Theologin: Diakoninnenweihe wohl nicht so bald

Die katholische Theologin und Synodenberaterin Klara Csiszar erhofft sich von der römisch-katholischen Weltsynode nicht gleich große Reformen. „Wir werden im November keine Diakoninnen weihen“, sagte Csiszar im Vorfeld der Weltbischofssynode.

Csiszar dämpft damit, wie auch viele andere, die Erwartungen an die Beratungen. In Rom wird über ein neues Miteinander in der katholischen Kirche beraten. Neben neuen Methoden sollen in der einmonatigen Konferenz auch Themen diskutiert werden, die Änderungen in der katholischen Lehre mit sich bringen könnten.

Die römisch-katholische Theologin nimmt an der Synode von 4. bis 29. Oktober als eine von rund 60 theologischen Beraterinnen und Beratern teil, die die rund 360 stimmberechtigen Synodenteilnehmer mit ihrer Fachexpertise begleiten sollen. Generell beobachte sie in Europa „mehr Skepsis als Hoffnung“ gegenüber der Synode, hingegen sei „in Asien, Lateinamerika und Afrika die Euphorie und Freude sehr groß, dass die Weltkirche unterwegs ist“.

Gerade in Südamerika sei die Synode Thema zahlreicher Versammlungen und Vorträge. „Man freut sich, im Oktober zusammenzukommen und als Weltkirche die verschiedenen Glaubenserfahrungen kennenzulernen, die jetzt nicht mehr nur von Bischöfen in die Versammlung eingebracht werden, sondern auch von zahlreichen Nicht-Bischöfen.“

 

Hoffen auf mutige Vorschläge

Sie erhoffe sich von den Synodenmitgliedern unter anderem „mutige Vorschläge“ dafür, „wie wir als missionarische Kirche interessant für die Menschen bleiben können“, sagte sie im Vorfeld der Synode zur römisch-katholischen Nachrichtenagentur „kathpress“. Grundsätzlich dürfe man auch die wichtige Erfahrung des Zusammenkommens und des Zuhörens keinesfalls gering schätzen, so Csiszar.

„Das ist mühsam und braucht Geduld“, eröffne aber auch Dynamiken, sagte die lehrende Pastoraltheologin. Sie sehe derzeit keine andere Möglichkeit für eine Transformation im Sinne der gemeinsamen Erneuerung der Kirche. Wie getaufte Christinnen und Christen die Welt deuten und auch die Aufgabe der Kirche sehen, sei sehr unterschiedlich. „Wir wissen so wenig voneinander, aber sprechen sehr viel übereinander.“ Transformation beginne beim Zuhören, „wenn wir zuhören wollen“, so die Theologin.

 

„Sprachrohre ohne Besserwisserei“

Gut wird die Synodenversammlung aus Sicht Csiszars dann verlaufen, wenn die Delegierten „mutige Sprachrohre ohne Besserwisserei und Arroganz“ sind und „darüber erzählen, wo sie als Ortskirche stehen, und von ihren Vorstellungen berichten, was für eine gute Zukunft in der Wirklichkeit, aus der sie kommen, von Bedeutung wäre“. Auch sei wichtig mit Respekt und Interesse zuzuhören, so Csiszar.

Spannungen gelte es dabei auszuhalten und unterschiedliche Zugänge und Glaubenserfahrungen kennenzulernen, „aber immer im Vertrauen zueinander“, so die Theologin. „Ich hoffe, dass es gelingt, auf die Diversität der Kirche zu schauen, sie zu schätzen und diese auch in ihrer Schönheit sichtbar zu machen – und nicht im Kampf.“

 

Geografische Differenzen

Papst Franziskus habe die Kirche mit der Weltsynode überrascht. In dem mehrstufigen Prozess sei man schon auf Diözesanebene in etlichen Regionen mit Themen konfrontiert worden, über die man sonst nicht gesprochen habe: „Entscheidungsprozesse, die Frage der Macht, die Rolle der Frau. Menschen, die wir aus der Kirche ausschließen, die wir verurteilen und auch nicht selten als Kirche verletzen.“, darüber werde vielerorts nicht gesprochen, so Csiszar.

Auf die Rolle der Frau in der Kirche ist der Blick beispielsweise in Osteuropa anders als in Westeuropa, gab Csiszar zu bedenken. „Wenn ich etwas dazu sage, gibt es in Osteuropa großes Empören – und wenn ich zu dieser Frage dasselbe in Westeuropa sage, ist es nicht genug.“

 

„Prozess mit Open End“

Die in dem Prozess entstandenen Synthesen auf nationaler, aber auch kontinentaler Ebene seien wie eine „Momentaufnahme des Ist-Zustandes der Ortskirche“. Das nun vorliegende Arbeitspapier fasse die Inhalte gut zusammen und sei auch „ein mutiges Dokument“, so Csiszar. Die vielen aufgeworfenen Fragen würden nicht von vornherein beantwortet, „sondern es ist ein Prozess mit Open End“.

Von den stimmberechtigen Synodenmitgliedern erwarte sie sich entsprechend „mutige Vorschläge zum Beispiel, wie wir als missionarische Kirche interessant und wichtig für die Menschheit bleiben können, auch als Anwältin der Menschenwürde“, sagte die Theologin. Dazu gehöre, wie die Beteiligung der Frauen in der Kirche künftig erweitert werden könne. „Solche Vorschläge werden kommen“, so Csiszar.

red, religion.ORF.at/KAP

https://religion.orf.at/stories/3221353/