Synodenberaterin Csiszar: Keine "Ein-Mann-Show" mehr in Kirche
Rom/Wien, 15.10.2024 (KAP) Noch eineinhalb Wochen berät in Rom die Weltbischofssynode über eine synodalere Kirche. Unabhängig von den Ergebnissen sollten Gläubige in Österreich bereits jetzt versuchen, vor Ort synodales Handeln zu verwirklichen und aktiv Verantwortung für die Mitgestaltung der Kirche übernehmen, betont die Theologin und Synodenberaterin Klara Csiszar. "Jeder von uns, egal wo er in der Kirche steht, sollte die Botschaft dieser Synode für sich übersetzen", sagte die Theologie-Dekanin an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz im Interview für das Online-Portal der Erzdiözese Wien und Kathpress (Dienstag) in Rom. "Diese 'Ein-Mann-Show' oder 'Ein-Frau-Show'-Mentalität, die in einigen Strukturen der Kirche immer noch vorherrscht, muss aufgebrochen werden", so Csiszar.
Die Theologieprofessorin gab ein Beispiel aus ihrem beruflichen Umfeld: "Für mich persönlich bedeutet das, dass ich in meiner Rolle an der theologischen Fakultät die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren intensiviere und Verantwortung in einem gemeinsamen Prozess trage." In den Kirchengemeinden solle man sich fragen, ob wirklich alle vertreten sind und etwa auch Migranten, Menschen mit Behinderungen oder Jugendliche eine Stimme haben, so Csiszar. "Und wenn wir Lücken erkennen, dann sollten wir uns darum bemühen, sie zu füllen und unbequem zu werden, um tatsächlich synodales Handeln zu verwirklichen."
Laien würden in der Kirche immer mehr Verantwortung übernehmen und so daran erinnern, "dass jeder von uns durch die Taufe berufen ist, die Kirche aktiv mitzugestalten", betonte Csiszar an anderer Stelle des Gesprächs. "Wir können nicht mehr nur von geweihten Personen erwarten, dass sie alles für uns regeln. Synodalität bedeutet, dass wir alle, unabhängig von unserem Stand, Verantwortung übernehmen."
In der "immer präsenten, aber oft missverstandenen" Frage des Amtes und der Rolle der Frau in der Kirche brauche es aktuell keine weiteren theologischen Argumente, "sondern vielmehr einen größeren Rahmen", wies Csiszar hin. "Wir werden in den nächsten Wochen keine Diakonissen weihen, aber das heißt nicht, dass das Thema vom Tisch ist." Es gehe darum, Frauen in Leitungspositionen zu bringen und sie sichtbarer zu machen. "Dies erfordert Geduld und Mut, um das Amt in der Tiefe zu überdenken und Frauen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen."
"Achterbahn der Hoffnung"
Die Pastoraltheologin gehört bei der am 2. Oktober begonnenen Synodenversammlung im Vatikan dem Kreis theologischen Beraterinnen und Berater an. Die vergangenen Tage in und um die Synodenaula beschrieb sie im Interview als "Achterbahn der Hoffnung". "Es ist nicht leicht, all diese unterschiedlichen Stimmen und Perspektiven zu hören und dabei stets die Frage im Kopf zu haben: Wohin führt uns dieser Weg?", so die Expertin.
Nach zwei Wochen spüre man auch den Druck. Manche in der Synodenversammlung wollten große und schnelle Reformen in der Kirche, andere wiederum klammerten sich an alte Vorstellungen und wollten keine Änderungen. "Doch ich habe den Eindruck, dass sich eine 'kluge Mitte' herauskristallisiert, die sagt: 'Lasst uns zusammenkommen und den gemeinsamen Weg gehen'", berichtete Csiszar.
Dies brauche "Zeit, Geduld und Mut". Die "wachsende" Gruppe in der Mitte fungiere oft als Mediator und kanalisiere Spannungen, "was dabei hilft, Brücken zu bauen und Bubbles zu überwinden", so die Theologin. Hoffnung schöpfe sie aus der großen Hingabe der bei der Synode engagierten Menschen. "Viele sind bereit, mutig neue Wege für die Kirche zu suchen. Das zeigt mir, dass trotz aller Unterschiede ein starkes gemeinsames Fundament vorhanden ist."
Positiv wirken sich laut Csiszar auch Veranstaltungen im Vorfeld des Synodentreffens aus, wie ein Workshop, bei dem sich Ende August zahlreiche europäische Synoden-Teilnehmende in Linz intensiv mit dem Arbeitspapier der Synode auseinandergesetzt hatten. Dies habe Vertrauen vertieft und wirke sich auch in Rom auf die Zusammenarbeit aus, so Csiszar: "Man geht aufeinander zu und spricht offen miteinander, selbst wenn man in bestimmten Themen anderer Meinung ist."
Synodale Prozesse fortsetzen
Als "Herzstück" und Basis der Arbeit der Synode bezeichnete Csiszar den Glaubenssinn des Volkes Gottes ("sensus fidei"). "Es geht darum, auf die Gläubigen zu hören und ihre Wahrnehmungen zu respektieren." Angesichts der deutlichen Unterschiede der Bedürfnisse, kulturellen Kontexte und damit auch Positionen in der Weltkirche, erfordere dies eine enorme Anpassungsfähigkeit.
Insgesamt hofft die Theologin sehr, dass die Synode nicht auf Rom beschränkt bleibt, sondern in den Ortskirchen weitergeht. "Ich erwarte, dass wir die synodalen Prozesse verstärken, indem wir sie auf kontinentaler Ebene und auf der Ebene der Bischofskonferenzen fortsetzen", sagte Csiszar. "Es gibt eine logische Folge, die besagt, dass die Entscheidungen auf den Kontinenten und in den Bischofskonferenzen verankert werden sollten, bevor sie in die Ortskirchen getragen werden. Das stärkt die Kirche und gibt den Gläubigen weltweit das Gefühl, dass ihre Perspektiven gehört und berücksichtigt werden."
(Interview auf dem Online-Portal der Erzdiözese Wien: www.erzdioezese-wien.at/site/nachrichtenmagazin/schwerpunkt/bischofssynodezursynodale/article/123921.html)
Link: Synodenberaterin Csiszar: Keine "Ein-Mann-Show" mehr in Kirche (kathpress.at)