Die KU Linz trauert um ihren Ehrendoktor Arnulf Rainer.

Arnulf Rainer verstarb am 18. Dezember 2025 im Alter von 96 Jahren. Der vor allem durch seine Übermalungen bekannt gewordene Künstler wurde 2006 mit einem Ehrendoktorat der damaligen Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz ausgezeichnet.

Die künstlerischen Anfänge des 1929 in Baden bei Wien geborenen und zuletzt in Oberösterreich (und Teneriffa) lebenden Künstlers liegen in den vom Surrealismus geprägten späten 1940er Jahren. Mitte der 1950er Jahre begann er mit Über-Zeichnungen und Über-Malungen zu experimentieren. Seine meist seriell angelegten Überarbeitungen thematisieren Wahn und Körper, Religion und Tod, Naturkunde sowie Kunst- und Geistesgeschichte.

Für sein Werk wurde der Künstler mit einer Reihe nationaler und internationaler Preise ausgezeichnet. Werke Arnulf Rainers finden sich in den wichtigen europäischen und amerikanischen Museen und Sammlungen, so auch in der im Jahr 2002 der Oberösterreichischen Landesgalerie überantworteten Sammlung des Theologen und Kunstwissenschaftlers Günter Rombold. 

2006 zeichnete die Katholisch-Theologische Privatuniversität (KTU Linz, heute KU Linz) Arnulf Rainer mit der theologischen Ehrendoktorwürde aus. Dies auf Initiative von Monika Leisch-Kiesl, Präses des Instituts für Kunstwissenschaft und Philosophie der KTU, die ihre Dissertation zum Gesamtwerk des Künstlers verfasst hatte. In ihrer Laudatio betont die Kunstwissenschaftlerin und Theologin die hohe Qualität und Stringenz seines künstlerischen Schaffens sowie die Tatsache einer durchgehenden Auseinandersetzung mit Sujets der christlichen Überlieferung, mit Kreuz, Kruzifix, Christus, Heiligen und Engeln. Die Werke Rainers eröffnen eine neue Sicht auf Zeugnisse der christlichen Tradition und blieben damit ein anhaltender Stimulus für den persönlichen Glauben, aber auch für die Kirche als Institution. 

„Mein Augenmerk galt primär seiner Kunst“, so Monika Leisch-Kiesl im Rückblick auf ihre Dissertation zum Oeuvre Arnulf Rainers.1 „Tage- (und Nächte-)lang mit ausgewählten Blättern konfrontiert zu sein, erschloss mir nicht nur die Eindringlichkeit seiner Arbeit sowie eine unermüdliche Beharrlichkeit im Umgang mit seinen Sujets, sondern auch eine große Behutsamkeit und letztlich Bescheidenheit gegenüber dem Fundus der abendländischen Überlieferung. Persönlich lernte ich ihn erst Jahre später näher kennen, als er mich bat, ihn bei der Erarbeitung der Arnulf Rainer Bibel beratend zu unterstützen. Ich erlebte ihn als einen letztlich sehr stillen Menschen – gesprochen hat er durch seine Kunst.“

Rektor Michael Fuchs zum Tod des international renommierten Ausnahmekünstlers: „Mit Arnulf Rainer verliert die Kunstwelt eine prägende Persönlichkeit, die wie kaum ein anderer die Auseinandersetzung mit Glauben und Existenz in die Sprache der Kunst übersetzt hat. Seine Werke öffnen Räume für Fragen, die über das Sichtbare hinausgehen. Die KU Linz ist dankbar, ihn als Ehrendoktor in ihrer Gemeinschaft zu wissen.“

22.12.2025/HE


1 Leisch-Kiesl, Monika, Verbergen und Entdecken. Arnulf Rainer im Diskurs von Moderne und Postmoderne, Wien: Passagen Verlag, 1996.