Das exponierte Leben. Gegenwärtige Formen von Entfremdung und Emanzipation
In der digitalen Gesellschaft ist das Leben ständig ausgestellt: sichtbar, rückverfolgbar, bewertbar. Der andere wirkt in seiner materiellen Abwesenheit allgegenwärtig als virtuelle Präsenz, die Verhaltensweisen lenkt, Normen auferlegt und Wünsche gestaltet. Diese Form anonymer und allgegenwärtiger Macht erzeugt Angst in Beziehungen und Unsicherheit in realen Begegnungen, führt zu Isolation und erhält gleichzeitig die Illusion der Verbundenheit aufrecht. Dennoch ist die Exposition auch das charakteristischste Merkmal der Lebewesen, die sich dem Licht zugewandt überleben. Existieren bedeutet nämlich ex-sistere, also das Brechen der Wasser, die Bewegung aus sich selbst heraus und die radikale Enthüllung, die uns als Subjekte in der Welt konstituiert und jede Ideologie der Geschlossenheit in Frage stellt. Dies ist die Spannung, die unsere Zeit durchzieht: zwischen Entfremdung und Teilnahme, zwischen Überwachung und Einbeziehung. In der Ambivalenz der sozialen Präsenz entscheidet sich heute das Schicksal der Emanzipation.
Vollständiges Programm siehe hier: Broschüre
