Diskurse der Öffentlichkeit: Vortrag von Andreas Lob-Hüdepohl.

06. November 2024

16:15 - 17:45 Uhr

KU Linz: Hörsaal 1

Vortrag im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung "Diskurse der Öffentlichkeit" des gleichnamigen Forschungsschwerpunkts an der KU Linz.

Politische Ethikberatung als Ort "öffentlicher Moraltheologie". Einige systematisierende Anmerkungen

Vortrag von Andreas Lob-Hüdepohl (Berlin)

Der Vortrag liefert eine Art systematisierenden Erfahrungsbericht und bearbeitet - ausgehend von der langjährigen Tätigkeit des Referenten als Mitglied des Deutschen Ethikrats - das Thema Ethikberatung für die Öffentlichkeit und Theologie im säkularen Staat. Nicht unumstritten ist nämlich, ob Theolog:innen überhaupt Mitglieder eines Gremiums der öffentlichen Politikberatung sein sollen. Dieser Streitpunkt steht in engem Zusammenhang mit der Debatte zur Rolle von Religion und Kirchen im säkularen Staat und zum Stellenwert religiöser Inhalte in öffentlichen Diskursen.

Eine "Öffentliche Theologie“ geht grundsätzlich davon aus, dass das normative Orientierungspotenzial von Glaubensgemeinschaften immer noch gesellschaftlich bedenkenswert ist und christliche Traditionsbestände und kirchliche Akteure weiterhin eine mehr oder weniger starke Rolle in der politischen Öffentlichkeit spielen. So bleibt es relevant einerseits christliche Deutungen und Beurteilungen in den öffentlichen Diskurs einzuspeisen und andererseits die gesellschaftliche Bedeutung des Christentums zu plausibilisieren.

Der katholische Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl entwickelt Ethikberatung als Grundfigur einer "applikativen Ethik", das heißt es geht ihm um die Reflexion moralisch-normativer Gehalte, die in die Alltagswelt einer Gesellschaft eingelagert sind. Im Vortrag und der anschließenden Diskussion werden Fragen, wie theologisch-ethische Expertise überhaupt in der Öffentlichkeit Resonanz finden kann, welchen Stellenwert theologisches Expert:innenwissen in politischen Prozessen haben soll und wie eine Vermittlung (Übersetzung?) von religiösen Gehalten gelingen kann, angeschnitten. Aber es wird auch grundsätzlicher: Welche öffentliche Verantwortung kommt der Wissenschaft und insbesondere Ethiker:innen und Theolog:innen überhaupt zu?

Die Teilnahme am öffentlichen Vortrag ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Online-Teilnahme
Der Vortrag wird im Hybrid-Format abgehalten - Interessierte erhalten Zugangsinformationen
für eine Online-Teilnahme nach Anmeldung bei Dominik Harrer unter d.harrer[at]ku-linz.at.

Informationen zu den weiteren Terminen der Ringvorlesung "Diskurse der Öffentlichkeit" finden Sie hier.

Über den Referenten
Andreas Lob-Hüdepohl ist Professor für Theologische Ethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) und Geschäftsführer des Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik (ICEP).

Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Grundlagenbereich der "Anwaltschaftlichen Ethik". Besonders profiliert ist er im Feld der "Ethik Sozialer Arbeit als Menschenrechtsprofession", und hier vor allem in der heilpädagogischen Ethik und der Ethik des Sozialstaats. Das Thema Theologie und Öffentlichkeit hat ihn jahrelang (2016-2024) in seiner Funktion als Mitglied des Deutschen Ethikrates beschäftigt. In diesem unabhängigen Sachverständigenrat, der in aktuellen gesellschaftlichen Fragen als ethisches Dialogforum und Beratungsgremium fungiert, waren Lob-Hüdepohls Schwerpunkte Menschenrechte und Behinderung (Inklusion/Teilhabe), Altern (Soziale Gerontologie/Pflege) und Sterben (Palliative Care, Suizid), sowie Ethikberatung im Gesundheits- und Sozialwesen.

Mehr zum Referenten finden Sie hier.



03.10.2024/RK