Diskurse der Öffentlichkeit: Vortrag von Christian Spieß.

Die soziale Macht des Christlichen. Zur Ambiguität der Säkularisierung

Vortrag von Christian Spieß (Linz)

Der empirische Befund erlaubt eigentlich keinen Zweifel an der Diagnose der klassischen Säkularisierungstheorie, wonach Religion und Religiosität in Gesellschaften der westlichen Moderne einen Bedeutungsverlust erleben. Dennoch sind diese Gesellschaften nachhaltig von Motiven der christlichen Traditionen geprägt – gewissermaßen "jenseits" der expliziten Religion.

Ein markantes Beispiel dafür ist das europäische Sozialmodell, das etwa in Österreich gekennzeichnet ist durch eine starke intermediäre Ebene zwischen freiem bürgerschaftlichem Engagement einerseits und dem Staat andererseits: Der österreichische Sozialstaat ist wesentlich geprägt durch nicht-staatliche Institutionen wie Sozialpartnerschaft, Sozialversicherungssystem und Freie Wohlfahrtspflege. Darin unterscheidet er sich, offenkundig aufgrund von katholischen Traditionslinien, von Varianten des europäischen Sozialmodells in skandinavischen Ländern einerseits sowie in angelsächsischen Ländern und der Schweiz andererseits, die jeweils von anderen christlichen Traditionen geprägt sind.

Ein weiteres, nicht weniger markantes Beispiel ist die Rolle religiöser Motive im Hinblick auf Krieg und Frieden. Auch dabei geht es nicht um im engeren Sinn religiöse Fragen, sondern um, auf religiösen Traditionen basierende (und dabei höchst ambivalente), Muster der Argumentation in politischen Diskursen: sei es in Form der Verknüpfung eines nationalen Erbes mit einer konfessionellen Identität, sei es in der Rede vom „christlichen Abendland“ oder einem "christlichen Menschenbild", sei es im Rekurs auf die Konzeption eines "gerechten Kriegs".

Die Teilnahme am öffentlichen Vortrag ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Online-Teilnahme
Der Vortrag wird im Hybrid-Format abgehalten - Interessierte erhalten Zugangsinformationen
für eine Online-Teilnahme nach Anmeldung bei Dominik Harrer unter d.harrer[at]ku-linz.at.

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