Ostergruß des Rektors: Wir wünschen frohe und gesegnete Feiertage!

Liebe Universitätsgemeinschaft,
geschätzte Freundinnen und Freunde der KU Linz,

Manchmal ist es gut, wenn man sich die Worte, die man anderen sagen soll, sagen möchte, von anderen leihen kann. Meine Grüße und Wünsche für die Kartage und für das Osterfest 2022 sind Gebetsworte und stammen von Huub Oosterhuis, dem bekannten niederländischen Dichter und Theologen.

Christoph Niemand, Rektor

Gönn uns den Traum

O Gott, o ewiger Unsichtbarer,
unser lieber Herr.
Wenn Recht und Friede deine Namen sind,
wie oft wird dann nicht dein Name
verflucht, geleugnet,
hier und überall auf Erden.
Wenn im Himmel und auf Erden
kein anderes Bild von dir zu finden ist
als ein Mensch, wir Menschen,
wie oft wird dann nicht dein Bild verspottet,
zertrümmert überall auf Erden.

Ewig Unsichtbarer, unser lieber Herr.
Wenn dieser Krieg der letzte wäre,
der auf Erden geführt wird,
das bittere Ende aller Gewalt,
dann würden wir aufleben,
wie enttäuscht auch immer,
und wieder zu glauben wagen,
dass deine Verheißung, deine Zukunft
kein Hirngespinst ist.

Gönn uns einen Tag, eine Stunde lang,
den Fakten ins Gesicht zu hoffen,
dass Friede nicht undenkbar,
nicht unmöglich ist.
Gönn uns heute in dieser Stunde,
inmitten aller Waffentaten
und Kriegsgewalt,
die Vision des Friedens.

Wenn wir den Namen dessen aussprechen,
der dein Sohn genannt wird,
dein Friedens-Bote, Jesus von Nazareth,
wenn wir daran denken, dass er
den einzigen Weg gegangen ist,
der zum Frieden führt,
dass er sich selbst gegeben hat,
gebrochen, ausgeteilt,
als Brot, für jeden Menschen,
gönn uns zu glauben, dass er
kein Hirngespinst und nicht erlogen ist,
dass er der Mensch ist, der zu sein wir trachten,
dass er der Friede ist, den wir erwarten –
gönn uns den Traum von einem Menschen.

O Gott, o ewig Unsichtbarer,
unser lieber Herr.
Wenn uns gesagt wird, dass der Friede kommt:
lass das nicht Lüge sein, kein politischer Trick,
nicht kurzatmig, vergebliche Freude,
lass es beständig sein.
Um so vieler Millionen Toter willen,
um aller Menschenkinder willen,
lass es beständig sein.

Huub Oosterhuis, Mitten unter uns. Die schönsten Gebete,
übersetzt von Peter Pawlowsky, Freiburg u.a. 1982