Jesus und sein Weg: Symposion österreichischer Neutestamentler:innen.

Unter dem Titel "Jesus und sein Weg: Beiträge zur Jesusforschung und zur neutestamentlichen Christologie" fand am 25. Mai 2024 an der Katholischen Privat-Universität das traditionelle jährliche Treffen der Österreichischen Neutestamentler:innen statt.

Zum Symposion, das zu Ehren von Professor Christoph Niemand abgehalten wurde, konnten renommierte Vortragende aus Österreich und Deutschland begrüßt werden, die verschiedene Aspekte der aktuellen neutestamentlichen Forschung beleuchteten und diese gemeinsam mit den Teilnehmer:innen diskutierten.

Den Auftakt bildete die Präsentation von Martin Stowasser, außerordentlicher Professor für Neues Testament an der Universität Wien: Er rekonstruierte die Vorstellungswelt Jesu anhand des Streitgesprächs Jesu mit den Sadduzäern um den Auferstehungsglauben (Mk 12,25). Universitätsassistentin Hanna-Maria Mehring, ebenfalls Universität Wien, problematisierte die fünfte Antithese der Bergpredigt (Mt 5,38–42) vor dem Hintergrund aktueller kriegerischer Ereignisse. Ihre Analyse zeigte, wie diese Aussage als Copingstrategie verstanden werden kann.

Einen stark methodisch geprägten Beitrag zur Textwahrnehmung präsentierte Universitätsassistent Dominik Stockinger (Katholische Privat-Universität Linz). Er analysierte Jesu Geburtsparabeln und demonstrierte, wie Leser:innen aus diesen Texten Bedeutung konstruieren können. Professor Michael Theobald, emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen, widmete sich der Ambiguität und Ambivalenz der Jesuswahrnehmung. An verschiedenen Beispielen zeigte er die vielfältigen und teilweise widersprüchlichen Eindrücke, die Zeitgenossen von Jesus gewinnen konnten. Die theologische Bedeutung dieser Ambivalenz sollte nach Theobald heutige Leser:innen zu (mehr) Respekt vor unterschiedlichen Jesusdeutungen (etwa im Judentum) führen.

Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Professor Konrad Huber (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), der Bewegungen in der Johannesoffenbarung mit christologischen Aussagen in Verbindung setzte. Huber machte deutlich, dass diese Bewegungen – sowohl die von Christus ausgehenden als auch die auf Christus zuführenden – in der bildhaften Sprache der Offenbarung von zentraler Bedeutung sind.

Den Abschluss des Symposions bildete der Vortrag des Neutestamentlers Michael Zugmann (Linz), der ebenfalls Bewegungen in den Fokus rückte. Er zeichnete den Weg Jesu und seiner Anhänger im lukanischen Doppelwerk nach und konnte zeigen, dass die Wegmetaphorik für die Darstellung von Jesu Wirken zentral ist.

Der Tag klang mit dem gemeinsamen Besuch eines Konzerts im Linzer Mariendom aus. Zu hören war Bruckners Messe in d-Moll, das für den Mariendom komponierte "Locus iste" sowie Orgel-Improvisationen von Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel - ein beeindruckendes Erlebnis!

28.05.2024/Susanne Gillmayr-Bucher