AKT – ANATOMIE – UNCANNY. Sommersemester 2018

Öffentliche Vorträge zum Körper in Kunst und Technik am Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien.

Im Rahmen des von Ilaria Hoppe und Maximilian Lehner im Sommersemester 2018 gehaltenen Seminars "Akt - Anatomie - Uncanny. Vom Ein-Geschlechter-Modell bis zum Posthumanismus" finden am Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien zwei öffentliche Vorträge zum Thema Körper in Kunst und Technik statt. 

Aus der Seminarbeschreibung

Das Seminar geht den engen Beziehungen zwischen Körper, Macht und Ästhetik nach. Mit Blick auf unterschiedliche Epochen von der Antike bis zum Posthumanismus zeigt sich die Wandelbarkeit der Vorstellungen vom menschlichen Körper immer auch in seinen Bildern, die entweder der Festschreibung normativer Modelle dienen oder gerade im Gegenteil deren Konstruiertheit vor Augen führen.

Im Seminar "Akt - Anatomie - Uncanny. Vom Ein-Geschlechter-Modell bis zum Posthumanismus" sollen diese unterschiedlichen Positionen anhand von Texten und Bildern diskutiert werden sowie ihre Abhängigkeit von und Wechselbeziehung mit kunsttheoretischen, medizinischen und gesellschaftspolitischen Diskursen.

Flyer Öffentliche Vorträge AKT - ANATOMIE - UNCANNY

7. Mai 2018, 18.00-20.00 Uhr, Hörsaal 1

Ann-Cathrin Drews (Humboldt-Universität zu Berlin)

Figuren der Moderne und Postrepräsentation. Zur Rezeption der Gemälde Manets und Fromangers bei Michel Foucault

Neben seinen Äußerungen zu Werken Boschs, Breughels, Goyas oder Frans Hals’ im Kontext von Wahnsinn und Gesellschaft (1961), dem bekannten Kapitel zu Velasquez’ Las Meninas in Die Ordnung der Dinge (1966), seinem Vortrag Die Malerei von Manet (1971) oder dem Text Dies ist keine Pfeife (1973) zu Magritte hat Michel Foucault auch einigen zeitgenössischen Künstlern kürzere Texte gewidmet wie Paul Rebeyrolle oder Gérard Fromanger.

Foucaults Betrachtungen von Gemälden sind zum einen in seine Untersuchungen der historisch wechselnden Ordnungen des Wissens eingebettet. Zugleich folgt Foucault kunsthistorischen Achsen und widmet sich immer wieder dem Verhältnis von Figur und Grund. In dem Vortrag soll anhand einiger Werkbeispiele Édouard Manets und Gérard Fromangers betrachtet werden, inwiefern die bildnerische Repräsentation der Figur in ihrem Umfeld, oder der Blick auf den Körper in seiner Umgebung, Charakteristika der Foucaultschen Episteme und Figuren der Moderne und Postrepräsentation vorstellt.

Zur Vortragenden

Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Ästhetik in London und Karlsruhe ist Ann-Cathrin Drews M.A. seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin und schließt aktuell ebenda ihr Dissertationsprojekt zur Rolle des Kynikers in Michel Foucaults Schriften zur Kunst ab.

Darüber hinaus ist eine Edition zu Michel Foucaults Schriften zur Kunst- und Bildgeschichte in Arbeit, weitere Forschungsthemen sind Kunst im Paris der Nachkriegszeit und der Figuration narrative. Sie ist Herausgeberin (zus. mit Katharina D. Martin) von Innen-Außen-Anders. Körper im Werk von Gilles Deleuze und Michel Foucault (Bielefeld 2017) und Mitherausgeberin der Revue Regards croisés. Deutsch-französische Zeitschrift zur Kunstgeschichte und Ästhetik.

Weiter Informationen zu Ann-Cathrin Drews finden sich hier

28. Mai 2018, 18.00-20.00 Uhr, Hörsaal 1

Janina Loh (Universität Wien)

Wider die Utopie einer umfassenden Kontrolle - Kritische Überlegungen zum Transhumanismus und technologischen Posthumanismus

Trans- und Posthumanismus sind zwei heterogene Bewegungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts, die Diskurse aus Philosophie, Sozial- und Kulturwissenschaften, Informatik und KI-Forschung vereinen und sich an der Grenze von philosophischer Anthropologie und Technikphilosophie verorten lassen. Ihre Vertreter*innen begreifen sich in einerseits der technologischen Weiterführung des, andererseits in kritischer Distanz zum Humanismus. Der Transhumanismus will den Menschen weiterentwickeln, optimieren, modifizieren und verbessern. Seine Methode ist die technologische Transformation des Menschen zu einem posthumanen Wesen.

Der technologische Posthumanismus ist hingegen nicht mehr direkt am Menschen interessiert, sondern vielmehr an der Entwicklung einer artifiziellen Superintelligenz, die den Menschen als >Krone der Schöpfung< überwinden wird, mit der das Zeitalter der Singularität anbrechen wird. Der kritische Posthumanismus schließlich hinterfragt die tradierten und zumeist humanistischen Dichotomien wie bspw. Frau/Mann, Natur/Kultur sowie Subjekt/Objekt, die zu der Entstehung unseres gegenwärtigen Mensch- und Weltbildes maßgeblich beigetragen haben. In diesem Vortrag werden die Kerngedanken des Transhumanismus und technologischen Posthumanismus einer kritisch-posthumanistischen Prüfung unterzogen.

Zur Vortragenden

Dr. Janina Loh (geb. Sombetzki) ist Universitätsassistentin (Post-Doc) im Bereich Technik- und Medienphilosophie an der Universität Wien. Sie hat an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und von 2009 bis 2013 im Rahmen des von der DFG finanzierten Graduiertenkollegs Verfassung jenseits des Staates: Von der europäischen zur Globalen Rechtsgemeinschaft? promoviert, betreut durch Prof. Volker Gerhardt und Prof. Rahel Jaeggi. Ihre Dissertation Verantwortung als Begriff, Fähigkeit, Aufgabe. Eine Drei-Ebenen-Analyse erschien 2014 bei Springer VS.

Nach einem dreijährigen Post-Doc-Aufenthalt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (2013-2016) arbeitet Janina Loh seit April 2016 in Wien an einer Einführung in den Trans- und Posthumanismus (Junius 2018) sowie an einer Einführung in die Roboterethik (Suhrkamp 2019). Ihr Habilitationsprojekt verfasst sie zu den Kritisch-Posthumanistischen Elementen in Hannah Arendts Denken und Werk (Arbeitstitel). Zu ihren engeren Forschungsinteressen zählen neben der Verantwortungsforschung, Hannah Arendt und der Roboterethik auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Human Enhancement sowie mit den Denkrichtungen des Trans- und Posthumanismus, d.h. mit Vervollkommnungs-, Überwindungs- und Unsterblichkeitstheorien des Menschen.

Weitere Informationen zu Janina Loh finden sich hier