Bioethik-Sommerschule in Thessaloniki: Teilnehmer berichten.

"Bioethics in Context. Sources of an Integrative Bioethics in the History of Philosophy", unter diesem Titel fand vom 23. bis 28. Juni 2024 eine internationale und interdisziplinäre Sommerschule in Thessaloniki statt. Seitens der KU Linz nahmen Senior Lecturer Max Gottschlich vom Institut für Praktische Philosophie/Ethik als Vortragender und Lehrender sowie der Masterstudierende Martin Scheider teil.

Organisiert wurde die Sommerschule vom Lehrgebiet "Praktische Philosophie – Ethik, Recht, Ökonomie" des Instituts für Philosophie der FernUniversität in Hagen sowie von der Aristoteles-Universität Thessaloniki. Kooperationspartner waren neben der Katholischen Privat-Universität (KU Linz) die Universitäten Zagreb und Sofia. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die finanzielle Unterstützung von ERASMUS, das Goethe-Institut Thessaloniki fungierte vor Ort als Gastgeber.

Programm

Eindrücke und Erinnerungen

Das Thema "Sources of an Integrative Bioethics in the History of Philosophy" bot Gelegenheit, bioethischen Fragen anhand ausgewählter Ansätze der philosophischen Tradition nachzugehen. Ausdrückliches Ziel war es, auch abseits der in den Debatten üblichen Referenzen bedeutsame Ressourcen für die Bioethik zu finden. Der Bogen spannte sich dabei von antiken Denkern über Thomas von Aquin, der italienischen Renaissancephilosophie, Vertretern der klassischen deutschen Philosophie bis hin zu Carl Gustav Jung, Alfred North Whitehead und Karl Jaspers. In einem Vortrag widmete ich mich dem Thema "Life and Death in Ancient Hedonism", daran schloss sich mein Seminar zum Thema "Nature Knowledge as a Mirror of Culture in Oswald Spengler".

 

Die Auseinandersetzung mit der philosophischen Tradition ist, wie sich zeigte, nicht nur anregend, sondern für eine Konkretisierung des bioethischen Denkens notwendig – sowohl in Hinblick auf den Inhalt (das Verständnis von Leben, Natur, Freiheit etc.) als auch in Hinblick auf die Methode (Verständnis des Integrativen der Integrativen Bioethik). Dies wurde im Rahmen einer online-Nachbesprechung am 29. Juni nochmals betont.

 

Das von den griechischen Kollegen Prof. Theodoros Penolidis und Prof. Miltiades Vantsos zusammengestellte Kulturprogramm führte zu den tief beeindruckenden makedonischen Königsgräbern in Vergina (Aigai) sowie zu den nicht fern davon auf einem Hügel gelagerten Ruinen des Palastes von Alexander dem Großen. Unter kundiger Führung eines Archäologen konnten wir dort jene Wege zwischen den Gemäuern beschreiten, auf denen einst Aristoteles, der als Privatlehrer für die Bildung des jungen Alexander Sorge trug, gewandelt haben musste.

Senior Lecturer DDr. Max Gottschlich
Institut für Praktische Philosophie/Ethik, KU Linz

Ich hatte dieses Jahr die Ehre, an der Sommerschule in Thessaloniki teilzunehmen. Nachdem ich mich im Juni 2024 erst am Ende des 2. Semesters meines – auf ein Lehramtsstudium in Psychologie und Philosophie folgenden – Masterstudiums Philosophie an der KU Linz befand, war ich anfangs skeptisch, ob ich denn überhaupt qualifiziert genug sei, um an diesem Event teilzunehmen. Diese Skepsis verflog allerdings schon in den ersten Minuten nach der Ankunft, da man sofort merkte, wie offen und gastfreundlich die anderen Teilnehmer:innen und die Organisator:innen waren. Was folgte war eine Woche voller interessanter Diskussionen zu Themen aus verschiedensten historischen Epochen und anregender Gespräche sowohl mit anderen Studierenden als auch mit Professor:innen und Vortragenden - und eine Woche voller Sonne sowie, nicht zuletzt, voll der altbekannten griechischen Gastfreundschaft.

 

Rückblickend würde ich diese Woche nicht nur als lehrreich, sondern genauso als inspirierend und persönlichkeitsbildend beschreiben. Der egalitäre Umgang zwischen Studierenden und Professor:innen, die gleichzeitig dicht aber doch auch ausreichend breit angelegte zeitliche Organisation der Woche und die Location an sich erzeugten in Kombination eine Erfahrung, auf die ich sicher noch längere Zeit mit Freude zurückblicken werde.

 

An dieser Stelle möchte ich mich insbesondere bei Herrn Senior Lecturer Max Gottschlich bedanken, der mir nicht nur die Teilnahme empfohlen hat, sondern mir auch unter der Woche sehr freundschaftlich entgegengetreten ist und viele interessante weiterführende Gedankengänge bei gemeinsamen Mahlzeiten angestoßen hat.

Martin Scheider BEd
Masterstudium Philosophie, KU Linz

"Bioethik im Kontext"
Die Sommerschulreihe "Bioethik im Kontext" behandelt zentrale Fragen im Verhältnis von Leben und Freiheit, die mit jährlich wechselnden thematischen Schwerpunkten aus multinationaler wie auch interdisziplinärer Perspektive reflektiert werden. Die unterschiedlichen Fächerkulturen der in bio- und medizinethischen Fragen involvierten Disziplinen finden dabei ebenso Berücksichtigung wie kulturell und juridisch verankerten Perspektiven auf diese Fragen. Das einigende Band ist dabei der Gedanke einer "Integrativen Bioethik".

Organisiert werden die Sommerschulen seit elf Jahren vom Lehrgebiet "Praktische Philosophie – Ethik, Recht, Ökonomie" des Instituts für Philosophie der FernUniversität in Hagen (Prof. Thomas S. Hoffmann) in wechselnden Kooperationen mit anderen Universitäten sowie an wechselnden Standorten. Das Institut für Praktische Philosophie/Ethik der KU Linz zählt – neben den Universitäten von Rethymno, Sofia und Zagreb – zu den Kooperationspartnern.

Vorausschau
Die nächste Sommerschule zum Thema "Normativity and Nature" ist für Anfang Juli 2025 an der KU Linz geplant.

Details zu Programm und Anmeldung werden zeitgerecht auf den Webseiten der KU Linz sowie der FernUniversität in Hagen bekannt gegeben!

24.9.2024/MG/MS/RK