Embroidery as a Political Activity. Kunstgespräch mit Monika Drozynska.

Unter dem Titel Embroidery as a Political Activity / Sticken als Politisches Engagement fand am 20. April 2021 an der KU Linz ein abwechslungsreich gestaltetes und gut besuchtes "Kunstgespräch zur Mittagszeit" statt.

Coronabedingt zu einem virtuellen Rundgang gezwungen, gelang es den beiden Kuratorinnen der Ausstellung Dwa / Fünf, Professorin Monika Leich-Kiesl und Master-Studentin Franziska Heiß, unterstützt durch ein einfallsreiches Technikteam, eine vielfältiges, mit Live-Elementen durchsetztes Programm zu gestalten, das auch manche Überraschungen bereithielt. Highlight war die Anwesenheit der Künstlerin, die allen gegenwärtigen Widerständen zum Trotz aus Krakau angereist ist, um ihre Werke selbst zu präsentieren und mit dem Publikum in ein Gespräch zu kommen. 

Die noch bis Ende September an der KU Linz zu sehende Ausstellung verlinkt zwei aktuell virulente Thematiken: Mit Table Cloth, einer derzeit im Hörsaal 1 gezeigten großformatigen Textilarbeit, begann exakt vor einem Jahr, während des ersten Lockdowns, Monika Drożyńskas künstlerische Auseinandersetzung mit der Situation des Social Distancing im Medium des Stickens. Auf dieser Arbeit taucht auch erstmals das Logo "Dwa" ("Zwei") auf, eine Aufforderung zum Abstandhalten verknüpft mit dem Victory-Zeichen. Dieses visuell klare und in seiner Aussage dennoch ambivalente Zeichen tourte während des letzten Jahres durch viele Städte Polens und ist nun erstmals in Österreich in Form von Fahnen und Stickern an der KU Linz sowie im Stadtraum Linz zu entdecken.  

Die große Leidenschaft Drożyńskas sind Sprachen in ihren syntaktischen und typografischen Eigenheiten und den damit verquickten Machtstrukturen. Herzstück der Ausstellung und "Masterpiece" im Kontext der Sprach-Bilder der Künstlerin ist ein speziell für die Räumlichkeiten sowie die wissenschaftliche Ausrichtung der Privatuniversität entwickeltes 20 m langes Transparent, das jüngst im Stiegenhaus des Neubaus angebracht wurde und dort von der Decke bis in den Keller reicht. Diese nicht nur inhaltlich dichte, sondern auch handwerklich aufwendige Stickarbeit mit dem Titel "Pięc / Fünf" erschießt sich den Besucher*innen allmählich beim Hinauf- sowie Hinabsteigen der Treppen. 

Besonders faszinierte die Teilnehmer*innen des Kunstgesprächs die Weise, wie Monika Drożyńska mit der traditionell weiblich besetzten Technik des Stickens auch in den öffentlichen Raum geht und dort ihre gesellschaftskritischen und oft auch explizit feministischen Aussagen lautstark und zugleich subtil artikuliert. Gefragt, ob sie sich als Street-Art Künstlerin verstehe, antwortete Drożyńska: "No, I don’t feel like street artist. I feel like embroidery artist. Sometimes I appear in public spaces, but I am definitely not a street artist. I have defined for myself the word ‘vandal’ to express my artistic aims." 

Dwa / Fünf – das wurde dem Publikum überzeugend vor Augen geführt – bildet einen markanten Schluss- und Höhepunkt der nun über 20 Jahre von Monika Leisch-Kiesl kuratierten und viel beachteten Ausstellungsreihe "Im Vorbeigehen. Kunst an der KU Linz". 

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Universität im Rahmen der jeweils geltenden Corona-Bestimmungen bei freiem Eintritt zu sehen. 

23.4.2021/he