Wir wünschen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2021.

Max Weilers Als alle Dinge 1 birgt in sich bereits die Grundmomente einer Arbeit, die sich in den Jahren 1960/61 zu einem gewaltigen, in abstraktem Formvokabular ausgeführten Bilderzyklus entfaltet. In Blautönen gehaltene vertikale Striche im unteren Teil stehen kraftvoll diagonal gesetzten Gesten in Rot und Grün gegenüber. Ein Zuwarten zum einen, kraftvolle Dynamik zum anderen. Darunter und dazwischen bleibt und entsteht die weiße Fläche des Papiers: ein unberührter, doch angerührter Raum; Offenheit voll Konzentration. 

Ein Satz Meister Eckharts, in dem er eine Stelle aus dem biblischen Buch der Weisheit (18,14–15) paraphrasierte, gab den Anlass zu diesem einmaligen Werk des österreichischen Informel:

Als alle Dinge in tiefem Schweigen lagen
und die Nacht in der Mitte ihres Laufes war,
da kam vom Himmel, vom königlichen Throne,
o Herr, Dein allmächtiges Wort.

Weiler antwortete auf jedes dieser Worte mit einem eigenen Gemälde. Die abgebildete Temperaarbeit aus der Sammlung Rombold ist eine den Zyklus vorbereitende oder begleitende Skizze; tastender noch, aber lebendiger als das ausgeführte Gemälde; leises Vernehmen von etwas Kommendem.
© Monika Leisch-Kiesl

"Als alle Dinge in tiefem Schweigen lagen…"

Durch viele Jahrhunderte hindurch bildete dieser Satz für weihnachtliches Denken und weihnachtliche Mystik eine Steilvorlage: Jesus, dieses eine und ganz unvergleichliche Menschenkind, als es geboren werden sollte, da hätte das ganze Universum gleichsam den Atem angehalten. Für jenen einen Moment lang, da Gott selbst die Welt berühren wollte, um ihr Teil zu werden, da verstummte alles Hintergrundrauschen. Als Gottes Wort und Weisheit, Sohn und Tochter, im Menschen Jesus Christus erscheinen sollte, da hielt alle Kreatur, vielleicht mit Ausnahme von uns dickhäutigen Menschen, einen Augenblick lang inne, um zu lauschen. 

Wie immer Ihr persönliches Weihnachtsfest angesichts der äußeren Umstände heuer ausfallen wird: Letztlich geht es bei Weihnachten darum, ob wir es schaffen, unsere je eigene Dauerbeschallung für einen Moment lang auszuschalten und hellhörig zu werden. Vielleicht trifft uns ja ein Wort, das überrascht oder ermutigt.

Die Leitung der Katholischen Privat-Universität Linz wünscht Ihnen allen von Herzen
gesegnete Weihnachten und ein gutes und erfolgreiches Jahr 2021!

Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand, Rektor
Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs, Vizerektor
Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Gillmayr-Bucher, Dekanin der Fakultät für Theologie
Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta, Dekanin der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft

22.12.2020/kd/he