Tanzen in der Krise

Überlegungen zu Melancholie und Freude unserer Zeit

Vortrag von Isabella Guanzini mit Tanzelementen von Dagmar Nöst

 

2.2.2023, 19:00-20:30

Minoritenzentrum, Graz

Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren
(Pina Bausch)

 

Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Lebensfreude in den Gemälden von Henri Matisse durch den Tanz dargestellt wird.

Vor allem zeitgenössischer Tanz vermischt Codes, sprengt Grenzen und inszeniert nicht-traditionelle Räume. Schließlich hinterfragt er den Tanz selbst, das Medium, das er benutzt, nämlich den Körper, der zu einem Symbol für unsere Krisen-Zeit werden kann: Der gegenwärtige Körper – infiziert, gedemütigt, isoliert, vom Krieg betroffen, erhitzt, aber auch aufgefordert, sich neue Formen der Solidarität und Nähe zu suchen – ist aufgerufen, ein Raum des Widerstands, der Verbundenheit und einer neuen Möglichkeit der Freude zu werden. Beim Tanzen finden Gestik, Schrift und Sprache im Körper zusammen, um alternative Gestalten des Geistes aufzuzeigen, die in der Lage sind, der schwerer und undurchsichtiger gewordenen Welt jene tiefgehende Leichtigkeit zu verleihen, die mit der innersten Erfahrung der Seele in Berührung kommt.
Im Tanz offenbart der Körper auf besondere Weise die Verflechtung und das Ineinandergreifen vielfältiger Erfahrungen und Empfindungen. Diese setzen die Schönheit und Kontingenz auf der Bühne in Szene, die alle Lebensformen betrifft. Man kann sich sogar fragen, ob sich aus dem Tanz eine theologische Resonanz ergeben kann, ob das Heilige durch den Tanz erfahren werden kann, wie dies auch biblisch in Bezug auf das Feiern von Festen oder den Jubel über die Befreiung aus der Knechtschaft (vgl. Ex 15,20) immer wieder anklingt. Kann der Tanz dazu beitragen, dass wir wiedergeboren werden, dass wir aus der Zeit der Trostlosigkeit, Isolation, Verwüstung und Gewalt herausfinden?

Soziokulturelle und theologische Überlegungen von Isabella Guanzini arrangiert mit Tanz-Elementen der Tänzerin und Ausdruckspädagogin Dagmar Nöst.

 

Referentinnen:
Univ.-Prof.in DDr.in Isabella Guanzini, Professorin für Fundamentaltheologie an der KU Linz. Studium der Philosophie und Theologie in Mailand, 2013 bis 2016 wissenschaftliche Managerin der interdisziplinären Forschungsplattform "Religion and Transformation in Contemporary Society" der Universität Wien. 2016 bis 2019 Universitätsprofessorin für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der KFU Graz. Tanzausbildung. Publikationenu.a. „Zärtlichkeit. Eine Philosophie der sanften Macht“, C.H. Beck, 2019; Filosofia della gioia. Una cura per le malinconie del presente, Milano: Ponte alle Grazie 2021. 

Dagmar Nöst, Ausbildung zur Tanz- und Ausdruckspädagogin bei Veronika Fritsch in Graz, Tanztheater (Tänzerin), 2017 bis 2020 Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Hochschule und an der Katholisch-Pädagogischen Hochschule in Graz, selbstständige Tanzpädagogin, Geschäftsführerin BeGS.

 

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