhammer, wie der Jury-Bericht besonders hervorhob, indem er Proportionen und Geschosshöhen des Altbaus für den Neubau aufnahm und vorhandene Bauformen (Gewölbe, Rundfenster etc.) zitierte und modern interpretierte.
Puchhammers Arbeiten sind gekennzeichnet von seinem Bewusstsein für bauhistorische Traditionen. Sein Entwurf für die KU Linz zeichnet sich durch den Respekt vor dem Altbau und zugleich einem selbstbewussten Statement zeitgenössischer Baukunst im modernen Anbau aus. Nicht modische Gefälligkeiten, sondern kritische Auseinandersetzung mit der Umgebung kennzeichnen nicht nur Puchhammers Entwurf für die KU Linz, sondern auch seine früheren Tätigkeiten in verschiedenen Denkmal- und Gestaltungsbeiräten. "Widerstand leisten ist wichtig!", so Hans Puchhammer, wenn die Politik oder rein ökonomische Vorteile die Bautätigkeit zu dominieren scheinen.
Die Ausstellung zum Um- und Neubau der Universität ist noch bis zum 1. Februar 2019 bei freiem Eintritt an der KU Linz zu sehen.
17.01.2019/J. Matthies/ib