Midissage zur „Galerie der Aufrechten“

Die „Galerie der Aufrechten“ ist eine Ausstellung des Studentenwerks „Weiße Rose“, das Porträts von Menschen des Widerstands gegen das NS-Regime zeigt. Über 30 Künstlerinnen und Künstler haben sich an diesem Projekt beteiligt und in ihren Werken Menschen des Widerstands in ihrer biographischen Vielschichtigkeit dargestellt. Auf Initiative der Diözese Linz ist derzeit eine Auswahl von 30 Porträts an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz zu sehen.   

Die Midissage am 19. Oktober bot die Möglichkeit, die künstlerischen Arbeiten näher zu betrachten und dabei eine inhaltliche und pädagogische Einführung zur Schau zu erhalten. Bei der von Thomas Schlager-Weidinger und Andreas Schmoller organisierten Veranstaltung waren neben den Mitgliedern des diözesanen Jägerstätter Beirates auch Nachfahren von zwei in der Ausstellung präsentierten Aufrechten anwesend. Vize-Rektorin Gabriele Zehetner konnte sowohl die Tochter von Franz Jägerstätter, Maria Dammer als auch eine Enkelin von Alois Dempf, Birgit Morawek, begrüßen.

Der Philosophieprofessor Dempf zählt zu den bislang weitgehend unbekannten Personen, die dem Kreis des intellektuellen Widerstands zugerechnet werden. Für seine NS-kritischen Äußerungen wurde er nach dem „Anschluss“ mit einem Lehrverbot belegt und verließ die Universität Wien bis 1945. Laut Schmoller ist an Alois Dempf das Nebeneinander von denkerischer Verteidigung individueller Freiheit und Verantwortung und zum anderen das konkrete Widerstandshandeln hervorzuheben. Seine weltanschauungskritische Sicht auf Geschichtsideologien begann in seiner Auseinandersetzung mit der Philosophie Hegels, deren verhängnisvollen Anschlusspunkte und Umdeutungen er aufzeigte.

Seine Aufrichtigkeit zeigte er als Katholik aber auch gegenüber seiner Amtskirche, indem er den Papst (vergeblich) vor dem Abschluss eines Konkordats mit Hitler-Deutschland warnte und 1934 in der Schrift „Die Glaubensnot der Katholiken“ eine klare Positionierung der Kirche gegen den Nationalsozialismus forderte.

Die Ausstellung rückt Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, sowie die Frage nach Aufrichtigkeit unter den Bedingungen einer totalitären Herrschaftsform. Unterschiedliche Widerstandsformen werden dadurch nicht in eine Hierarchie gebracht. Die Vielfalt an Porträts erzeugt vielmehr ein breites Angebot, sich von der ein oder anderen individuellen Geschichte besonders ansprechen zu lassen. Albert Camus hatte in der Résistance etwas von dem wiederentdeckt, „was dem Leben und Tod Würde verleiht.“ Der Gestus der Aufrichtigkeit spricht auch in der Gegenwart an. Schlager-Weidinger betonte, dass das pädagogische Begleitangebot den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart spannt und fragen lässt, welche Porträts in einer Galerie der Aufrechten der heutigen Zeit Platz finden sollten.

In dem Grußwort von Bischof Manfred Scheuer erinnerte Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer an die Bedeutung der beständigen Erinnerung, die der Absicht der Nationalsozialisten, ihre Opfer spurlos zum Verschwinden zu bringen, entgegensteht. 

Noch bis 11. November 2022 ist die Schau an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz bei freiem Eintritt, jeweils Montag bis Freitag von 7:30 bis 17 Uhr zu besichtigen.

v.l.n.r. Thomas Schlager-Weidinger, Andreas Schmoller, Maria Dammer, Gabriele Zehetner, Maximilian Mittendorfer (Foto: M. Kraml, Diözese Linz)