"Tintenburgen": Konferenz über Verwaltungsarchitekturen.
23. - 24. Mai 2024
12:00 - 16:00 Uhr
Verwaltungsakademie des Bundes, Wien

Verwaltungsarchitekturen wirken nicht nur als Anzeiger gesellschaftlicher und administrativer Strukturen, sondern agieren darin selbst als prozessprägende Kräfte. Die internationale Tagung Tintenburgen und stahlharte Gehäuse. Räume und Bauten der Verwaltung beleuchtet Architekturen und Raumgestaltungen sowohl als Spiegel als auch gestaltende Kraft in Geschichte und Gegenwart der (auch: politischer) Verwaltung.
Verwaltungsbauten unterschiedlicher Epochen und politischer Machtkonstellationen bilden die Kristallisationspunkte interdisziplinärer Analysen aus Kunst- und Architekturgeschichte, Verwaltungswissenschaften, Soziologie, Politikwissenschaften, Literatur- und Kulturwissenschaften sowie weiteren produktiven Perspektiven. Diese bieten die Grundlage für eine Fokussierung auf räumliche Verwaltungsstrukturen des 19., 20. und frühen 21. Jahrhunderts und wie diese moderne Staatsideen und Administrationstheorien reflektieren. Wenn die wirkliche Herrschaft, nicht in parlamentarischen Reden oder monarchischen Enunziationen, sondern in den Händen des Beamtentums und der Administration liegt, wie Max Weber dies für moderne Staaten konstatierte, erfordert diese Machtverschiebung auch eine Reaktion in räumlichen Konstellationen. Die Rationalität, die Weber einer modernen Bürokratie zuschreibt, kommt nicht nur in modernen Verwaltungsarchitekturen zum Ausdruck, sondern reziprok stützen moderne, an Rationalität ausgerichtete Verwaltungsarchitekturen die strukturelle Rationalisierung des Staatswesens. Dabei stehen die Architekturen vor denselben Herausforderungen wie, nach Niklas Luhmann, die Verwaltung selbst, nämlich innerhalb ihrer Grenzen (dieser Triangulation aus eigenem Personal, Öffentlichkeit/Publikum und Politik) denselben gleichermaßen gerecht bzw. ungerecht zu werden.
Mit welchen Mitteln und Ansprüchen Architekt:innen, Planer:innen und Auftraggeber:innen auf diese Herausforderungen reagieren sowie mit welchen Strategien und Wahrnehmungen die Adressat:innen und (fiktiven literarischen) Nutzer:innen dieser Räume dem begegnen und welche Konflikte und Widersprüche hierbei auch entstehen, ist Thema dieser Konferenz.
Konzept und Organisation
Ass.-Prof.in Dr.in Julia Rüdiger (KU Linz, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur)
Dr. Peter Plener (Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport / Austrian School of Government)
Konferenzort
Verwaltungsakademie des Bundes ("T-Center"), Rennweg 97–99, 1030 Wien, Raum "Wien" (7. OG)
Anmeldung
Das "T-Center" gilt als 'Kritische Infrastruktur', für deren Besuch eine Anmeldung unbedingt erforderlich ist!
Anmeldungen per E-Mail: asg[at]bmkoes.gv.at
Konferenzprogramm
Tintenburgen und stahlharte Gehäuse. Räume und Bauten der Verwaltung
Donnerstag, 23. Mai 2024
- 14.00–14.45 Uhr
Ursula Rosenbichler (Wien): Begrüßung
Julia Rüdiger (Linz): Tintenburgen und stahlharte Gehäuse in der Architekturgeschichte. Einleitung
Peter Plener (Wien): Willkommen im Grand Hotel Amtshaus! - 14.45–15.30 Uhr
Benno Wagner (Siegen): Mohammedanische Friedhöfe und Mietskasernen. Architektur, urbaner Raum und globale Vernetzung in der Gründerzeit des Versicherungswesens - 15.30–16.15 Uhr
Vendula Hnídková (Prag) & Richard Kurdiovsky (Wien): Das Schloss und Franz K.s Suche nach Erkenntnis. Zum klandestinen Wissen über das Verhältnis von Architektur und Verwaltung - 16.45–17.30 Uhr
Ingrid Holzschuh (Wien): Der Verwaltungsbau der NSDAP. Repräsentation und Ausdruck politischen Machtanspruchs - 17.30–18.15 Uhr
Veronika Müller (Linz): Marshallplan und Nachkriegsmoderne in Linz
Freitag, 24. Mai 2024
- 09.00–09.45 Uhr
Hauke Horn (Kaiserslautern): Bürolandschaften – Ein demokratisch begründetes Raumkonzept in Verwaltungsbauten der 1960er und 1970er Jahre - 09.45–10.30 Uhr
Szilvia Gellai (Wien): Politische Architekturen der Transparenz - 11.00–11.45 Uhr
Christian Wimplinger (Wien): Plan:Stadt:Büro – Meliorationen der Verwaltungslandschaft um 1960 - 11.45–12.30 Uhr
Maren Lehmann (Friedrichshafen): Systemebenen. Versuch über "Das Haus" (Thomas Heise, 1984) - 13.45–14.30 Uhr
Markus Schmoll (Wien): Herausforderungen an den Verwaltungsbau im 21.Jahrhundert. Praxisbeispiel aus dem Bundesministerium für Inneres - 14.30–15.15 Uhr
Julia Rüdiger (Linz): Wie bauen für die Europäische Bürokratie? Kontraste zwischen Rationalität und Resonanz - 15.45–17.15 Uhr
Diskussion über Amts- und Büro- sowie 'virtuellen' Räumen einer Administration des 21. Jahrhunderts
Maren Lehmann (Friedrichshafen), Irmengard Mayer (Wien), Anna Minta (Linz), Ursula Rosenbichler (Wien) - ab 17.15 Uhr
Offene Diskussion
13.5.2024/RK