Eva Fischers erkenntnispoetische Auf-Zeichnungen
Zahlreiche Kunstinteressierte, Studierende und Freunde fanden sich zur Vernissage an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz ein, als Eva Fischer ihre „erkenntnispoetischen Auf-Zeichnungen" präsentierte.
Nach der Einführung von Monika Leisch-Kiesl, Präses des Instituts für Kunstwissenschaft und Philosophie der KTU, folgte ein Kurzvortrag des Wirtschaftswissenschafters Jörg Krenmayr, welcher sich mit der „Bedingung der Möglichkeit des Eigensinns aus neurowissenschaftlicher Sicht“, mit Fragen der Subjektivität und der Willensfreiheit beschäftigte – und mit der Feststellung, dass wohl jeder „einen Vogel“ (nötig) habe, überleitete zur aktuellen Ausstellung:
Eva Fischer spielt mit Sprache, sie schafft „Textminiaturen“, in denen sie durch leichte Verschiebungen auf der Zeichenebene der Sprache neue Bedeutungen entlockt. Mitunter formt sie ihre Texte zu Bildern, wodurch sie nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen sind. Diese verbinden sich mit Zeichnungen, einem zweiten Genre Eva Fischers, bei denen sie mit einem „gleichermaßen neugierigen wie klaren Strich“, so Leisch-Kiesl, einerseits vertraute, andererseits ungewöhnliche Wesen schafft. „Das heiter-ironische Aufeinandertreffen von sprachlichen und bildlichen Gedanken stößt den Betrachter/Leser auf stets wieder neue Fährten, der Welt überraschende Seiten zu entlocken.“
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit Stücken der Sängerin und Komponistin Julia Fischer.
Die Ausstellung von Eva Fischer an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz war im Sommersemester bis 28. Juni 2008, jeweils Mo - Fr von 8 - 17 Uhr bei freiem Eintritt im Hörsaal 5 zu sehen.
Erkenntnis braucht einen Leib, drum steck ich sie in Federkleid, sagte ich, gab meiner Taube den Segen und öffnete ihr das Fenster. Die Geschichte deines Geistes wird trotzdem keine heilige werden, lästerte Egon. Ich ließ mich nicht beirren, mein Geist suchte Halt im Tier, und auch die Umkehrung galt: Mein Vogel wollte geistreich sein. Alles in allem lag mir an einem tirilierenden Seinbezug. Ich plädierte deshalb für die Verbindung, besser noch Verschmelzung von Ontologie und Ornithologie.
Aus: Eva Fischer: Vom Aufgehen der Wiesenknöpfe. Miniaturen, Edition Egon, Privatedition, Schönering 2007. Das Buch ist erhältlich bei der Autorin (e.fischer@gmx.at) und in der Buchhandlung ALEX.
Zur Künstlerin
Eva Fischer studierte Sozialwirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz und verfasste ihre Diplomarbeit zum Thema "Meine Kunst ist Befreiungspolitik!" Eine Annäherung an die Arbeit von Joseph Beuys aus dem Blickwinkel der Gesellschaftspolitik. Sie studierte einige Semester Kunstwissenschaft und Philosophie an der KTU Linz und war dabei auch an der Entwicklung des Projekts „kunstbaukasten“ beteiligt. Seit 2000 ist Eva Fischer Autorin von Texten und Bildern. Die 1951 geborene Künstlerin schreibt Miniaturprosa und Lyrik, die sie in mittlerweile drei Büchern veröffentlichte, und ergänzte diese durch Zeichnungen, Fotoarbeiten und Objektkunst. 2005 wurde Eva Fischer mit dem Marianne von Willemer-Literaturpreis ausgezeichnet.