Verleihung von akademischen Graden an der KU Linz.
Nicht nur die stete Reflexion des Sprechens über Dinge und Sachverhalte, sondern ganz besonders auch des eigenen Sprechens über Menschen und Mitmenschen sei ein zentrales Element der Geisteswissenschaften. An der KU Linz werde, betonte Rektor Professor Christoph Niemand in seiner Begrüßung, eine Kultur des ethischen Sprechens gepflegt, in der Diversität und Inklusion nicht bloß "irgendwie mitgedacht" seien, sondern explizit zum Ausdruck kommen. Gerade jetzt, wo sich unser Nachbarbundesland anschicke, die Abschaffung eines solchen Sprechens zu verordnen, werde die KU Linz dafür nachdrücklich und öffentlich eintreten.
Promotorin der Verleihung war Helena Stockinger, Professorin für Katechetik, Religionspädagogik und Pädagogik an der Fakultät für Theologie. Sie erinnerte in ihrer Rede an zwei eminente Funktionen von Bildung, die im Studium grundgelegt und entwickelt werden, sich darin aber nicht erschöpfen: Sie zu leben und zu erfüllen bleiben Absolvent:innen der KU Linz bei allen ihren weiteren Tätigkeiten und Projekten aufgerufen. Bildung ermögliche Transformation, indem sie dazu befähige, zerstörende und dehumanisierende Phänomene zu erkennen, kritisch zu analysieren und so zu individuellen und gesellschaftlichen Veränderungen beizutragen. Und mit Helmut Peukert kennzeichnete sie Bildung als Beitrag zu einer universalen Solidarität, die alle Menschen berücksichtigt, insbesondere jene am Rande der Gesellschaft. Bildung bedeute Menschwerdung, ziele sie doch darauf, "sich gegenseitig Leben zu ermöglichen in einer gemeinsamen geteilten, endlichen Welt" (Peukert). Die an der KU Linz verorteten Disziplinen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft bieten und ermöglichen, so Stockinger, eine Bildung im Bewusstsein dieser transformativen Funktionen und reflexiven Prozesse – und ihrer Potenziale für die Gestaltung eines gemeinsamen geglückten Lebens.
Ivan Brkić knüpfte in seiner "Rede eines Absolventen" an das Buch Kohelet – "Alles hat eine Stunde …" – an und sprach vom eigentümlich Doppelcharakter der Verleihungsfeier: Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Arten der Beziehungen und Weisen des Lebens würden heute vergehen und zugleich neu werden. Der Blick zurück lasse nach der "Stunde" fragen, in der man das Studium absolvierte: Es sei eine Zeit gewesen, in der man sich Wissen jenseits der Verlockungen von ChatGPT noch selbständig aneignen musste – mit der Perspektive, es auch selbständig anwenden zu können. In dieser bleibenden Verantwortung stünden ab heute alle elf Absolvent:innen, deren hochoffiziell bestätigte Expertise auch einen Auftrag zur Weiterentwicklung miteinschließe: im Wissen um die eigene Irrtumsfähigkeit und in Anerkennung der Wissensfähigkeit anderer.
Für eine stimmungsvolle musikalische Gestaltung der Feier sorgte das Kepler Quartett.
Folgende akademische Grade wurden verliehen:
- Magisterium der Theologie: Ivan Brkić, Alex Bukenya Matovu
- Master of Arts: Mag. theol. Franz Schmalzer BA, Mag.a rer. soc. oec. Ulrike Maria Fürst BA, Ing.in Nicole Melanie Helga Hochholzer BA, Dipl.-Ing.in Doris Kanzler
- Bachelor of Arts: Romana Binder, Katharina Hollinetz, André Kubilay Plöderl,
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Josef Schachner, Birgit Schweiger
Themen und Fachbereiche der Abschlussarbeiten
Rede der Promotorin Univ-Prof.in Dr.in Helena Stockinger und Vorstellung der Arbeiten
Rede des Absolventen Mag. Ivan Brkić
3.7.2023/RK/HE

