Am Boden bleiben. Urbane Gartenbewegungen als zivilgesellschaftliche Antwort auf das moderne Fortschrittsdenken?

Mit der voranschreitenden Industrialisierung und Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt scheint das Bedürfnis vieler Menschen nach mehr Nähe zur Natur größer zu werden. Sie wird nicht nur außerhalb der Stadt „besucht“, sondern zunehmend bewusst in die Stadt und den Alltag herein geholt. Besonders im Bereich der Ernährung kann die Abhängigkeit von und die Verbindung mit der Natur erfahren werden. Initiativen wie urban gardening und urban farming sowie das Phänomen des guerillagardening bieten die Möglichkeit, sich wieder neu zu „erden“ und in Kontakt mit den elementaren Lebensgrundlagen zu kommen. In Ansätzen entsteht so eine Form städtischen Lebensraumes, in dem Pflanzen und Tiere nicht verdrängt werden, sondern bewusst einen gemeinsamen Platz mit den Menschen bekommen. Implizit thematisieren und kritisieren urbane Gartenbewegungen damit auch gesellschaftliche Entwicklungen. Nicht Funktionalität und Effizienz sind hier ausschlaggebend, sondern die gemeinsame Arbeit im Rhythmus der Natur. Kann ein so gestalteter urbaner Raum zu einem Modell für den Umgang des Menschen mit der Schöpfung insgesamt werden?