Die schöne Wienerin – Gewand und Stadt
Die Reihe stoffwechsel. Mode zwischen Globalisierung und Transkulturalität an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz hat am Mittwoch, dem 22. April 2015 wieder in gewohnt anregendem Rahmen stattgefunden. Diesmal wurde der Vortrag jedoch als Gespräch geführt und neben Theorien zu Mode und Tradition auch von viel anschaulichem Bildmaterial, sowie unterhaltsamen Anekdoten aus dem Leben der Modemacherin und ihres Partners begleitet.
Susanne Bisovsky und Joseph Gerger waren zu einem Vortrag über ihr Label SUSANNE BISOVSKY geladen, mit dem die Modemacherin weltweit im Haute Couture sowie im Prêt-à-porter Bereich ein bekannter Name ist. Die beiden sind Partner, im Beruflichen wie auch im Privaten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass - trotz des krankheitsbedingten Ausfalls Susanne Bisovskys - Joseph Gerger den versammelten ZuhörerInnen mehr als nur einen kleinen Einblick in die kreativen Triebkräfte und theoretische Gedankenwelten hinter SUSANNE BISOVSKY gegeben konnte.
Susanne Bisovsky entwarf nach ihrem Studium unter Vivienne Westwood bei internationalen Modehäusern wie J.Ch.Castelbajac, Helmut Lang und Kathleen Madden. Mit ihrem eigenen Label will sie aber dezidiert andere Wege als jene der großen Modeunternehmen gehen. Sie verschließt sich bei ihren künstlerischen Kreationen der Schnelllebigkeit und dem Zwang zur Produktion. So kann bei ihrem Label stets nur von „aktuellen Kollektionen“ gesprochen werden. Ihre Entwürfe verwehren sich gezielt einer der Mode inhärenten Flüchtigkeit.
Dies geschieht gleich auf mehreren Ebenen: Einerseits entwirft Susanne Bisovsky nicht für Saisonen und präsentiert daher auch nicht auf Messen. Repräsentativ kann dafür auch die Everlasting Collection gesehen werden. Auszüge der Kollektion wurden von Museen wie dem MoMA NY und dem MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst gesammelt. Andererseits verbindet sie inhaltlich in ihren kunstreichen Entwürfen historische Details und traditionelles Handwerk mit zeitlich schwer einzuordnenden Designs und Settings. Es ist ihr dabei wichtig, das Besondere zu entdecken und zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen lassen zu können. Dafür verwendet sie angefangen von Mustern türkischer Plastiktüten bis hin zu Petit Point Stickereien viele Inspirationsquellen.
Es ist eine besondere Qualität Susanne Bisovskys, diese kleinen „Augenblicken“, die von anderen Personen in ihrem schnelllebigen und weitschweifenden Blicken oft übersehen werden, zu einer einzigartigen Idee zusammenfließen zu lassen. Die vermehrte Verwendung von traditionellen Stilelementen und Handwerkskünsten führten dazu, dass ihre Kollektion in der allgemeinen Rezeption oft unter der Rubrik moderner Trachten fällt. Dabei scheint ihr Anliegen gar nicht unbedingt das Aufleben der Tradition oder auch der damit oft in Verbindung gebrachten Trachtenmode per se zu sein, sondern die Erschaffung eines Bildes, in dem langlebige Tradition mit interessanten Oberflächen auf gesellschaftliche Vergänglichkeit sowie schnelllebige Mode trifft.
Unter diesen Aspekten arbeitet Susanne Bisovsky momentan auch an einem Bild der Schönen Wienerin. Dies bedeutet die Kreation der Bewohnerin einer Metropole, in welcher gegebener Maßen langlebige Tradition und schnelllebige Mode aufeinandertreffen. Präsentiert wird die Schöne Wienerin im September dieses Jahres im Hotel am Brillantengrund.
Anna Maria Brunnhofer
24.4.2015/he