Wem gehört die Welt? Vortrag von Prof. Bernhard Emunds.
05. December 2023
18:30 - 20:00 Uhr
KU Linz: Hörsaal 1
Wem gehört die Welt? Die Vermögensverteilung als Gerechtigkeitsproblem
Darüber, was mit dieser oder jener Sache geschieht, entscheiden vor allem diejenigen, die das Eigentum daran haben. Sie haben das Sagen, wer was damit machen kann. Wer vermögend ist oder ein Unternehmen sein eigen nennt, kann andere für sich arbeiten lassen. Deshalb besteht sogar die Gefahr, dass das "Eigentum, das Herrschaft über Sachen sein soll, zu einem Herrschaftsinstrument über Menschen" (Oswald von Nell-Breuning) verfälscht wird. Nun ist aber das Vermögen in vielen Staaten sehr ungleich verteilt, auch in Österreich. Das trägt nicht nur zu einer Asymmetrie in der Verteilung von Macht und Einfluss bei, sondern auch zu einer Schere zwischen großen und geringen Einkommen. Eines der zentralen Ziele der katholischen Sozialtradition war es daher, die Konzentration des Vermögens auf wenige Familien zu überwinden und breiten Schichten die Möglichkeit zur Eigentumsbildung zu eröffnen. Was ist aus ethischer Sicht zur Verteilung des Vermögens heute zu sagen?
Der Vortragende Prof. Dr. Bernhard Emunds ist Theologe und Volkswirt und Professor für Christliche Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt am Main. Er ist Leiter des dortigen Oswald von Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik und prägt die aktuellen öffentlichen Debatten um wirtschaftsethische Fragen. Er bringt als Theologe sozialkatholische Konzepte wie z.B. Solidarität und Subsidiarität in den ökonomischen Diskurs ein, und fragt, inwiefern es in der katholischen Tradition Antworten auf aktuelle ökonomische und politische Fragestellungen gibt.
Um Anmeldung wird gebeten. Kontakt: Ass.-Prof.in Katja Winkler, Institut für Christliche Sozialwissenschaften. E-Mail: k.winkler[at]ku-linz.at
Informationen zu sämtlichen Vorlesungseinheiten der "Maximilian Aichern-Vorlesung" (offen für alle Interessierten) finden Sie hier.
Maximilian Aichern-Vorlesung 2023/24
In der "Maximilian Aichern-Vorlesung" 2023/24 geht es unter dem Titel "Gerecht beteiligen, solidarisch beitragen und ökologische Vernetzungen respektieren. Politische Wirtschaftsethik in sozial‐katholischer Tradition" zum einen um die wirtschaftsethische Reflexion aktueller Herausforderungen der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik wie z.B. Finanzialisierung, Wohnungsmangel, Krise der Sorgearbeit oder notwendige Reduktion von CO2-Emissionen. Zum anderen wird in wichtige wirtschaftsethische Maßstäbe eingeführt, anhand derer solche Herausforderungen reflektiert werden können.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage, was (katholische) Christ:innen in heutige politisch-öffentliche Debatten einbringen könn(t)en. Gibt es Konzepte der sozial-katholischen Tradition, die auch heute noch ethisch orientierende Kraft haben? In welcher Hinsicht bedürfen sie dazu einer Revision oder zumindest einer Modernisierung? Mögliche Kandidaten für solche Konzepte sind u.a. spezifische Verständnisweisen von Gerechtigkeit, Solidarität und Nachhaltigkeit, aber auch die traditionellen Maßstäbe für die Eigentumsordnung und die Lohnhöhe.
Benannt nach dem ehemaligen österreichischen Sozialbischof und Linzer Bischof Maximilian Aichern hat die Reihe die Aufgabe, soziale und politische Fragen im Kontext einer gesellschaftlich engagierten katholischen Soziallehre zu behandeln. Konzipiert und organisiert wird die "Maximilian Aichern-Vorlesung" von der Arbeitsgruppe "Wirtschaft – Ethik – Gesellschaft".
18.10.2023/SK/HE