Diskurse der Öffentlichkeit: Forschungsschwerpunkt im Gespräch.

Diese Fragestellungen wurden bereits in einem interdisziplinären Vorläufer-Projekt, der Tagung Bubbles & Bodies. Zur materiellen Basis der Öffentlichkeit, aufgenommen, bei dem die Veränderungen von Öffentlichkeit und der Umgang der Künste mit diesem Spannungsfeld im Mittelpunkt standen. Der 2023 gegründete Forschungsschwerpunkt "Diskurse der Öffentlichkeit" knüpft daran an und erweitert die Perspektiven und Zugänge. Das Format einer Ringvorlesung erschien nun geeignet, um eine Grundlage für die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit zu etablieren, das Forschungsfeld sichtbar zu machen und nicht zuletzt auch die interessierten Öffentlichkeit zum Dialog einzuladen.
Dialog über "Öffentlichkeit"
Der Fokus der Ringvorlesung "Diskurse der Öffentlichkeit" im Wintersemester 2024/25 lag darauf, gegenseitiges Verständnis zu fördern, da Begriffe, Konzepte und Terminologien primär in der jeweiligen (Einzel-)Disziplin verankert sind und die Diskurse über Öffentlichkeit unterschiedlich verhandelt werden. Schon Bubbles & Bodies hatte gezeigt, dass es in der Theoriebildung auch gemeinsame Fluchtpunkte gibt: etwa die 1962 erschienene Habilitationsschrift von Jürgen Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit, die bis heute als Grundlagenwerk rezipiert wird. Es wurde deutlich, dass es sich nicht nur um einen gesellschaftlichen Wandel der Öffentlichkeit handelt, sondern dass die Diskurse der Öffentlichkeit ebenso innerhalb der kritischen Theorie und politischen Philosophie veränderlich sind.
Dies ließ sich an den Vorträgen von Wissenschaftler:innen der Katholischen Privat-Universität sowie der geladenen Gäste sehr gut nachvollziehen: Ein breites Spektrum an theoretischen Modellen wurde präsentiert und mit Fallbeispielen aus den Bereichen der Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft verknüpft. Im Zentrum der Diskussionen standen das Verhältnis von Religion und Öffentlichkeit sowie Themen von Sichtbarkeit und Exklusion aus der öffentlichen Sphäre. Darüber hinaus wurde die Pluralität von Öffentlichkeit(en) deutlich, die sich je unterschiedlich analysieren lassen: als politische oder kulturelle Regime sowie materielle und visuelle Manifestationen in Architektur und Stadtraum.
Die so gewonnenen gemeinsamen Bezugspunkte stellen nun die Grundlage für die inter- und transdisziplinäre Weiterarbeit dar. Der perskeptivenreiche Überblick über aktuelle Debatten zeigte zudem eindrücklich, dass ein geteiltes Verständnis von "Öffentlichkeit" wesentlich für das Gelingen eines pluralen, demokratischen Gemeinwesens ist.
Bei der Ringvorlesung referierten als Gäste Markus Arnold (Politische Philosophie und Kulturwissenschaft), Andreas Lob-Hüdepohl (Theologische Ethik), Silke Steets (Soziologie) und Eva Wiegert (Kunstgeschichte). Seitens der KU Linz hielten Vorträge Julia Allerstorfer-Hertel (Kunstwissenschaft), Stefan Gassenbauer (Kunstwissenschaft), Ilaria Hoppe (Kunstwissenschaft), Lukas Kaelin (Praktische Philosophie/Ethik), Anna Minta (Architekturgeschichte), Veronika Müller (Baukultur und baukulturelles Erbe), Julia Rüdiger (Architekturgeschichte), Christian Spieß (Christliche Sozialwissenschaften) und Katja Winkler (Christliche Sozialwissenschaften).
Weitere Informationen zur Ringvorlesung "Diskurse der Öffentlichkeit" (2024/25)
Über den Forschungsschwerpunkt "Diskurse der Öffentlichkeit"
Über die Tagung "Bubbles & Bodies" (2018)
7.2.2025/IH/RK