Auf den Spuren von Marcel Callo in "Bergkristall"
Im Rahmen der Gedenkfeiern zur Befreiung der Konzentrationslager am Wochenende vom 3.-5. Mai 2024 wurde die Stollenanlage des NS-Rüstungsprojektes „Bergkristall“ in St. Georgen/Gusen, in der die Häftlinge des Lagers Gusen II zur Arbeit getrieben wurden, für die Öffentlichkeit geöffnet.
Marcel Callo war nach wenigen Monaten der Ausbeutung in den Stollen von Gusen völlig entkräftet und starb am 19. März 1945 im Alter von 23 Jahren im Revier des Hauptlagers Mauthausen. Als missionarischer Laienkatholik in der Pfadfinderbewegung und der Katholischen Arbeiterjugend aktiv, war er während seines Einsatzes als Zwangsarbeiter in Zella-Mehlis 1944 verhaftet und deportiert worden.
Drei Neffen sowie die Tochter eines Lehrlings, der Marcel Callo anvertraut war, haben ausgehend von Frankreich die Stationen des Wirkens und Leidens Callos in Deutschland und Österreich besucht. Rudolf Haunschmied führte die Angehörigen und die Gruppe durch die Stollenanlage "Bergkristall" und bot eine profunde Gesamtdarstellung und Kontextualisierung der Lagergeschichte. Diese wurde lange Zeit in Österreich wenig rezipiert, obwohl das Lager Gusen II aufgrund der extremen Lager- und Arbeitsbedingungen das KZ mit der höchsten Mortalitätsrate im Lagerkomplex Mauthausen war.
FFJI-Leiter Andreas Schmoller nahm als Übersetzer in das Französische an der Führung und dem gemeinsamen Gedenken bei und knüpfte Kontakte zur Familie. Mit der Diözese Linz, der Marcel Callo Pfarre, dem Gedenkkomitee Gusen und weiteren Vereinigungen plant das FFJI eine Gedenkveranstaltung zum 80. Todestag Callos im Jahr 2025.