Start der Linzer Lesegruppe zu A. Hellers "Theorie der Gefühle".
01. October 2019
12:30 - Uhr
KU Linz: Seminarraum 1 & Katakomben
Da Gefühle in der Antike ein moralisches Problem darstellten, wurden sie über die Analyse der Tugenden, denen verschiedene Gefühle zugeordnet wurden, abgehandelt. Auch das Mittelalter behandelte Gefühle auf ethische Weise, es ging um die gute Christin. Alles Geistige war gut und die zum Leib gehörenden Gefühle negativ. Und auch noch in der bürgerlichen Weltepoche verschwindet Moral nicht, sie wird nur anders befragt. Die Frage, die Kant stellt, ist, wie Moral möglich ist. Und auch hier ist die Gefühlswelt der Ausgangspunkt. Eine weitere theoretische Annäherung ist jene, das Problem der Gefühle durch die Konfrontation von Gefühl und Verstand oder Vernunft zu lösen. Beim Positivismus erscheint das Gefühl als störender Faktor im Prozess zweckrationalen Handelns. Jung etwa drehte Vernunft und Gefühl auf den Kopf und meinte, das Denken würde das Fühlen stören. Im 20. Jahrhundert (Hellers Buch erschien 1981) ging es im Wesentlichen darum die Einheit von Gefühl und Denken zu begründen.
Hellers Standpunkt akzeptiert die Fragestellung des Zeitalters und analysiert das Verhältnis von Gefühl, Denken und Moral. Heller sieht, dass wir zwar einheitliche Wesen sind, unsere Persönlichkeit aber gespalten ist. Der einheitliche Mensch ist für Heller eine empirische Tatsache. Sie spricht von der "einheitlichen, sich in den Aufgaben (Anforderungen) der Welt verwirklichenden gefühlsreichen Persönlichkeit". In ihrem Buch diskutiert Heller im ersten Teil die Einheit des Menschen und im zweiten Teil die Spaltung der Persönlichkeit.
19.09.2019/Aloisia Moser/sm