Katharina Hollinetz an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien.
Mir wurde oft die Frage gestellt, ob es denn nicht eine Schnapsidee sei in Zeiten einer weltweiten Pandemie, Zeiten des Social Distancing, der geschlossenen Universitätscampusse und Ländergrenzen, ein Auslandssemester zu planen. Für mich stand jedoch von Anfang an fest, falls es irgendwie möglich sein wird, werde ich diesen Traum verwirklichen. Rückblickend hat sich diese Reise, so wie meine anderen als Horizont erweiternd und überaus bereichernd herausgestellt. Durch die Umstände und wie es bei Planungen generell oft der Fall ist, führte mich mein Weg über verworrene Pfade, angefangen bei der Suche nach einer passenden Universität, die sich durch meine relativ konkreten Wünsche nicht ganz einfach gestaltete. Mit Frau Kratschanovas Hilfe, die mir bei all meinen Bedenken mit Rat und Tat zur Seite stand, fand ich schließlich nach erträumten Umwegen über Spanien und sogar die Phillipinen und Südkorea meinen Weg nach Belgien, an die Katholieke Universiteit Leuven. Bereits beim Auswählen der Kurse für das Semester kam große Freude auf und ich fühlte mich wie an einem riesigen Buffet. Durch die Größe der KU Leuven und ihre zahlreichen Fakultäten wurde mir eine große Vielfalt an Kursen zur Auswahl geboten und da ich das Meiste in meinen Wahlfächern anrechnen ließ, konnte ich mich meinen Interessen nach austoben. Ich entschied mich dafür, nicht nur Philosophie- und Kunst-, sondern fakultätenübergreifend auch Psychologie- und Geschichtekurse zu belegen. Zu meiner großen Freude wurde außerdem von dem zur Universität zugehörigen Sprachzentrum ein Niederländischkurse für Erasmus-Studierende angeboten, was mir die Möglichkeit gab neben dem Studium meine Sprachkenntnisse auszubauen.
Bei meiner Ankunft in Belgien kam ich bereits in den Genuss der Fürsorglichkeit der zahlreichen Studierendenorganisationen, die sich überaus bemühten trotz der durch Covid einegschränkten Möglichkeiten den Austauschstudentinnen und -studenten den Einstieg so angenehm wie möglich zu machen. Eine Woche vor Vorlesungsbeginn fand eine Orientierungswoche statt, in der täglich verschiedene Aktivitäten angeboten wurden, wie Spaziergänge durch Leuven, Radtouren, gemeinsame Museumsbesuche, und die Gelegenheit bei Kaffe und Tee mit anderen Studierenden ins Gespräch zu kommen. Einige Veranstaltungen, wie Quizrunden und andere Spiele fanden auch online statt. Es gab außerdem sehr informative Vorträge zum Ablauf des Studienalltags, vor allem in Bezug auf die Covid-Situation. Zur Zeit meiner Ankunft in Belgien war das Land in einem Lockdown, in Leuven gab es eine Ausgangssperre ab Mitternacht und es war nicht gestattet, in Gruppen von mehr als vier Personen unterwegs zu sein. Trotzdem war es der Universität möglich, einige Kurse vor Ort, am Campus abzuhalten, was mich nach den vergangenen Semestern in Heimlehre sehr erfreute. Die Organisation der Universität war sehr gut und auch Kurse, die online stattfinden mussten waren durch zusätzlich zur Verfügung gestelltes Lesematerial oder zusätzlich angelegte Fragestunden sehr lehrreich und gut zu folgen. Generell war die Kommunikation mit der Universität sehr gut und auch der Ombudsservice war gut erreichbar und half schnell und unkompliziert bei allen Problemen.
Im Vergleich zur KU Linz ist die KU Leuven eine sehr große Universität und es waren trotz Corona viele internationale Studierende vor Ort, was die Möglichkeit bot, auch internationale Kontakte zu knüpfen. Es gibt außerdem sehr viele Angebote von der Universität, wie zahlreiche Lernräume und Bibliotheken, die in der Prüfungszeit recht begehrt sind. Die Stadt Leuven selbst ist mit ihren etwa 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern relativ überschaubar. Ich genoss am Meisten, dass es einige sehr schöne Parks in und um Leuven gibt und dass man so schnell vergessen kann, dass man sich in der Stadt befindet. Außerdem ist die Architektur in Leuven, wie in vielen anderen belgischen Städten, sehr bezaubernd. Die Anbindung zu größeren Städten ist sehr gut, falls doch einmal Lust nach mehr Trubel aufkommen sollte, mit dem Zug ist Brüssel innerhalb von etwa 20 Minuten zu erreichen und auch andere sehenswerte Städte können schnell besucht werden. Belgien hat einiges zu bieten und neben den kulinarischen Highlights für die es berühmt ist, wie Schokolade, Waffeln, Pommes, Muscheln und Bier, gibt es auch viele schöne Orte, die einen Besuch wert sind. Mit so viel Angeboten neben einem durchaus fordernden und aufregenden Unialltag wurde mir nie langweilig und ich hätte gerne noch ein weiteres Semester in Leuven verbracht.