Symposium: Rolle der Religionen in aktuellen europäischen Konflikten.
24. November 2022
16:15 - 19:45 Uhr
KU Linz: H4
Symposium des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der KU Linz
Brandstifter und Friedensstifter.
Die Rolle der Religionen in aktuellen europäischen Konflikten.
Der Ukraine-Krieg und der zugrundeliegende Konflikt werden häufig aus friedensethischer und politischer Perspektive diskutiert, aber – sowohl im Allgemeinen als auch im Besonderen an der KU Linz – noch wenig unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung der Religion. Aber religiöse Legitimierungen von kriegerischen Handlungen und religiös motivierte Friedensappelle sind und waren stets ein wichtiger Teil des öffentlichen Diskurses – und für die Theologie, insbesondere die Christlichen Sozialwissenschaften, die Politikwissenschaften und die Soziologie, relevante Forschungsfelder. Deshalb soll im Rahmen dieses Symposiums die Rolle der Religion bzw. der Religionsgemeinschaften in der europäischen Konfliktarchitektur näher beleuchtet, kompetent erörtert und interdisziplinär diskutiert werden.
Die Frage nach den Kriegs- und Friedenspotentialen von bzw. in Religionen steht im Mittelpunkt und soll von unterschiedlicher Seite diskutiert werden: Inwiefern finden sich in Religionsgemeinschaften Positionen, die das normative Projekt der Moderne (hier grob verstanden als Realisierung von Demokratie und Menschenrechten) befürworten und somit friedensstiftendes Potential entfalten können? Und welche Stellung nehmen Religionsgemeinschaften in sich wandelnden politischen Kontexten, insbesondere in Krisensituationen ein? Wie steht es hierzulande mit der Kriegsbefürwortung in der Bevölkerung? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen Religiosität und einer positiven Haltung zum Krieg? Welche Bedeutung hat Religionspolitik für eine europäische (Außen)Politik in Kriegszeiten? Und wie kann Europa vor dem Hintergrund politisch relevanter religiöser Konfliktlinien in der aktuellen Situation zusammenhalten?
Die Veranstaltung vertieft den Forschungsschwerpunkt des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften zum Diskurs über den Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie über den politischen Gewaltverzicht und die Anerkennung der Menschenrechte durch Religionsgemeinschaften.
Das Symposium möchte einen Beitrag dazu zu leisten, die Theologie im Austausch mit anderen Wissenschaften zu halten. Es wird insbesondere der Theoriediskurs in Religionssoziologie, Politikwissenschaften und Sozialethik aufgenommen, die Veranstaltung ist aber selbstverständlich offen für Interessierte aus allen anderen Disziplinen.
Programm
16:15 Uhr:
Begrüßung
Katja Winkler, Linz
16:25 Uhr: Einführung
Fluide Wahrheiten? Zur Anpassungsfähigkeit religiöser Positionen an politische Kontexte
Christian Spieß, Linz
16:45 Uhr: Vortrag
In welchem Zusammenhang stehen Religiosität und Kriegsbefürwortung?
Ergebnisse einer quantitativen Studie in Österreich
Alexander Yendell, Leipzig
17:15 Uhr: Reaktion Oliver Hidalgo und anschließende Diskussion im Plenum
Kleines Buffet
18:15 Uhr: Abendvortrag und Diskussion
Die Konfliktanfälligkeit religiöser Identitäten und die politisch-theologische Zerrissenheit Europas
Oliver Hidalgo, Münster
Kurzbiographien
Oliver Hidalgo, apl. Prof. Dr. rer. pol., ist Politikwissenschaftler und wurde an der Universität Regensburg mit der Arbeit „Unbehagliche Moderne. Tocqueville und die Frage der Religion in der Politik“ promoviert. Zurzeit ist er apl. Professor für Politikwissenschaft an der Universität Regensburg und Akademischer Oberrat am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster. Seine Forschungsschwerpunkte sind Politische Theorie und Ideengeschichte, Demokratischer Frieden und Theorie der Internationalen Beziehungen, Demokratie und Gewalt sowie das Verhältnis von Politik und Religion. Er ist Sprecher des Arbeitskreises „Politik und Religion" der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft und Mitglied des AK Religion und Frieden der DGS. Hidalgo beschäftigt sich seit Jahren mit den Themen gerechter Frieden und christliche Friedensethik, gerechter Krieg in der katholischen Tradition und Politische Theologie.
Alexander Yendell, Dr. phil., ist Soziologe und wurde an der Universität Münster (D) mit einer Arbeit zum Thema soziale Ungleichheiten in der beruflichen Weiterbildung promoviert. Er ist zurzeit am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Leipzig tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Rechtsextremismus und Autoritarismus, politischer Protest, religiöse Pluralität und soziale Ungleichheit. Er ist Vorstandsmitglied des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung an der Universität Leipzig und Sprecher der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) und in diesem Kontext Initiator des AK Religion und Frieden. Yendell hat in den letzten Jahren empirische Studien sowohl zur Gewaltbereitschaft von Jugendlichen als auch zu weltanschaulichen Haltungen, Persönlichkeitsstrukturen und Kriegsbefürwortung in Österreich durchgeführt.
2.11.2022/kd