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König Salomo in Barock und Moderne

„König Salomo in Barock und Moderne. Ein interdisziplinäres Kaleidoskop“ lautete der Titel einer internationalen Fachtagung, die von 18. bis 20. Mai 2016 an der Katholischen Privat-Universität Linz stattfand. Prof. Susanne Gillmayr-Bucher und Dr. Elisabeth Birnbaum luden im Rahmen ihres vom FWF finanzierten Forschungsprojektes: „König, Liebhaber, Weiser und Skeptiker: Rezeptionen Salomos“ Wissenschaftler_innen aus Theologie, Germanistik, Kunstwissenschaft, Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft und Geschichtwissenschaft dazu ein, der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte des facettenreichen und vielschichtigen biblischen Königs auf den Grund zu gehen. 

Schon im Eröffnungsvortrag wies Birnbaum auf die Vielfalt sowohl der Quellen hin – neben der Bibel sind dies auch der Koran sowie jüdische, christliche und islamische Legenden –, die eine Vielfalt an Motiven und Charakterisierungen Salomos zur Folge hatten. In Barock und Moderne wurde diese Vielfalt in einer Vielzahl an künstlerischen Genres von Literatur bis Musik, von Malerei bis Film aufgenommen und kreativ verarbeitet. Bei der Tagung standen die Epochen Barock und Moderne im Blickpunkt. Der erste Tag, der dem Barock gewidmet war, befasste sich am Vormittag  mit der Darstellung Salomos als „Ikone“ und Vorbild für Machthaber. Silke Leopold zeigte, dass G.F. Händel sein Oratorium „Solomon“ weniger als Hommage an den regierenden Georg II., sondern als Utopie einer guten Herrschaft verstanden hatte. Klaus Koenen betonte die häufige Darstellung des „Salomonischen Urteils“ in öffentlichen Gebäuden als Identifikationspotential, aber auch als mahnendes Vorbild für Regenten. Der Vortrag von Dieter A. Binder beleuchtete die wichtige Rolle von Salomos Tempel für die Freimaurer, die im frühen 18. Jahrhundert zu einer gesellschaftlichen Größe wurden. 

„Salomo in Herrschaftsdiskursen“ lautete der Schwerpunkt des Nachmittags. Sabine Griese unternahm einen Ausflug ins Mittelalter und die frühe Neuzeit und beschrieb die Markolf-Tradition, die in der Gestalt des unkultivierten Rüpels Markolf Salomo einen unweisen weisen Gegenspieler zur Seite stellt. Herbert Seifert zeigte, wie sich die Thronfolgefragen des Herrscherhauses in den Sujets der Oratorienaufführungen im Wien des frühen 18. Jh. spiegelten. Und Kai Bremer beleuchtete die Rolle des „vernünftigen Urteils“ Salomos in katholischen und protestantischen Dramen des Barock.

Der Freitag stand ganz im Zeichen der Moderne. Der Vormittag befasste sich mit Salomo im Kontext der Orientbegeisterung des 19. Jahrhunderts. Martin O’Kane zeigte die breite Rezeption Salomos im orientalischen Kontext, aber auch die Rezeption Salomos als orientalischer Herrscher durch europäische Kunstschaffende. Anita Mayer-Hirzberger wies die Verflechtung von Wissenschaft, Kunst und Zeitgeschichte am Beispiel von Goldmarks Erfolgsoper „Die Königin von Saba“ auf, in der einerseits archäologische Erkenntnisse in die Bühnenbildgestaltung einflossen, andererseits aber antisemitische Vorbehalte die Bewertung der musikalischen Güte des Werkes bestimmten. Reinhold Zwick schließlich befasste sich mit Salomo im Monumentalfilm der Fünfziger-Jahre des 20. Jh., der den biblischen Stoff nicht zuletzt dazu verwendete, um erotische und gewalttätige Szenen ohne Einspruch der Zensur aufnehmen zu können.

Der Nachmittag setzte den Schwerpunkt auf Parodisierung und Visualisierung des Salomo-Sujets. Susanne Gillmayr-Bucher zeigte das satirische Potential der Salomo-Figur in moderner Lyrik, das die Autorität des biblischen Königs relativiert oder sogar dekonstruiert.  Monika Czekanowska-Gutman, die sich mit Salomo in moderner christlicher und jüdischer Kunst befasste, wies auf Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der Traditionen hin.

In einer rege geführten Zusammenschau konnten die Ergebnisse des interdisziplinären Austausches fruchtbar gemacht werden. 

Zum Abschluss der Tagung kam Salomo selbst auch zu Wort: Der Schauspieler Matthias Hack, sowie Thomas Vogler (Akkordeon), Elisabeth Birnbaum (Gesang) und Susanne Gillmayr-Bucher (Moderation) brachten ausgewählte Ausschnitte aus Literatur und Musik zu Gehör.

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Ausgewählte Beiträge der Tagung sind in der Zeitschrift "Die Bibel in der Kunst /Bible in the Arts" publiziert.