Die KU Linz trauert um KonsR em. Univ.-Prof. DDr. Walter Raberger.

Am 18. Juni 2021 ist Prof. Walter Raberger im 82. Lebensjahr verstorben. Walter Raberger war von 1984 bis 2004 Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an unserem Haus. In den Jahren 1990 bis 1992 war er Rektor und anschließend Prorektor. Seine Theologie war von höchstem intellektuellem Anspruch und hat das inhaltliche Profil und den wissenschaftlichen Stil der KU Linz nachhaltig geprägt. Wir wollen sein Andenken ehrend hochhalten.

Geboren am 9. September 1939 in Wels wuchs Walter Raberger in Bad Ischl auf. Er besuchte das Bundesrealgymnasium in Gmunden. Nach der Matura ging er 1958 nach Wien und studierte dort Germanistik und Klassische Philologie. Die Lehramtsprüfung absolvierte er 1965 und promovierte im darauffolgenden Jahr zum Doktor der Philosophie. Dann trat er in das Linzer Priesterseminar ein und studierte als "Canisianer" an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck Theologie. Am 7. August 1971 wurde er in seiner Heimat Bad Ischl zum Priester geweiht. Bischof Franz S. Zauner erlaubte, dass Walter Raberger nach Innsbruck zurückkehrte und seine akademisch-wissenschaftliche Laufbahn als Assistent am Institut für Fundamentaltheologie und Dogmatik begann, die 1974 zur Promotion zum Doktor der Theologie führte. Im Zuge der Verwerfungen, die der im selben Jahr ausgesprochene Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis seines Doktorvaters Franz Schupp auslöste, wurde er aber von Bischof Zauner aus Innsbruck zurückbeordert und war von 1975 bis 1984 Gymnasiallehrer in den Fächern Latein und Katholische Religion in Bad Ischl.

Als dann im Jahr 1983 die Dogmatik-Professur an der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz vakant wurde, half Walter Raberger zunächst als Lehrbeauftragter aus, bevor er 1984 zum außerordentlichen, 1987 zum ordentlichen Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie ernannt wurde. In den Jahren 1990 bis 1992 war er Rektor, dann Prorektor. Im Jahr 2004 wurde er von seiner Professur emeritiert. Doch auch in den Jahren danach unterstützte er "sein" Institut bis vor wenigen Semestern noch regelmäßig mit Vorlesungen und Seminaren. Den vielen Generationen von Studierenden, die über die Jahre hin seine Lehrveranstaltungen besuchten, wird er unvergessen bleiben. Nicht wenige davon wurden darüber hinaus zu seinen "SchülerInnen".

Walter Rabergers Theologie stellte sich einem hohen intellektuellen Anspruch. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ihn seine Innsbrucker Jahre – geprägt vom Konflikt zwischen einer von neoscholastischer Metaphysik formatierten Schultheologie und einer Theologie, die ihre Diskurs- und Plausibilitätsparameter in der neuzeitlichen und zeitgenössischen Philosophie findet, insbesondere in Positionen der Kritischen Theorie und der Frankfurter Schule – geradezu dazu zwangen, seinen Versuch einer nachmetaphysischen Theologie nach allen Regeln der Kunst zu argumentieren und auf alle Teilgebiete der Dogmatik hin durchzudeklinieren. Raberger war auch als Theologe vor allem ein Lehrer. Deshalb ist sein Lebenswerk weniger in Publikationen zu greifen als in seinen penibel ausgearbeiteten Vorlesungsskripten. Gut, dass die wichtigsten davon im Jahr 2019 unter dem Titel "Eine kritische Dogmatik. Ausgewählte Traktate in Vorlesungsform" in Buchform zugänglich gemacht wurden.

Bei aller Intellektualität war Walter Raberger ein freundlicher und liebenswerter Mensch. Er war, das soll in einem akademischen Nachruf nicht unerwähnt bleiben, seinen KollegInnen – unter anderen Hanjo Sauer, Józef Niewiadomski und Franz Gruber – ein guter und unkomplizierter Weggefährte. Im Kreis von befreundeten Menschen und KollegInnen konnte er fröhlich und entspannt sein. Und zum Gaudium derer, die ihn gernhatten, genoss er es, seine Schrullen zu zelebrieren. Bad Ischl und die dortige Pfarrgemeinde, in der er gern und regelmäßig Gottesdienst feierte und predigte, waren ihm – neben seiner Fakultät und Universität – Heimat und Hafen der Identität. Die KU Linz, deren inhaltliches Profil und deren wissenschaftlichen Stil er nachhaltig mitprägte, wird sein Andenken ehrend hochhalten.

Dass man über Gott nicht objektsprachlich reden kann, sondern nur vermittelt in menschlichen – insbesondere sozialen – Erfahrungszusammenhängen, war ein Grundimpuls von Walter Rabergers Theologie. Jetzt, da er selbst über diese Zusammenhänge definitiv hinausgegangen ist, möge ihm gemäß 1 Joh 3,2 gegeben sein, Gott schauend zu erkennen, wie er ist.

Für die Katholische Privat-Universität Linz

Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand, Rektor

Bischof Dr. Manfred Scheuer, Großkanzler

Die Begräbnisfeier findet am Freitag, 25. Juni 2021, um 14 Uhr in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl statt, anschließend ist die Beisetzung am Friedhof. Am Vorabend ist um 19 Uhr ein Gebetsgottesdienst in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl.

Parte

Nachruf von Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber

21.06.2021/CN/HE