Lukas Kaelin
SE / SE-M Bereichsethische Fragestellungen: Ethik und Psychoanalyse
Kurzbeschreibung
Dieses Seminar setzt die Überlegungen zum Verhältnis von Ethik und Psychoanalyse fort, die im Seminar im Sommersemester 2024 thematisiert worden sind (jenes Seminar ist jedoch keine Voraussetzung).Während das vergangene Seminar sich der ethischen Frage (mit Kant gesprochen) „was soll ich tun?“ widmete, wird dieses Seminar verstärkt der Frage „was ist der Mensch?“ in den Fokus nehmen. Es wird danach gefragt, was der Mensch (oder das Ich, das Selbst oder das Subjekt) „ist“ angesichts psychologischer und psychoanalytischer Überlegungen und was die Konsequenzen für ethische Theorien ist.Dafür wird ein theoretischer Weg beschritten, der von Nietzsche über Freud bis zu Lacan reicht. Jedem dieser Autoren wird (in diesem geblockten Seminar) ein langer Nachmittag gewidmet. Folgender Ablauf ist für das Seminar geplant:• 7.3.2025 11.15–14 Uhr: Einführung ins Thema.• 9.5.2025 11.15–17 Uhr: Nietzsche: Zur Genealogie der Moral, Zweite Abhandlung.• 23.5.2025 11.15–17 Uhr: Freud: Jenseits des Lustprinzips.• 6.6.2025 11.15–17 Uhr: Lacan: Das Ich in der Theorie Freuds …, Auswahl.
Lernergebnisse
Ziel der Lehrveranstaltung ist es, ein Verständnis für die theoretischen und praktischen Anfragen der Psychoanalyse an die Ethik zu gewinnen und das Verhältnis zwischen Ethik und Psychoanalyse angemessen reflektieren zu können.
Literatur
- Nietzsche, Friedrich: Zur Genealogie der Moral, Kritische Studienausgabe, hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Band 5, München: dtv, 1999, S. 245–412.
- Freud, Sigmund: Jenseits des Lustprinzips, Gesammelte Werke, Band XIII, Fischer: Frankfurt 1999, S. 3–69.
- Lacan, Jacques: Das Ich in der Theorie Freuds und in der Technik der Psychoanalyse. Das Seminar, Buch II, Wien: Turia + Kant, 2015.
Hinweise zu Prüfungs-/Beurteilungsmodalitäten
• „Pat:innenschaft“: Verantwortlichkeit für einen Text, Impulsvortrag und Moderation• „Posts“: Postings (Frage, Kritik, Bemerkung) im Forum in Moodle als Textreflexion.• Anwesenheit und Mitarbeit: Aktive Mitarbeit in den Seminarsitzungen. Anwesenheitspflicht.• Ein Essay von 3 Seiten.
Archiv
Wintersemester 2024/25
VL+L Ethik
Kurzbeschreibung
Was sollen wir tun? Was ist das richtige Handeln, und wie kann es begründet werden? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Ethik. In der abendländischen Philosophiegeschichte wurden nicht nur unterschiedliche Antworten auf diese Fragen gegeben, sondern selbst die Frage unterschiedlich gestellt. Diese Vorlesung führt in die wichtigsten Fragestellungen der Ethik und die bedeutendsten ethischen Theorien anhand von Fallbeispielen und -geschichten ein.Die Vorlesung besteht aus drei Teilen: In einem ersten Teil wird erörtert, mit welcher Art Fragen und Antworten wir es in der Ethik zu tun haben. Der zweite Teil widmet sich den ethischen Theorien der Tugendethik (Aristoteles), deontologischen Ethik (Immanuel Kant) und dem Utilitarismus (John Stuart Mill). Diese werden dargestellt und kritisch gewürdigt. Der dritte Teil schließlich reflektiert (mit Friedrich Nietzsche und Theodor W.Adorno) die Aussagekraft und Paradoxien ethischer Theorien und Entscheidungssituationen.
Lernergebnisse
Studierende sollten am Ende der Vorlesung mit den zentralen ethischen Theorien vertraut sein, deren Stärken und Schwächen kennen und die Fähigkeit erlangt haben, ethische Fragen nach den Überlegungen der jeweiligen Theorie zu beantworten. Zudem sollten Studierende die Fähigkeit haben, ethische Fragen erkennen und systematisieren zu können und ethische Paradoxien analysieren zu lernen.
Literatur
- Adorno, Theodor W.: Probleme der Moralphilosophie, Frankfurt: Suhrkamp, 2010.
- Aristoteles: Nikomachische Ethik, übersetzt aus dem Griechischen von Ursula Wolf, Reinbek: Rowohlt, 2006.
- Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Werkausgabe Bd. VII), Frankfurt: Suhrkamp, 1974.
- Mill, John Stuart: Der Utilitarismus, übersetzt aus dem Englischen von Dieter Birnbacher, Stuttgart: Reclam, 1985.
- Nietzsche, Friedrich: Zur Genealogie der Moral (in Kritische Studienausgabe V), Berlin: de Gruyter, 1980.
Hinweise zu Prüfungs-/Beurteilungsmodalitäten
Gegenstand der Prüfung ist die Vorlesung.Jene Studierende, die die zwei Zusatzcredits des Lektüredeputats benötigen, müssen dafür die drei auf Moodle zur Verfügung gestellten Texte von Aristoteles, Kant und Mill lesen.Die Prüfung findet mündlich statt.
Sommersemester 2024
PS Lektürekurs Philosophie - Sozialethische Fragen der Digitalisierung
Kurzbeschreibung
Der Lektürekurs widmet sich den sozialethischen Fragen der Digitalisierung mittels der Lektüre der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates „Mensch und Maschine“, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.
Mit der kritischen Lektüre dieser Stellungnahme wird ein Überblick über die unterschiedlichen gesellschaftlichen Aspekte der Digitalisierung und die sozialethischen Herausforderungen gegeben.
Im Vorfeld der Seminarsitzungen sind Abschnitte der Stellungnahme zu lesen und mit Postings zu kommentieren. In den Seminarsitzungen werden diese Abschnitte diskutiert und auf ihre sozialethischen Fragestelllungen untersucht.
Lernergebnisse
Ziel der Lehrveranstaltung ist
* (1) eine begriffliche Klärung des Verhältnisses von „Mensch und Maschine“,
* (2) eine Übersicht über die sozialethischen Fragen der Digitalisierung in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereiche und
* (3) eine kritische Diskussion der Stellungnahmen und der darin vorgebrachten Überlegungen und Empfehlungen.
Literatur
* Deutscher Ethikrat: Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz, Stellungnahme, Berlin 2023 (siehe hier).
Hinweise zu Prüfungs-/Beurteilungsmodalitäten
Um die Lehrveranstaltung erfolgreich zu absolvieren, müssen Studierende zu den diskutierten Texten kurze Postings verfassen, für einen der diskutierten Texte zuständig sein („Paten-schaft“) und zwei kurze Essays schreiben.
VL+L Philosophie der Gegenwart - Ethik der Digitalisierung
Kurzbeschreibung
Die Vorlesung „Ethik der Digitalisierung“ beschäftigt sich mit den ethischen Herausforderungen der digitalen Transformation der Gesellschaft. Mit der Digitalisierung, d.h. der Umwandlung von analogen in digitale Signale, gehen umfassende gesellschaftliche Veränderungen einher, die ethische Fragen mit sich bringen.
Der Umgang mit großen Daten Mengen (Big Data), die algorithmische Organisation dieser Daten und die Rolle der künstlichen Intelligenz wirft (sozial-)ethische Fragen auf. Mit der durch die Herrschaft über persönliche Daten gegebenen Möglichkeit von Überwachung und Manipulation wird nicht nur die Frage nach der Privatsphäre neu gestellt, sondern der Autonomiebegriff ist in diesem Kontext neu zu erläutern. Mit der digitalen Transformation der Öffentlichkeit verändern sich außerdem die Parameter der deliberativen Demokratie.
Diese und weitere Aspekte der Digitalisierung werden in der Vorlesung erörtert. Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Fragestellung der Ethik der Digitalisierung.
Lernergebnisse
Das Ziel der Vorlesung ist es, einen Überblick über ethischen Fragen der Digitalisierung zu vermitteln, begriffliche Klarheit über das Phänomen der Digitalisierung in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereichen zu gewinnen und diese ethischen Fragen zu diskutieren.
Literatur
-
Hinweise zu Prüfungs-/Beurteilungsmodalitäten
Mündliche Prüfung
SE / SE-M Spezielle Fragen der Ethik - Ethik und Psychoanalyse
Kurzbeschreibung
Die Theorie und Praxis der Psychoanalyse stellt die Ethik vor bedeutende Herausforderungen. In der medizinischen Ethik fordert die psychoanalytische Praxis herrschende Verständnisse von Autonomie (bzw. informierte Zustimmung) insofern heraus, als der psychoanalytische Prozess wesentlich unbewusste Dynamiken zum Gegenstand hat, welche dem Analysanden ver-borgen sind. Das wirft auf mehreren Ebenen Fragen bezüglich des für die medizinische Ethik zentralen Autonomiebegriffs auf. In der allgemeinen Ethik stellt die psychoanalytische Theorie Anfragen an die individuelle und gattungsgeschichtliche Genese der Moral. Überlegungen zur Entwicklung einer moralischen Instanz im Individuum stehen in einem spannungsreichen Verhältnis zur ethischen Theoriebildung.
Das Seminar hat dieses spannungsreiche Verhältnis zwischen Ethik und Psychoanalyse zum Thema. Das Seminar wird als Blockveranstaltungen an einigen Freitagen (siehe Termine) durchgeführt, an welchen ausgewählte Texte zu Ethik und Psychoanalyse diskutiert werden.
Lernergebnisse
Ziel der Lehrveranstaltung ist es, ein Verständnis für die theoretischen und praktischen Anfragen der Psychoanalyse an die Ethik zu gewinnen, und das Verhältnis zwischen Ethik und Psy-choanalyse angemessen reflektieren zu können.
Literatur
* Freud, Sigmund: Totem und Tabu (Gesammelte Werke IX), Frankfurt: Fischer 1999.
* Freud, Sigmund: Das ökonomische Prinzip des Masochismus, in: Gesammelte Werke XIII, Frankfurt: Fischer 1999, S. 369–383.
* Lacan, Jacques: Die Ethik der Psychoanalyse. Das Seminar, Buch VII, Wien: Turia + Kant, 2016.
Hinweise zu Prüfungs-/Beurteilungsmodalitäten
Um die Lehrveranstaltung erfolgreich zu absolvieren, müssen Studierende zu den diskutierten Texten kurze Postings verfassen, für einen der diskutierten Texte zuständig sein („Paten-schaft“) und zwei kurze Essays schreiben.
Sommersemester 2023
VL+L Themen der Praktischen Philosophie: Kritische Theorie
Die Kritische Theorie ist eine philosophische Strömung, die seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kritische Gesellschaftstheorie betreibt. Die Vorlesung widmet sich in der ersten Hälfte den klassisch gewordenen Texten der ersten Generation der Kritischen Theorie um Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse und Erich Fromm. Dabei steht die sprichwörtlich gewordene „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno im Vordergrund, die auf die Ambivalenzen der geschichtlichen Entwicklung der Moderne hinweist. Diskutiert werden sowohl die grundlegenden Überlegungen, die bei der Homerischen Odyssee ihren Ausgangspunkt nehmen, als auch ihre Analyse der Kultur („Kulturindustrie“). In einem zweiten Teil wird der Transformation der Kritischen Theorie nachgegangen und die Frage nach ihrer Aktualität gestellt.
VL+L Postcolonial Studies interdisziplinär: Theologie – Philosophie – Kunstwissenschaft
Postcolonial Studies untersuchen Prozesse der Kolonialisierung, die noch nicht abgeschlossenen Prozesse der Dekolonisierung, Neokolonialismus und Rekolonisierungstendenzen: Hierbei werden nicht nur die militärische Besetzung und ökonomische Ausplünderung geografischer Territorien analysiert; gleichermaßen stehen auch die komplexen Verknüpfungen von Wissensproduktion, Macht und die Ausübung von epistemischer Gewalt im Fokus. Die interdisziplinäre, von Lukas Kaelin, Katja Winkler und Julia Allerstorfer-Hertel konzipierte Vorlesung nimmt postkoloniale Ansätze und Theorienbildungen in den Disziplinen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft in den Blick. Neben Einführungs-, Lektüre- und Diskussionseinheiten finden 5 Vorträge und eine Podiumsdiskussion statt, die fundierte Einblicke in unterschiedliche Themengebiete und die jeweiligen fachspezifischen Diskurse geben.