Irena Lagator Pejović beim Kunstgespräch zur Mittagszeit.
Einem interessierten Publikum erläuterte Irena Lagator Pejović Hintergründe, Entstehungsbedingungen und Entwicklungen der gezeigten Arbeiten. Ihre Projekte beschäftigen sich insbesondere mit den Bedeutungen von Öffentlichkeit, mit Fragen von gesellschaftspolitischen, ideologischen oder künstlerischen Transformationsprozessen sowie im weiteren Sinne mit der Geschichtlichkeit des Menschen. Wie diese auch Erwartungen an die Zukunft miteinschließt, so sind Lagator Pejovićs Projekte häufig in progress zu verstehen, werden von ihr weiterbetrieben, immer wieder neu und kritisch reflektiert und dokumentiert.
Zentral bei den an der KU Linz versammelten Arbeiten ist das Thema Verantwortung. Ruhige, fast meditative Wasser-Bilder sind im Hörsaal 1 zu sehen. Was auf den ersten Blick wie Wasser anmutet, ist jedoch die Folie einer Deponie – die Künstlerin nennt es Plastic Water. Die Installation Forward Play Reverse im Foyer der KU Linz - tonlose Filmszenen in surrealen Farben, die wie eine Mischung aus volkskundlicher Dokumentation und avantgardistischer Inszenierung erscheinen - zeigt tatsächlich den Bau eines gigantomanischen Staudamms als utopisches Zukunftsprojekt, unumkehrbare Naturzerstörung als (Fortschritts-)Ideologie. Aus dem Archiv-Dokumentarfilm über den Bau dieses Staudamms an der Donau in Serbien 1969 leitet sich auch der Titel der Ausstellung For the Common Good ab.
Geradezu wie ‚Land Art‘ nimmt sich eine temporäre Mülldeponie aus, deren Abdeckfolie in Temporary Dumping Place. Rotations in the Given Space – zu sehen im Lesesaal der Bibliothek – die Bühne für einen performativen Akt abgibt. Und mit der Buchinstallation The Knowledge of the Limited Responsibility Society, einer Skyline im Treppenhaus der KU Linz, einem urbanen Zentrum en miniature, das aus einer Vielzahl von Rechnungsbelegen besteht, führt uns Lagator Pejović das Wissen der Gesellschaft mit beschränkter Verantwortung für eine gemeinsame Welt vor, indem sie die Idee des Verschwindens von Inhalten, letztlich unseres eigenen drohenden Verschwindens, auslotet.
Irena Lagator Pejović liefert keine heimelige Öko-Kunst, deren hehre Motive man wohlwollend zur Kenntnis nimmt und an deren Nachhaltigkeit man sich beruhigen kann. Die Künstlerin untersucht vielmehr „Umwelt“ als menschlichen Gestaltungs- und Entscheidungsraum, befragt Umwelt, Soziales und Mentales in ihren Beziehungsformen. Die von Karolina Majewska-Güde vom Institut für Geschichte und Theorie der Kunst kuratierte Ausstellung Irena Lagator Pejović. For the Common Good ist bei freiem Eintritt von Montag bis Freitag, jeweils 8.00–17.00 Uhr noch bis 31. Jänner 2020 zu sehen.
Details zur Ausstellung und zur Künstlerin finden Sie hier.
Ein Veranstaltungshinweis: Im Rahmen der Ringvorlesung Global Art History [3] referiert Irena Lagator Pejović ist mit dem Artist Talk "Un-Limited Responsibility" am 20. Jänner 2020, um 19.30 Uhr im Kepler Salon.
21.11.2019/he/sm