Im Vorbeigehen II/18: PARASTOU FOROUHAR.
Parastou Forouhars digitale Zeichnungen verwickeln in ein lustvolles Betrachten. Die auf den ersten Blick harmlos-dekorativen ornamentalen Bildfindungen lassen jedoch bei näherer Betrachtung Folterszenen, Momente von Brutalität und menschlichem Leid, erkennen – schematisierte Figuren, Täter und Opfer ohne individuelle Züge, heben sich nach und nach aus der Verschlungenheit der Bildgefüge ab. Das Ornament dient indes nicht nur zur Verwicklung der RezipientInnen in das Bildgeschehen. Es erschöpft sich auch nicht in der Etablierung einer geografisch-kulturellen Verortung.
Das Ornament wird in Forouhars digitalen Zeichnungen als repressives Ordnungssystem ausgewiesen, das alle Bildelemente unter seinen Willen zwingt. Die Künstlerin analysiert und visualisiert in ihren Darstellungen Aspekte von Ordnung, Macht und Gewalt, die sowohl in der Ordnungsfunktion des Ornaments als auch in repressiven Herrschaftssystemen und Praktiken der Gewaltanwendung wirksam sind. So wird die Möglichkeit zum strategischen Einsatz des Ornaments eröffnet, der gesellschaftliche und politische Missstände zu kritisieren und auf aktuelle Problemlagen zu verweisen vermag.
Die auf dem Ornament basierende Bildsprache eröffnet mir die Möglichkeit, kontroversen Empfindungen und den daraus entstandenen Paradoxien Ausdruck zu verleihen und den Verlustmoment einzufangen.
(Parastou Forouhar, 2019)
Ausstellungsdauer bis 30. Jänner 2021
Die seit Anfang März 2020 eingerichtete Ausstellung war während des Sommersemesters 2020 coronabedingt nicht bzw. nur sehr eingeschränkt zugänglich. Auch das für Juni geplante Kunstgespräch zur Mittagszeit musste aufgrund der Corona-Maßnahmen leider abgesagt werden.
Die Ausstellung war daher auch während des Wintersemesters 2020/21 bis 30. Jänner 2021 im Rahmen der Corona-Bestimmungen bei freiem Eintritt zu sehen.
Kunstgespräch im Onlinemodus
Das "Kunstgespräch zur Mittagszeit" fand am Montag, dem 14. Dezember 2020 im Onlinemodus statt (Bericht). Gezeigt wurde hier u.a. auch ein 'virtueller Rundgang' zu den an der KU Linz ausgestellten Arbeiten (Rundgang [PDF]).
Die Installation Ich ergebe mich / I surrender im Lesesaal der Bibliothek der KU Linz konnte nur bis 14. Dezember 2020 gezeigt werden.
Zur Künstlerin
Parastou Forouhar, 1962 in Teheran, Iran geboren, studierte von 1984–1990 an der Kunstakademie in Teheran und gehörte zu den ersten StudentInnen nach der Islamischen Revolution. 1991 verließ sie ihr Heimatland für ein Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und lebt seitdem in Deutschland. Derzeit nimmt Forouhar eine Professur für eine Klasse für Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz für die Dauer von fünf Jahren wahr.
Die international gefragte Künstlerin, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen und Stipendien, realisiert neben digitalen Zeichnungen, die im Zentrum von Im Vorbeigehen II/18 stehen, fotografische Arbeiten sowie Objekt- und Rauminstallationen.
Weitere Informationen auf der Homepage der Künstlerin.
Im Vorbeigehen II/18 wurde gefördert von
- Land Oberösterreich
- Stadt Linz
- Günter Rombold Privatstiftung