350 Jahre Katholische Wissenschaften in Linz: Festakt zum KU_biläum.
Es war eine lange Liste an Ehrengästen, die Hermine Eder, Leiterin der Universitätskommunikation der KU Linz, im Anschluss an ihre einleitenden Worte zum KU_biläum begrüßte. Neben der KU-Community, den Spitzen und zahlreichen Vertreter:innen von Diözese, Stadt und Land, nahmen Vertreter:innen der Religionsgemeinschaften sowie von Universitäten und Hochschulen aus dem In- und Ausland an der Festveranstaltung teil.
In ihren Grußworten betonten Bürgermeister Klaus Luger und Landeshauptmann Thomas Stelzer die Wirksamkeit und Wirkmächtigkeit der KU Linz in der Region und darüber hinaus: Gerade in einer von Technologie und Wirtschaft geprägten, stark materialistisch verfassten Gesellschaft seien andere Perspektiven, kritisches Denken und Nachfragen wichtig. Als "geisteswissenschaftliches Kompetenzzentrum" bringe sich die KU Linz in vielen Kontexten produktiv in den Diskurs ein und wirke engagiert an Projekten und Initiativen in Stadt und Land mit. Giovanni Cesare Pagazzi, Segretario des Vatikanischen Dikasteriums für Kultur und Bildung, formulierte in einer Videobotschaft den "Panoramablick auf die Wirklichkeit" als Auftrag für eine Katholische Universität – und zeigte sich überzeugt, dass dieser offene und umfassende Blick darauf, was es heißt, menschlich zu sein, an der KU Linz in den Fachbereichen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft eingeholt werde.
Wie diese drei Fachbereiche an der KU Linz zu verstehen sind, wie sie sich aus der Dynamik der Institution entfalten, auf höchst stimmige Art und Weise verselbständigen und zugleich immer auch interdisziplinär zusammenwirken umriss Rektor Christoph Niemand in einem "Mission Statement" zum besonderen Profil der Universität. Forschung, forschungsbasierte Lehre und ein unmittelbares Wirken in die Breite der Gesellschaft – die "Third Mission" – benannte er als drei Kernbereiche, die er mit Forschungs- und Publikationsprojekten beispielhaft beleuchtete: In der Theologie über die kirchliche Zukunftsfrage der Frauenordination, in der Philosophie über die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft und jüngst in der Kunstwissenschaft über die Entwicklungen hin zu einer posthumanistischen Ära. Nicht zuletzt die Menschen, die die Universität hervorbringt, und ihre vielfältigen Berufsfelder zeugen für die Spannweit der Themen und Inhalte. Dass die Diözese "ihre Universität" bei allen Vorhaben und Entwicklungssprüngen stets unterstützt, hob Rektor Niemand mit einem Dank an die Bischöfe Maximilian Aichern, Ludwig Schwarz und Manfred Scheuer besonders hervor.
Verleihung der Würde eines Ehrensenators an Pater Friedrich Bechina.
Auf römischer Ebene wurden die Initiativen der KU Linz, namentlich die 2015 erfolgte Etablierung der Fachbereiche Philosophie und Kunstwissenschaft als eigenständige geisteswissenschaftliche Fakultät neben der Fakultät für Theologie, von Pater Friedrich Bechina, ehemals Sottosegretario der vatikanischen Bildungskongregation, nicht nur mit großem Interesse und Wohlwollen begleitet, sondern entschieden unterstützt. In seiner Dankrede für die Ernennung zum Ehrensenator der KU Linz sprach Bechina von seiner zwei Jahrzehnte währenden "Liebesgeschichte" mit der Universität, deren "innovative Kapazität" er im Austausch mit ihren Vertreter:innen immer wieder kennenlernen durfte – menschliche Begegnungen, die auch zu Freundschaften führten. Der Mut der Universität, sich zu entwickeln und auch neu zu erfinden, und der Mut der Diözese, ihr dafür Raum und Mittel zu geben, könne gerade in schwierigen Zeiten ein Vorbild sein.
In seinem "Vision Statement“, einem facettenreichen Gang durch die Geschichte der Theologie und Philosophiegeschichte – von Ignatius von Antiochien über Nikolaus von Kues bis zu Ludwig Wittgenstein und Jürgen Habermas – unternahm der Großkanzler der KU Linz, Bischof Manfred Scheuer, eine zugleich traditionsbewusste wie zukunftsweisende Neubestimmung des Verhältnisses von Wissenschaft und Religion, von Vernunft und Glaube. An den ursprünglichen Bedeutungsgehalt von "katholisch" anknüpfend – gegen eine "ausschließende Totalität ohne Empathie" gehe es um "offene synchrone und diachrone Dialoge mit der ganzen Realität des Lebens" – entwickelte er das Bild einer (selbst-)kritischen Universität, die immer auch das Bewusstsein wachhält für das, "was fehlt in dieser Welt und was, im Gestern und im Heute, zum Himmel schreit". Sichtbar könne so auch werden, wie – spezifisch christlich gesprochen – ein "Leben in Fülle" möglich sei.
Severin-Medaille für Peter Vondrak.
Im Rahmen des Festaktes, der von einem Ensemble der Anton Bruckner Privatuniversität Linz stimmungsvoll musikalisch gestaltet wurde, erhielt Peter Vondrak, seit 1977 als Rektorats- bzw. Universitätssekretär der KU Linz eine kompetente und allseits geschätzte zentrale Integrationsfigur der Institution, in Würdigung seiner Verdienste um die Katholische Kirche die Severin-Medaille der Diözese Linz.
Vision Statement von Bischof Dr. Manfred Scheuer
Alle Details zum KU_biläum mit Berichten zu den zurückliegenden Terminen unter www.ku-linz.at/350.
12.5.2023/RK/HE