Edina Meyer-Maril: Drei Frauen, drei Wege, eine Moderne.
17. April 2018
16:15 - Uhr
KU Linz: Hörsaal 1
Zusammen mit einer Einführung von Prof.in Dr.in Anna Minta: Jüdische Siedler in Palästina: Stilexperimente und kulturelle Identität.
Der erste Zionisten-Kongresses 1897 in Basel fordert "für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina". Obwohl die identitätsstiftende Funktion von Architektur diskutiert wird, bleibt die Frage offen, welche Form der neuen Heimstätte zu geben sei. Die beschränkten finanziellen Mittel, die Heterogenität der Einwanderer sowie deren diverse politischen, kulturellen und religiösen Motivationen der Einwanderungen tragen zur Vielfalt architektonische Formgebung und Stilexperimente bei. Architektinnen nahmen an der Entwicklung eines modernen Baustils selbstverständlich teil.
Genia Averbuch, Judith Segall-Stolzer und Elsa-Gidoni-Mandelstamm kamen aus verschiedenen Gegenden Europas und auf unterschiedlichen Wegen nach Eretz-Israel, aber sie alle planten und bauten ebenso zeitgemäß wie modern. Wie alle Architekten, die aus dem Ausland kamen, waren auch sie gezwungen, ihr bereits erworbenes Fachwissen in eine neue Realität umzusetzen: neuartige Bauaufgaben, andere Formate, Materialien und Bautechniken sowie ein ungewohntes Klima. Anhand dieser drei Architektinnen, die Wesentliches zur Vermittlung der europäischen Moderne in Eretz-Israel beigetragen haben, lassen sich exemplarisch die unterschiedlichen Lebenswege erörtern sowie die mannigfaltigen Quellen, aus denen sich der Transfer des avantgardistischen architektonischen Formenvokabulars nach Palästina speist.
Edina Meyer-Maril war bis 2013 Senior Lecturer am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Tel Aviv. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte an der Freien Universität und der Technischen Universität Berlin. In ihrer Dissertation untersuchte sie den Mietshausbau des Architekten Paul Mebes in Berlin von 1906 bis 1938. Sie forscht und publiziert zu europäischen und vor allem deutschstämmigen Architekten in Eretz-Israel/Israel, zur Architektur der Synagoge und des Volkshauses und zum Orientalismus in der Malerei und der Architektur.
Der Vortrag findet im Rahmen der VL «Multiple Moderne» von Prof.in Dr.in Anna Minta, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der KU Linz, statt.