Berufung als Subjektwerdung. Biblisch - theologische Perspektiven im säkularen Kontext
Der Begriff der Berufung gehört zum festen Bestandteil christlicher Lebenspraxis. Er deutet die Einsicht an, dass Lebensformen und Aufgaben aus der Perspektive des christlichen Glaubens über funktionale Eignung und professionelle Ausbildung hinaus einen tieferen und die ganze Existenz fordernden Sinn haben können. Aktuell ist dieser Begriff in kirchlichen und theologischen Kreisen jedoch weitreichenden Anfragen ausgesetzt. So wird das Verständnis von Berufung vielfach elitär konnotiert und auf einen „Stand der Vollkommenheit“ eingeschränkt. Ist also Berufung eine exklusive Kategorie, die feudale Standesstrukturen und kirchlich-männerbündische Machtansprüche perpetuiert? Und weiter: Werden mit dem Berufungsgedanken heteronome Maßstäbe von gelungenem Leben an Menschen herangetragen und als normativ erklärt, die dem Freiheitsvollzug von Menschen widersprechen? Begünstigt ein solches Berufungsverständnis missbräuchliche Strukturen und Beziehungen? Schließlich werden durch den Berufungsgedanken theologische Fragen aufgeworfen: Impliziert „Berufung“ eine besondere, einem Individuum geltende Willenskundgebung Gottes? Wie lässt sich von einer Offenbarung des göttlichen Willens verantwortet sprechen? Wie könnte die Erkenntnis einer solchen Willensoffenbarung theologisch verstanden werden? Im ersten Teil der Tagung steht deshalb die Frage nach der Möglichkeit einer besonderen, individuellen Mitteilung Gottes sowie deren Erkenntnis im Mittelpunkt. Im zweiten Teil geht es um die biografisch-individuelle Dimension von Berufung. Der dritte Teil zielt auf die gemeinschaftlich-ekklesiologische Dimension von Berufung: Welche Rolle spielt dabei die Kirche? Und schließlich geht es um den aktuellen gesellschaftlichen Kontext von Berufung. So verbindet die Tagung biblische, fundamental-theologische, ekklesiologische, pastoraltheologische, ökumenische und soziologische Perspektiven, um ein existenziell relevantes theologisches Nachdenken über den Berufungsbegriff zu fördern.
Prof. Dr. Alexander Löffler SJ, Prof. Dr. Klaus Vechtel SJ, Prof. Dr. Tobias Specker SJ
Die Teilnahme an den Vorträgen ist unentgeltlich. Mahlzeiten können auf eigene Kosten in der Mensa eingenommen werden. Zur organisatorischen Vorbereitung der Tagung bitten wir alle Gäste, Hochschulangehörigen und Studierenden um eine formlose Anmeldung unter: grillmeier-institut[at]sankt-georgen.de
Aktuelle Informationen finden sich auf der Homepage des Instituts: www.sankt-georgen.de/institute/alois-kardinal-grillmeier-institut.