DonnaStage 2025: Fortsetzung der Reihe "Frauen*Bilder Mariendom"

Seit 2024 bietet DonnaStage eine solidarische Bühne für den feministischen Diskurs. Auch 2025 konnten mit dem Lentos Kunstmuseum Linz und dem Frauenbüro der Stadt Linz erneut starke Kooperationspartnerinnen gewonnen werden, um gemeinsam mit Akteur:innen aus Öffentlichkeit, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Kirche über Wege zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.

Ausgangspunkt ist das historische Bildprogramm des Linzer Mariendoms aus der Zeit um 1900, das Frauen in enge, geschlechterspezifische Rollen drängt. DonnaStage setzt ihm die Sichtbarmachung pluraler, komplexer Frauen-Leben entgegen und sensibilisiert für die Verwobenheit dieser Bilder in gesellschaftliche Machtstrukturen.

Im November 2025 wurde die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe DonnaStage im Domcenter am Linzer Mariendom erfolgreich fortgesetzt. Initiiert und organisiert von Anna Minta (Architekturgeschichte, KU Linz) und Martina Resch (Fundamentaltheologie und Dogmatik, KU Linz) widmete sich die Reihe erneut zentralen Fragen an der Schnittstelle von Kirche, Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft. Zahlreiche Besucher:innen folgten der Einladung zu zwei Vortragsabenden und brachten in den öffentlichen Diskussionen sowohl ihr Interesse an Reformprozessen als auch persönliche Erfahrungen mit Herausforderungen im eigenen Handlungsfeld ein.

„Von der Herausforderung, Mädchen* zu sein“ – 13. November 2025

Der erste Abend stand unter dem Titel Von der Herausforderung, Mädchen zu sein*. In Kooperation mit dem Lentos Kunstmuseum Linz gab die Kunsthistorikerin und Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus Einblick in ihre aktuelle Ausstellung „Mädchen sein!? Vom Tafelbild zu Social Media“. In einer beeindruckenden Spannbreite historischer und zeitgenössischer Objekte – von frühneuzeitlichen Repräsentationsporträts und Heiligenbildern bis zu Social Media und zeitgenössischer Kunst – zeigte sie Kontinuitäten der Fremdbestimmung weiblicher Körper, Rollen und Identitäten auf. Sie betonte die Herausforderungen vor allem für junge Frauen damals wie heute, Gestalterin des eigenen Körpers und der eigenen Identität zu sein.

Die Kunsthistorikerinnen und Medienwissenschaftlerinnen Sophie Publig und Charlotte Reuß (Universität für angewandte Kunst Wien) beleuchteten anschließend Facetten der digitalen Praxis des Mädchen*-Seins. Sie analysierten die in sozialen Medien verbreiteten Körper- und Rollenbilder, deren Reproduktion stereotyper Vorstellungen ebenso wie die in digitalen Räumen entstehenden Widerstandspraktiken.

In der anschließenden Diskussion berichteten Martina Danner (Klinische Psychologin, Familien- und Jugendberatung Linz) und Georg Winkler (Schulseelsorger, Bischöfliches Gymnasium Petrinum) aus ihrer Beratungs- und Bildungsarbeit. Beide betonten, wie zentral Selbstermächtigung und unterstützende Begleitung sind, um Kindern und Jugendlichen Wege zu einem positiven, identitätsstiftenden Selbstbild aufzuzeigen.

„Sprachlos? Unsichtbar? Mundtot?“ – 21. November 2025

Am 21. November lud DonnaStage zu einem zweiten Abend unter dem Titel Sprachlos? Unsichtbar? Mundtot? Antidemokratische Entwicklungen gegen Frauen in Kirche und Gesellschaft. Sie fand in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Linz statt. Der orange erleuchtete Mariendom setzte dabei ein weithin sichtbares Zeichen der Solidarität mit der Kampagne 16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen / Orange the World. Über 60 Besucher:innen trafen sich im Domcenter, um über die Verantwortung von Kirche und Gesellschaft für Geschlechtergerechtigkeit zu diskutieren.

Vor dem Hintergrund aktueller Retraditionalisierungstendenzen – gestützt durch internationale rechtskonservative Netzwerke – wurde deutlich, wie stark feministische Errungenschaften weiterhin unter Druck stehen. Die Ausblendung zentraler Gleichstellungsfragen in kirchlichen Entscheidungsprozessen sowie das Schweigen gegenüber struktureller Diskriminierung führten zu intensiven Diskussionen über Verantwortung, Transparenz und notwendige Handlungsspielräume.

Die Theologin Sigrid Rettenbacher analysierte kritisch kirchliche Genderdiskurse, die humanwissenschaftliche Erkenntnisse ebenso ausblenden wie zentrale Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils und der emanzipatorischen Botschaft biblischer Texte. Die Religionswissenschaftlerin Katharina Limacher ergänzte um eine zivilgesellschaftliche Perspektive und zeigte Parallelen zwischen konservativen, retraditionalisierenden Strömungen in Kirche und Gesellschaft auf.

In der abschließenden Diskussion mit Abena Carty-Pinner (Frauenbeauftragte der Stadt Linz) wurde deutlich: Kirche, Politik und Gesellschaft müssen sich deutlich stärker positionieren, um eine gerechte und inklusive Zukunft aktiv mitzugestalten.

Über die Veranstaltungsreihe DonnaStage

DonnaStage setzt das interdisziplinäre Projekt Licht.Schatten.Dasein – Frauenbilder im Mariendom (2019–2021) von Anna Minta und Martina Resch fort. Feministische Interventionen im Mariendom wurden 2022 mit dem Kunstprojekt DIE BETRACHTERIN│DIE DARSTELLERIN der Künstlerinnen Margit Greinöcker und Zoe Goldstein fortgeführt und bildeten den Ausgangspunkt für die neue Reihe. 2024 wurde DonnaStage im Rahmen von Familien.Bilder.Mariendom zum Jubiläum „100 Jahre Mariendom“ erstmals präsentiert. Die Veranstaltungsreihe entwickelt seitdem kontinuierlich Räume für Debatten über Geschlechtergerechtigkeit, kirchliche Verantwortung und künstlerische Perspektiven auf gesellschaftlichen Wandel.

AM/MR

Alle: Fotos Franz Wurzinger 2025