Prof. Ewald Volgger zum Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.
Nachdem Kardinäle und Bischöfe, Theologen und Theologinnen in den zurückliegenden Jahren bekundet haben, dass es gut ist, sich zur Gestalt einer Segnung von gleichgeschlechtlichen Menschen Gedanken zu machen, bin ich jetzt umso mehr überrascht, dass diesem Anliegen ein so jähes Ende gesetzt sein sollte. Die Botschaft der Glaubenskongregation an die Betroffenen einerseits, aber auch an alle, die sich bisher für das Gespräch und die seelsorglichen Belange eingesetzt haben, ist enttäuschend, für viele verletzend. Betroffene fühlen sich jetzt erst recht diskriminiert. Die erläuternde Note der Kongregation, darauf haben schon andere hingewiesen, berücksichtigt nicht die wissenschaftlichen Ergebnisse im humanwissenschaftlichen, theologischen und ethischen Bereich in den letzten Jahrzehnten. Die vielstimmige Kritik von Bischöfen, Theologinnen und Theologen, Seelsorgerinnen und Seelsorgern zeigt, wie wichtig das Anliegen und wie notwendig das Gespräch ist, das auch neue Perspektiven eröffnet und neue Positionierungen ermöglicht.
Warum getauften und aus dem Glauben lebenden Menschen der gemeinsame Segen versagt bleiben soll, kann nicht schlüssig erklärt werden. Menschen mit gleichgeschlechtlicher Identität steht die Anerkennung ihrer Würde als Geschöpfe Gottes zu. Sie sind ebenso in der Taufe berufen, Zeugnis zu geben von Christus, dem Auferstandenen, und möchten dies auch in der Gemeinsamkeit tun, die ihnen geschenkt ist. Ein solches Geschenk nennt die Hl. Schrift Gnade. Sie nehmen Verantwortung füreinander wahr, indem sie in Treue füreinander Sorge tragen, Freude miteinander teilen und Leid miteinander bewältigen. Geschlechtlichkeit ist, wie die Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil lehrt, ein Gut, das nicht nur in Zusammenhang mit der Zeugung von Kindern positiv zu sehen ist. In ihr drückt sich auch der feste Entschluss zweier Menschen aus, in verbindender Freundschaft und personaler Treue füreinander da zu sein. Einen Menschen als lebensbegleitenden Partner oder Partnerin zu haben, kann daher nur ein Segen sein.
Ewald Volgger, 18.03.2021/he
Ewald Volgger, Dr. theol., ist Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz. 2020 hat er den Band "Benediktion von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften", basierend auf einer transdisziplinären Fachtagung an der KU Linz, veröffentlicht. Dabei wurden die ethisch-theologischen Fragestellungen, die kirchliche Tradition und die Bedingungen für eine Benediktion aus unterschiedlichen Fachperspektiven bewertet. Mithilfe dieses Diskurses erörterten die Teilnehmer die möglichen Voraussetzungen, Hindernisse und Formen für eine Benediktion von Männer- und Frauenpaaren. Neben den Tagungsbeiträgen enthält der Band ein Muster für ein liturgisches Formular, anhand dessen aufgezeigt werden soll, welche Gestalt eine mögliche zukünftige Benediktionsfeier haben könnte.
Benediktion von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften
Volgger, Ewald / Wegscheider, Florian
ISBN/EAN: 9783791731278
Sprache: Deutsch
Umfang: 208
Einband: kartoniertes Buch
Erschienen am 23.03.2020
Reihe: Schriften der Katholischen Privat-Universität Linz
Stellungnahme zum "Responsum" der Glaubenskongregation
Mehr als 200 Professorinnen und Professoren der katholischen Theologie aus dem deutschen Sprachraum haben bis zum 21. März 2021 eine Stellungnahme unterzeichnet, die von einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster entworfen wurde. Mehr dazu finden Sie hier.
22.03.2021/he