Internationale Tagung an der KU Linz: Spiritualität des Widerstands.

Am 23. und 24. Oktober 2025 fand an der Katholischen Privat-Universität Linz die internationale Tagung "Spiritualität des Widerstands. Interdisziplinäre Studien zu Märtyrerinnen des Nationalsozialismus" statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Franz und Franziska Jägerstätter-Institut und dem Titus Brandsma Institut organisiert und markierte den Beginn einer langfristigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Forschungseinrichtungen.

 

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Spiritualität und Widerstand miteinander verbunden sind. Kann Spiritualität helfen, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus besser zu verstehen? Und was sagt diese Geschichte über die geistlichen Quellen von Gewissen, Freiheit und Verantwortung aus?

In einer Reihe eindrucksvoller Vorträge wurden Biografien von Frauen und Männern vorgestellt, in deren Leben diese Verbindung sichtbar wird.
Bischof Manfred Scheuer sprach über Franz Jägerstätter als Zeugen der Wahrheit – einen Mann, der sich der Lüge verweigerte und so zum Märtyrer der Liebe wurde. Daniela Köder (Edith-Stein-Gesellschaft) zeigte, wie Edith Stein schon 1933 den Nationalsozialismus als Häresie erkannte. Andreas Schmoller erzählte das bewegende Leben von Père Jacques (Lucien Bunel), dem Karmeliten, der jüdische Kinder rettete und im KZ Mauthausen starb. Anne-Marie Bos (Titus Brandsma Institut) beleuchtete Titus Brandsma als „Kämpfer des Geistes“ und zeigte, dass Widerstand viele Formen haben kann – von innerer Widerstandskraft und Annahme des Unvermeidlichen bis zum Ziehen klarer Grenzen. Weitere Beiträge von Sandra Lehmann (Wien) über Simone Weil und Wolfgang C. Schneider (Hildesheim) über Johannes Maria Verweyen machten deutlich, wie eng Mystik, Freiheit und Menschlichkeit miteinander verbunden sind.

Rektor Univ.-Prof. Michael Fuchs begrüßte neben den Referent:innen als Ehrengäste zwei in Linz lebende Enkelinnen des Philosophen Alois Dempf, dem der Eröffnungsvorlesung von Inigo Bocken gewidmet war. Dempf war kein Märtyrer, aber ein Philosoph, der mit seinem Denken einen klaren intellektuellen Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete. Seine Idee einer Mystik als Raum der Freiheit und Unterscheidung prägte die Tagung nachhaltig.

Nach dem Abendvortrag wurde die Kooperation zwischen beiden Instituten feierlich durch die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags / Memorandum of Understanding bestätigt. Diese Vereinbarung steht am Anfang eines europäischen Forschungsnetzwerks, das die spirituelle Dimension des Widerstands weiter erforschen und sichtbar machen will – in Forschung, Lehre und öffentlichem Dialog.

Die Tage in Linz waren nicht nur eine akademische Begegnung, sondern auch ein Moment echter Freundschaft und gegenseitiger Inspiration. Sie machten deutlich, dass Spiritualität keine Flucht aus der Welt ist, sondern eine Weise, sie tiefer zu verstehen – und dass Widerstand dort beginnt, wo Menschen den Mut haben zu unterscheiden und ihrem Gewissen treu zu bleiben.

Einen ausführlicheren Bericht lesen Sie auf den Seiten des Franz und Franziska Jägerstätter-Instituts.

29.10.2025/Text: A. Schmoller/HE