Rebekka Sturmbauer absolviert "Das Theologische Studienjahr in Jerusalem" in Israel.

Im akademischen Studienjahr 2018/19 bekam Rebekka Sturmbauer als erste das neu ins Leben gerufene Österreichstipendium für das Programm "Das Theologische Studienjahr in Jerusalem" und verbrachte zwei Semester mit dem Studium der biblischen Fächer, der Ostkirchenkunde, Judaistik und Islamwissenschaften. Ein Teil des Programmes bestand zudem aus zahlreichen Exkursionen zu alle nennenswerten Ausgrabungsstätten in Israel.

…Ort der Verheißung, des Konflikts, der Hoffnung, der Divergenz, der Vielfalt, der Ambivalenz, der Heterotopien, der Hegemonie(n), ein Ort differierender Repräsentationsansprüche, der Faszination, eines kulturell-religiösen Konglomerats, Ort des Miteinanders, Nebeneinanders und Gegeneinanders sowie Ort der Begegnung – Jerusalem.

Es ist ein Ort der Spannung, des "Zwischen", der Differenz. Ich bin hier Studentin, Langzeittouristin, flüchtig Bekannte, Fremde, scheinbar seltenes Exemplar namens "die Österreicherin" (;D). Von meinem Balkon aus höre ich abwechselnd Schofar-Bläser, Muezin-Rufe und Kirchenglocken – die Stadt scheint zu jeder Tages- und Nachtzeit zu pulsieren.

Mein Leben spielt sich zwischen Hörsaal inklusive Vorlesungen sowie Seminaren und Exkursionen ab. Während in Vorlesungen und Seminaren die Gehirne heiß laufen und der je subjektive Denkhorizont potenziell permanent aus den Angeln gehoben wird, kommen als Ausgleich auch die Füße zu ihrem wohlverdienten Einsatz.

Besonders eindrucksvoll war die neuntägige Exkursion in die Negev-Wüste, wo die Kreativität nicht vor Höhlenmalereien, Wüstenbasketball oder steinernen Windschutzbauten Halt machte, die individuelle Transpirationsgrenze ausgetestet werden konnte und sich das Beobachten der Milchstraße am nächtlichen Sternenhimmel wie ein Blick in die Unendlichkeit anfühlte.

Unendlich erscheint auch der mögliche Wissenshorizont, der sich durch die unterschiedlichen Veranstaltungen „offenbart“: von ökumenischen Studientagen, einem Seminar zum Abendmahl- und Eucharistieverständnis aus ökumenischer Perspektive, Archäologievorlesungen, über Einführungen in kulturell-religiöse Kompetenz, Religionsökonomie, christliche Spiritualität und Wüstenväter, bis hin zu rabbinischer Exegese (slow reading) sowie Geopolitics und politischer Zeitgeschichte. Zuletzt wurden in Form einer Ringvorlesung, die das Theologische Studienjahr gemeinsam mit dem Studienprogramm „Studium in Israel“ für evangelische Studierende die Themen christlich-jüdischer Dialog bearbeitet und der Hiskia-Tunnel (inklusive Kneipp-Tour im erfrischenden Wasser) erforscht.

Im Moment genieße ich noch die mittlerweile herbstlichen Sonnenstrahlen in Jerusalem – die Zeit vergeht wie im Flug, manchmal muss ich zusehen, mir selbst mit dem Verarbeiten und Aufsagen aller Impressionen hinterherzukommen ;D

Es ist echt eine Herausforderung, dieses gefühlte Maximum an Erfahrungen in ein Minimum an Worten zu verpacken, weswegen ich auf den Blog, den zwei meiner Kommilitoninnen regelmäßig mit den neuesten Infos und eindrucksvollsten Fotos updaten, verweisen darf: https://tsj45.wordpress.com/.

Viel Spaß beim Lesen und herzliche Grüße aus Jerusalem bzw. nach Linz wünschend,
Rebekka Sturmbauer

Rebekka Sturmbauer studiert im 6. Semester des Diplomstudiums Katholische Theologie an der KU Linz und war im Studienjahr 2018/19 in Jerusalem, Israel.